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Anastasija 02 - Der Rest war Schweigen

Titel: Anastasija 02 - Der Rest war Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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Haare, auf dem Kopf ein Band oder so was, auch rot. Die Knöpfe der Bluse oben offen, halbnackte Titten. Sonst habe ich vor Schreck nichts gesehen.«
    »Was hat sie dir gesagt?«
    »Daß wir aufhören sollen, das Mädchen zu beschatten, wir stören sie. Sie haben ihre eigenen Absichten mit ihr, sie wollen keine Zeugen.«
    »Hat sie auch etwas vom Friedhof gesagt?«
    »Hat sie.«
    »Und hat sie auch etwas über den Chef gesagt?«
    »Hat sie. Ich soll ihm das Foto geben, sagte sie.«
    »Alles genau wie bei mir«, hauchte Kostyrja. »Eins zu eins. Haben wir vielleicht beide halluziniert?«
    »Und das Foto?« widersprach Surik. »Es liegt hier vor mir, ich kann es anfassen.«
    »Vielleicht handelt es sich doch um zwei verschiedene Frauen, was meinst du?« fragte Viktor hoffnungsvoll. »Wollen wir uns treffen und die Fotos miteinander vergleichen?«
    »Einverstanden«, antwortete Udunjan bereitwillig. »Du zu mir oder ich zu dir?«
    »Ich komme zu dir«, erwiderte Kostyrja schnell. Er konnte seine Freundin nicht mitten in der Nacht auf die Straße setzen, und er wollte auch nicht, daß sie Zeugin seiner Unterhaltung mit Surik wurde.
    Er hatte sich bereits angezogen und war gerade dabei, einen Zettel zu schreiben, um dem Mädchen zu erklären, wo es den Schlüssel hinlegen sollte, falls er länger ausbleiben sollte, als das Telefon erneut klingelte. Es war wieder Surik, und diesmal klang seine Stimme noch tonloser.
    »Kostyrja, eben hat mich Igor angerufen. Bei ihm war sie auch.«
    »Himmel Arsch, was geht hier vor?!« fluchte Viktor. »Ich wohne in Beljajewo, du in Marina Rostscha, Igor am Retschnoj Woksal. Auch nachts und mit dem schnellsten Auto schafft man das nicht schneller als in zwanzig Minuten. Wie ist so was möglich?«
    »Ich weiß nicht«, flüsterte Surik. »Kostyrja, ich habe Angst.«
    »Hast du Igor gesagt, daß ich auf dem Weg zu dir bin?«
    »Ja, er will auch kommen. Kostyrja, beeil dich, ich halte es nicht mehr aus, ich verliere den Verstand.« Er weinte fast.
    »Mach dir nicht in die Hose, ich bin gleich da.«
    Eine halbe Stunde später saßen die drei in Suriks riesiger Vierzimmerwohnung, die er für irrsinniges Geld gemietet hatte. Auf dem Tisch vor ihnen lagen drei Fotos. Es handelte sich um verschiedene Aufnahmen, aber auf allen dreien war dieselbe Frau zu sehen. Genau die, welche vor einer Stunde in ein und derselben Minute vor allen drei Männern gleichzeitig erschienen war.
    »Ja, sie ist es«, konstatierte Jerochin, nachdem er die Fotos eins nach dem anderen inspiziert hatte.
    »Zweifellos«, bestätigte Surik niedergeschmettert. Der überstandene Schrecken hatte seine riesigen, hellen Augen verdüstert. Die Begegnung mit dem Toten im Lift war noch ganz frisch in seiner Erinnerung, und jetzt das . . . Sollten diese zwei Kretins zu verstehen versuchen, was hier vorging, er, Udunjan, verstand überhaupt nichts mehr. Diese verfluchten Atheisten hatten den Leuten das Hirn vollgeschissen. Es gibt keinen Gott, keinen Teufel, keine Wunder, Tote werden nicht wieder lebendig . . . Von wegen. Man mußte nur genau hinsehen. Es gab alles, und alles konnte jederzeit passieren. Jeder schuldlos Ermordete rächte sich. Nur daß es nicht jedem gegeben war, das zu sehen. Er, Suren, sah es, aber Igor und Kostyrja war es nicht gegeben.
    »Irgendein Scheißdreck«, sagte Kostyrja. »So etwas gibt es nicht. Man hat uns in der Schule beigebracht, daß solche Dinge nicht existieren.«
    »Du mit deiner Schule«, spottete Jerochin mit matter Stimme.
    »Drei Klassen und sechsmal sitzengeblieben. Das war deine ganze Schule.«
    »Mach nur Witze, nur zu. Gleich platzt dir der Bauch vor Lachen, und deine Innereien fliegen durch die Gegend.« Kostyrja stellte wieder eine seiner düsteren physiologischen Prognosen. »Wenn du so gescheit bist, dann sag uns lieber, was wir jetzt machen sollen.«
    »Wir müssen zu Artjom fahren«, erwiderte Igor entschieden. »Das dürfen wir ihm nicht verheimlichen. Vielleicht sind wir ja wirklich jemandem auf den Schwanz getreten. Damit muß er sich auseinandersetzen.«
    »Wird er nicht denken, daß wir alle drei übergeschnappt sind? Du bist immer ein bißchen vorschnell, Igor, du machst es dir zu einfach. Wegen jedem Fliegenschiß rennst du zu Artjom, damit er entscheidet. Aber was zum Kuckuck nützen ihm Mitarbeiter, die nichts selbst entscheiden können, die mit jeder Kleinigkeit zu ihm gelaufen kommen. Drei ausgewachsene Männer, die sich in die Hosen machen, weil ihnen angeblich ein

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