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Anastasija 02 - Der Rest war Schweigen

Titel: Anastasija 02 - Der Rest war Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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was ihn geweckt hatte. Die grünen Leuchtziffern des elektronischen Weckers zeigten vier Uhr an. Er schloß die Augen wieder, und in diesem Moment hörte er das Läuten an der Tür.
    »Worauf wartest du?« murmelte Viktors Bettgenossin im Halbschlaf, während sie sich auf die andere Seite drehte. »Es läutet schon zum zweiten Mal. Wer, zum Teufel, ist das, mitten in der Nacht?«
    Kostyrja schlüpfte schnell in seinen Slip, ging hinaus auf den Flur und drückte sein Auge an den Spion. Das Treppenhaus war hell erleuchtet, und er erblickte vor sich ein durch die Linse verzerrtes Frauengesicht.
    »Wer ist da?« fragte er vorsichtig.
    »Mach auf, Kostyrja, ich muß ein paar Worte mit dir reden«, antwortete die Unbekannte. »Mach auf, hab keine Angst!«
    Viktor legte die Türkette vor und schloß auf. Vor ihm stand eine junge Frau, deren Körper von oben bis unten von grellrotem Leder umspannt war. In dem langen schwarzen Lockendickicht ihrer Haare leutete ein ebenfalls rotes Lederband. Die oberen Knöpfe der ledernen Bluse standen offen, Viktors Blick fiel auf eine schwere Goldkette mit einem großflächigen Anhänger, der die Form einer Blüte hatte. Viktor bemerkte sogar, daß ein Blatt der Blüte abgebrochen war.
    Die Frau machte keinerlei Anstalten, die Wohnung zu betreten, sie schien nicht einmal die vorgelegte Türkette zu bemerken.
    »Hör zu, Kostyrja«, sagte sie mit halblauter Stimme, »laß das Mädchen in Ruhe. Wir haben eigene Absichten mit ihr, und du schwirrst ständig um sie herum und störst. Sei dir im klaren darüber, daß wir keine Zeugen gebrauchen können. Wenn du sie weiterhin verfolgst, wirst du zum Augenzeugen, und dann landest du ganz schnell auf dem Friedhof. Hast du kapiert?«
    Kostyrja schwieg verdattert.
    »Und noch etwas, mein Lieber«, fuhr die Fremde fort, »du bist, soviel ich weiß, ein unterwürfiger Mensch, du machst, was man dir sagt. Deshalb laß auch deinen Chef wissen, was ich dir gesagt habe, meine Worte betreffen auch ihn. Und damit er dir glaubt – hier hast du ein Foto von mir. Er soll es vor dem Einschlafen anschauen. Und er soll sich das Bild gut einprägen. Gott bewahre ihn davor, daß er sich mir noch einmal in den Weg stellt.«
    Sie schleuderte Viktor ein weißes Kuvert vor die Füße, drehte sich um und lief eilig die Treppen hinab. Am meisten erstaunte Viktor die Tatsache, daß er ihre Schritte nicht hörte. Sie bewegte sich vollkommen lautlos. In dem Augenblick, in dem sie aus seinem Blickfeld verschwunden war, schien sie sich in Luft aufgelöst zu haben.
    Auf unsicheren Beinen kehrte Viktor ins Zimmer zurück, setzte sich aufs Bett und zündete sich eine Zigarette an. Seine Bettnachbarin schlief tief und fest, das Gesicht zur Wand gekehrt. Verdammt noch mal, sollte er sich wirklich getäuscht haben in Dascha? Er war so felsenfest von ihrer Unschuld überzeugt gewesen. Die Tatsache, daß sie damals im Geschäft seiner Überwachung entkommen war, hielt er für ein bedauerliches Mißgeschick. Seine Überlegungen wurden vom ohrenbetäubenden Schrillen des Telefons unterbrochen.
    »Lieber Gott, hört das denn nie auf in diesem Haus«, stöhnte das Mädchen auf dem Bett und wühlte den Kopf tiefer in die Kissen.
    Der Anruf kam von Surik. Seine Stimme klang so, als wäre ihm soeben ein Gespenst erschienen.
    »Kostyrja, ich habe gerade Besuch gehabt.«
    »Von wem?« fragte Viktor und fühlte ein widerwärtiges Ziehen in der Magengrube.
    »Irgendein Weib, ganz in Rot. Schrecklich, grauenvoll. Sie sagt, daß wir das Mädchen in Ruhe lassen sollen, sonst ist es das Ende für uns alle.«
    »Wann war sie bei dir?«
    »Gerade eben. Kostyrja, was sollen wir machen? Wir müssen Artjom anrufen . . .«
    »Ich habe dich gefragt, wann sie bei dir war«, wiederholte Viktor seine Frage langsam und mit Nachdruck. »Denk genau nach!«
    »Ich muß nicht nachdenken«, heulte Surik auf. »Ich habe es dir doch gesagt. Gerade eben. Ich habe auf die Uhr gesehen, als ich zur Tür gegangen bin. Es war genau vier. Und jetzt ist es zehn nach vier.«
    »Hat sie dir ein Foto dagelassen?« fragte Kostyrja, ohne zu begreifen, was er eigentlich fragte, denn das, was er wissen wollte, konnte sich unmöglich in der Wirklichkeit ereignet haben.
    »Woher . . . woher weißt du das?« fragte Udunjan stotternd.
    »Zum Teufel, was ist das gewesen? Eine Erscheinung? Bei mir war diese Frau auch. Und auch genau um vier. Wie hat deine ausgesehen?«
    »Na ja, so . . . Von oben bis unten in rotem Leder, schwarze

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