Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anastasija 07 - Mit tödlichen Folgen

Anastasija 07 - Mit tödlichen Folgen

Titel: Anastasija 07 - Mit tödlichen Folgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
Vom Netzwerk:
Kampfspuren, auch keine blauen Flecken oder Würgemale am Hals des Opfers.
    Drittens: Dieselbe Vorgehensweise, aber die Mörderin war Soja Semenzowa.
    Viertens: Wiederum dieselbe Vorgehensweise, aber mit zwei Täterinnen: Xenija und Soja.
    Es gab noch eine fünfte Hypothese. Die hatte Nastja noch nicht im Kopf, aber sie wusste genau, dass sie existierte. So etwas spürte sie einfach, wenn immer neue Verdächtige auftauchten. Sie rechnete jede Minute mit einer fünften Hypothese.
    Und sollte Recht behalten.
    Stassow
    Noch bevor er an die Überprüfung der Biographien von Xenija Masurkewitsch und Soja Semenzowa gehen konnte, rief Masurkewitsch ihn zu sich. Stassow stieg hinauf in den zweiten Stock, wo sich das Büro des Präsidenten befand, und stieß die schwere Eichentür auf.
    Masurkewitsch saß niedergeschlagen am Schreibtisch, in den Besuchersesseln ihm gegenüber erblickte Stassow Andrej Smulow und einen älteren Mann mit groben Gesichtszügen.
    »Also, Wladislaw Nikolajewitsch«, sagte Masurkewitsch irgendwie verwirrt, »darf ich vorstellen, das ist Waldis Gunnarowitsch, Alinas Vater.«
    »Ich komme wegen der Erbschaft«, erklärte Wasnis sofort, ohne den Kopf zu wenden. »Er soll uns in Alinas Wohnung lassen, damit wir die Sachen abholen können. Er hat einen Schlüssel, das weiß ich.«
    Mit »er« meinte Wasnis Smulow, hielt es aber nicht für nötig, ihn wenigstens beim Namen zu nennen.
    »Das ist unmöglich, Waldis Gunnarowitsch«, sagte Stassow so sanft er konnte. »Solange die Untersuchung der Umstände ihres Todes noch nicht abgeschlossen ist, dürfen nur Mitarbeiter der Miliz die Wohnung betreten. Auf jeden Fall brauchen Sie, wenn Sie etwas aus der Wohnung holen wollen, die Erlaubnis des Untersuchungsführers. Weder Michail Nikolajewitsch noch ich und schon gar nicht Andrej Lwowitsch darf Sie in Alinas Wohnung lassen. Haben Sie dafür bitte Verständnis.«
    »Das ist mein Recht«, erwiderte Wasnis ungerührt, als hätte er Stassows Erklärungen nicht gehört. »Ich bin der gesetzliche Erbe meiner Tochter und habe ein Recht auf ihr gesamtes Eigentum.«
    »Zweifellos haben Sie das Recht. Aber später, jetzt noch nicht.«
    »Aber ich muss Kleider holen, in denen Alina beerdigt werden soll. Ich kann sie doch nicht so in den Sarg legen, in diesem . . .«
    Er verzog verächtlich das Gesicht, und Stassow erinnerte sich, dass die tote Alina in einem nahezu durchsichtigen Negligé gefunden worden war, unter dem sie ein verführerisch kurzes Spitzennachthemd getragen hatte.
    »Das ist etwas anderes. Trotzdem brauchen Sie dafür eine Genehmigung. Ein Mitarbeiter der Miliz wird Sie begleiten, dann können Sie alles holen, was Sie für die Beerdigung benötigen.«
    »Er soll mir den Schlüssel geben«, wiederholte Wasnis störrisch, wobei er niemanden anblickte.
    »Aber ich habe gar keinen«, meldete sich Smulow. »Den haben die Kripobeamten mir abgenommen. Sie müssen sich also in jedem Fall an sie wenden und nicht an uns.«
    Wasnis erhob sich langsam aus dem Sessel, und Stassow war verblüfft, wie riesig er war. Stassow selbst fehlten nur vier Zentimeter an zwei Metern, und er hatte seit seiner Kindheit nicht mehr erlebt, wie es war, wenn man nicht den Kopf neigen musste, um einem anderen in die Augen zu sehen. Der alte Lette starrte Stassow aus kleinen Äuglein an, und dem wurde für einen Augenblick ganz mulmig von der Feindseligkeit, die ihm aus diesen grauen Schlitzen entgegenfunkelte. Dann drehte sich Wasnis gemächlich zu Masurkewitsch um und maß ihn mit einem kalten Blick. Schließlich sah er zu Smulow, der reglos im Sessel saß.
    »Du hast sie umgebracht«, sagte er laut und deutlich. »Wenn sie nicht in deinen Filmen mit diesen beschissenen Gruselgeschichten mitgespielt hätte, würde sie noch leben. Du bist schuld. Du.«
    Alle waren ganz starr vor Überraschung und bemerkten nicht einmal, wie Waldis Wasnis das Büro von Masurkewitsch verließ.
    * * *
    »Wie hat Wasnis das gemeint?«, fragte Stassow, setzte sich bequemer zurecht und zündete sich eine Zigarette an. »Woran gibt er Ihnen die Schuld?«
    Er war mit Smulow hinunter in den ersten Stock gegangen, in Stassows Büro, und stand immer noch unter dem Eindruck der letzten Worte von Alinas Vater.
    »Verstehen Sie, er war überhaupt dagegen, dass Alina in russischen Filmen mitspielte. Erst recht in Thrillern. Waldis ist altmodisch, er hat für dieses Genre nichts übrig. Er ist der Ansicht, man dürfe nicht eigenhändig Schrecken erschaffen, sich

Weitere Kostenlose Bücher