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Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Titel: Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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seid ihr dran. Es gibt Probleme, Kinder. Keine Angst, ihr habt nichts verbrochen. Wir sitzen nur wieder einmal in der Scheiße. Der Ausdruck sei mir erlaubt. Eben hat Kostja Olschanskij angerufen, er hat das Gutachten des Gerichtschemikers bekommen, es geht um die Tabletten, mit denen Jurzew sich vergiftet hat. Es ist eine lange Geschichte, wir haben jetzt keine Zeit, darüber zu diskutieren, ich sage euch nur das Ergebnis. Dieses sofort wirkende Präparat wurde bereits Anfang der achtziger Jahre in einem Speziallabor des KGB entwickelt. Schnell wirkende Gifte wurden für Spionagezwecke natürlich immer gebraucht. Das Präparat, das Jurzew ins Jenseits befördert hat, besitzt genau dieselbe Formel, die in diesem Labor entwickelt wurde. Nur die Herstellungsweise ist eine etwas andere. Nicht grundsätzlich anders, aber ein wenig. Wobei die neue Technologie sich keineswegs auf die Qualität der Tabletten ausgewirkt hat. Das ist im Moment alles, ich bin müde, ich rede schon seit einer halben Stunde ohne Unterbrechung. Jetzt bist du dran, Nastja.«
    »Die Tabletten, mit denen Jurzew sich vergiftet hat, wurden also nicht im Labor des KGB hergestellt«, resümierte Nastja. »Jemand hat die Formel und die Technologie, die dort entwickelt wurden, für seine Zwecke benutzt. Entweder hat er eine große Partie des Präparats entwendet und es gründlich analysiert, oder er hat die Unterlagen gestohlen, aus denen die Formel hervorging. Letzteres halte ich für wahrscheinlicher. Die Unterlagen muss man ja nicht einmal stehlen, es genügt, jemanden zu finden, der sie gegen gute Bezahlung direkt am Arbeitsplatz kopiert. Um die Formel des Giftes herauszufinden und das Herstellungsverfahren nachzuvollziehen, hätte man eine große Menge des Präparates benötigt, so viel wurde im Labor des KGB sicher gar nicht hergestellt, denn man wollte schließlich nicht ganz Moskau vergiften. Und außerdem, wenn es möglich gewesen wäre, eine große Menge des Präparates zu entwenden, dann wäre es nicht nötig gewesen, Experimente damit anzustellen. In diesem Fall hätte der Gerichtschemiker uns jetzt mitgeteilt, dass Jurzew sich mit Tabletten aus einem Speziallabor des KGB vergiftet hat. Vielleicht handelt es sich um irgendein illegales Labor zur Herstellung von Drogen. Dort arbeiten Pharmazeuten und Chemiker, für sie ist es eine Kleinigkeit, ein tödliches Gift herzustellen, zumal dann, wenn die Formel bekannt ist. Jetzt habe ich allerdings eine Frage, Viktor Alexejewitsch. Woher wissen unsere Gerichtschemiker eigentlich so gut Bescheid, was in den Speziallabors des KGB für Spionagezwecke hergestellt wurde? Man muss schließlich großes Detailwissen besitzen, um sagen zu können: Es ist genau dasselbe Präparat, nur die Herstellungsweise ist eine etwas andere.«
    »Richtig gesprochen«, stimmte Gordejew Nastja zu. »Einer der Spezialisten aus diesem Labor wurde im Alter von sechzig Jahren höflich gebeten, seinen Hut zu nehmen und in Pension zu gehen. Ich kann mir das nicht erklären, denn solche Spezialisten hält man normalerweise auf jeden Fall bei der Stange, sonst könnte es ja passieren, dass ihr Wissen plötzlich den Besitzer wechselt und auf die Seite des Feindes gelangt. Aber offenbar hat es dort irgendein größeres Ränkespiel gegeben, jedenfalls hat man den Mann an die Luft gesetzt. Und unser Sachverständigenzentrum hat ihn sich gegriffen. Wir sind ja nicht anspruchsvoll, für uns ist auch ein Greis gut genug, wenn er über das entsprechende Wissen verfügt, und ein sechzigjähriger Mann ist ja fast noch ein Jüngling. Als 1990 eine junge Dame Hand an sich legte, fand man bei ihr Tabletten, deren Zusammensetzung natürlich untersucht wurde. Damals hat der Mann festgestellt, dass es genau die waren, die er aus seinem ehemaligen Labor im KGB kannte. Die Idee stammt von uns, sagte er, nur das Herstellungsverfahren ist nicht ganz dasselbe. Ein Gottesgeschenk von einem Sachverständigen.«
    »War er es, der Jurzews Tabletten untersucht hat?«, fragte Nastja hoffnungsvoll.
    »Nein, Kindchen, leider nicht. Der Mann ist vor einem Jahr gestorben. Aber seine Arbeitsunterlagen sind natürlich alle noch erhalten. Und jetzt stellt sich die Frage, wie die Tabletten in Jurzews Besitz gekommen sind.«
    »Und wie sind sie in den Besitz der Dame gekommen, die sich 1990 das Leben genommen hat? Konnte man das klären?«
    »Schön wäre es«, seufzte Gordejew. »Dieser Fall ist immer noch ungelöst. Aber das Schlimmste kommt noch, Kinder. Heute

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