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Anastasija 02 - Der Rest war Schweigen

Titel: Anastasija 02 - Der Rest war Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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Zigarette in der Hand im Treppenhaus stand. Vakar nickte seiner Tochter zu und wollte bereits die Wohnungstür aufschließen, als Lisa ihn anrief.
    »Warte, Papa.«
    Lisa stand eine halbe Treppe tiefer, Vakar ging schweigend zu ihr hinunter.
    »Papa . . . die Mutter war heute bei der Patentante.«
    Vakar runzelte die Stirn. Er verabscheute die bigotte, dicke Person, die aussah, als bestünde sie aus Gelee, und die Jelena seinerzeit dabei unterstützt hatte, sich taufen zu lassen. Zum Glück spürte Jelena, daß ihm diese Frau, gelinde gesagt, unangenehm war, und hatte aufgehört, sie ständig zu sich nach Hause mitzuschleppen. Von ihr kam dieser ganze gefährliche Unsinn von der ungerächten, unerlösten Seele des Kindes.
    »Und was hat die Patentante gesagt?« fragte Vakar, der nicht versuchte, ein spöttisches Lächeln zu unterdrücken.
    »Die Mutter möchte, daß sie jemanden für sie findet . . . Nun ja, du weißt schon, wovon die Rede ist. Sie ist der Meinung, daß du zu lange wartest, daß man sich auf dich nicht verlassen kann. Dann müssen eben fremde Leute dafür sorgen, daß Andrjuschas Seele Frieden findet, wenn es dem eigenen Vater egal ist, sagt sie.«
    »Hast du hier auf mich gewartet, um mir das zu sagen?«
    »Ich habe dein Auto durchs Fenster gesehen und wollte dich hier draußen abfangen. Papa, du wirst es doch selbst machen, nicht wahr? Erlaube der Mutter nicht . . . Du mußt es selbst machen, dann wird alles richtig sein.«
    »Das solltest du deiner Mutter sagen«, antwortete der General trocken. »Ich habe euch beide schon hundertmal gebeten, mich nicht zu drängen und keine Diskussionen in dieser Sache mit mir anzufangen. Und ich kann das noch hundertmal wiederholen. Ich lasse mich nicht drängen und führe mit euch keine Gespräche darüber. Geh wieder in die Wohnung!«
    Lisa stieg gehorsam die Stufen hinauf, sie ging in die Küche und begann, das Abendessen für den Vater aufzuwärmen. Vakar legte hastig seinen Mantel im Flur ab und betrat ohne anzuklopfen das Zimmer seiner Frau. Jelena kniete vor dem Sofa, vor ihr lagen Fotos von Andrjuscha und Zeitungsausschnitte, in denen die Rede von ihrem genialen Sohn war. In dem langen schwarzen Kittel, den sie jetzt statt eines Morgenmantels trug, mit dem abgezehrten, früh gealterten Gesicht, glich sie trotz des hellblonden Zopfes, den sie um den Kopf geschlungen hatte, einer furchterregenden schwarzen Krähe. Sie wandte den Kopf nicht nach ihrem Mann um.
    »Jelena, ich bitte dich, keine unüberlegten Schritte zu tun«, sagte Wladimir Sergejewitsch mit halblauter Stimme. »Führe bitte keine Verhandlungen mit deiner Patentante. Dazu besteht keine Notwendigkeit.«
    »Ich glaube dir nicht«, antwortete Jelena, ohne sich umzuwenden. »Du schiebst die Sache schon ein ganzes Jahr vor dir her. Offenbar hast du nicht vor, etwas zu tun.«
    »Ich bitte dich«, wiederholte Vakar mit Nachdruck. »Ich weiß, mit welchen Leuten sich deine Patentante umgibt. Jeder von ihnen würde innerhalb eines Tages gefaßt werden und dich ins Gefängnis mitziehen. Das, was du vorhast, nennt man Anstiftung zum Mord. Du wirst im Gefängnis landen. Verstehst du das denn wirklich nicht?«
    »Und wenn schon«, sagte sie mit tragischer Stimme. »Ich bin bereit, noch mehr zu leiden, wenn du als Vater nicht in der Lage bist, für dein Kind einzutreten. Ich werde ins Gefängnis gehen, aber daran wirst du schuld sein.«
    »Jelena, ich gebe dir mein Wort, daß ich die Sache in nächster Zeit zu Ende bringen werde. Ich gebe dir mein Wort.«
    »Gut, ich werde noch zwei Wochen warten«, lenkte sie zu Vakars Überraschung ein. »In genau zwei Wochen jährt sich unser dritter Feiertag. Bis zu diesem Tag mußt du gehandelt haben. Am besten, du tust es direkt an diesem Tag. Dann werden wir ein doppeltes Fest feiern.«
    Jelena Vakar lächelte triumphierend im Vorgefühl des Tages, an dem sich der Tod von Ravil Gabdrachmanow jähren und das letzte Opfer von der Hand ihres Mannes fallen würde. Igor Jerochin.
    5
    Weit hinter Moskau, in einer fernen asiatischen Stadt, war der Morgen eines Arbeitstages angebrochen. Zwei Männer saßen in einem weiträumigen Büro und begannen ihre Besprechung mit einer Tasse Tee. Einer von ihnen, ein hochgewachsener, grauhaariger Japaner, der einen gut sitzenden Anzug und eine teure Krawatte trug, nahm den Platz hinter dem Schreibtisch ein, er hatte sein undurchdringliches Gesicht zum Fenster gewandt. Draußen rauschte der Regen, sein Geräusch war das einzige, das in

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