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Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Titel: Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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um. »Die Geschäfte sind bereits alle geschlossen, aber an der Ecke zum Mir-Prospekt gibt es zwei Restaurants und ein paar Bars.«
    »Lass uns dort hinfahren und auf sie warten«, sagte Korotkow. »Zu Befehl, Chef«, sagte Viktor mit einem Schulterzucken und gab Gas.
    Sie überholten Nastja, die langsam neben Sauljak herging, und blieben etwa einen halben Kilometer weiter an der Kreuzung stehen. Nach einer Weile holten die beiden sie ein, sie verlangsamten ihren Schritt, blickten um sich und schienen sich zu beratschlagen. Dann bogen sie nach rechts ab, genau dorthin, wo sich nach Viktors Worten die Restaurants und Bars befanden. Die Straße war hell erleuchtet, Korotkow konnte gut sehen, wie sie an den Restaurants vorbeigingen und hinter irgendeiner unscheinbaren Tür verschwanden.
    »Was ist dort?«, fragte er Viktor.
    »Eine Bierbar. Trinkt deine Schöne etwa gern Bier?«
    »Nein, sie kann Bier nicht ausstehen.«
    »Dann macht sie es seinetwegen. Also, Chef, was ist? Wollen wir warten, oder was steht an?«
    »Wir warten«, sagte Korotkow entschieden. »Ich werde dich gut bezahlen, keine Sorge. In ein paar Minuten gehst du dort mal rein und siehst nach. Abgemacht?«
    »Und dich soll ich wohl allein lassen in meinem Auto?«, knurrte Viktor.
    »Nimm den Schlüssel mit, wenn du Bedenken hast. Und wenn du willst, gebe ich dir meinen Pass. Ohne den komme ich nicht weit.«
    »Das ist auch wieder wahr«, stimmte Viktor zu.
    * * *
    Korotkow hatte die Wahrheit gesagt, Nastja konnte Bier wirklich nicht ausstehen. Aber es war Pawels Idee gewesen, die Bierbar aufzusuchen, und sie hatte es für klüger gehalten, nicht zu protestieren. Er sollte wissen, dass sie nicht störrisch war und dass man ganz leicht mit ihr auskommen konnte, wenn man sich ihr gegenüber freundschaftlich verhielt.
    Die Bar war laut, voll und nicht besonders sauber, und sie fanden nur noch mit Mühe zwei Plätze. Es gab hier mehrere Sorten Bier, heiße Räucherwürste, Soljanka mit Sauerkraut und riesige rosarote Garnelen. Nastja bemerkte, dass Pawel etwas lebhafter geworden war, und das versöhnte sie sogar mit dem verhassten Bier. Dazu aß sie ein paar von den stark gepfefferten Räucherwürsten, die reichlich mit Schaschliksauce übergossen waren. Pawel nahm Garnelen, er war sehr geschickt im Umgang mit dem zarten, saftigen Fleisch.
    »Ich habe das nie gelernt«, gestand Nastja, während sie zusah, wie gekonnt und flink Pawel das Fleisch von der Schale trennte. »Bei mir bleibt immer die Hälfte im Gehäuse stecken.«
    »Das kommt von Ihren langen Fingernägeln, die stören.«
    »Das stimmt«, seufzte Nastja. »Die Schönheit verlangt, dass man ihr Opfer bringt.«
    »Dann bringen Sie doch keine, wer zwingt Sie denn dazu? Sie denken sich selbst Schwierigkeiten aus, um dann voller Entzücken mit ihnen zu kämpfen. Und dafür wollen Sie auch noch Mitgefühl.«
    »Genau«, lächelte Nastja, »wollen wir. Wir leiden ja für euch, für die Männer. Ihr wollt doch, dass wir schön und gepflegt sind, für uns selbst ist das vollkommen unwichtig. Warum sehen Sie sich denn ständig um? Suchen Sie jemanden?«
    »Ich suche unsere Beschatter. Sie sind so beschäftigt mit dem Essen, dass Sie Ihre Pflichten vergessen und ich sie an Ihrer Stelle erfüllen muss.«
    Nastja antwortete nicht, sie tat so, als würde sie, ausgerüstet mit einem stumpfen Messer und einer verbogenen Gabel, tatsächlich voller Hingabe mit dem Würstchen auf ihrem Teller kämpfen. Sie hatte ihre Beschatter längst alle »fotografiert«, mit Ausnahme von Korotkow, der nicht in der Bierbar erschienen war. Und sie hätte ihren Kopf verwettet, dass Pawel gelogen hatte. Er hielt nicht nach ihren Verfolgern Ausschau. Der junge Mann in der Wolfspelzmütze war nur für einen Augenblick hereingekommen, hatte sich davon überzeugt, dass sie in aller Ruhe Bier tranken, und war wieder verschwunden. Jetzt stand er wahrscheinlich draußen in der Kälte, fror und wartete darauf, dass sie wieder herauskommen würden. Die zwei aus dem grauen Wolga saßen weit entfernt von ihnen, hinter Nastjas Rücken, und um sie zu erblicken, hätte Pawel seinen Kopf nicht zu verdrehen brauchen, ein kurzer Augenaufschlag hätte genügt. Nach wem also sah er sich so beharrlich um? Sehr interessant.
    »Übrigens haben Sie versprochen, mir zu verraten, wie Sie Wahrheit von Lüge unterscheiden«, sagte Sauljak plötzlich.
    Noch interessanter, dachte Nastja. Was ist los mit ihm? Woher dieser auffällige Sinneswandel? Sei

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