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Anastasija 07 - Mit tödlichen Folgen

Anastasija 07 - Mit tödlichen Folgen

Titel: Anastasija 07 - Mit tödlichen Folgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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Hause.
    »Beruhigungsmittel? Nein, nie. Alina hatte äußerst starke Nerven, sie hat so etwas generell nicht genommen. Selbst am Freitag, als ich ihr geraten hatte, zu Hause zu bleiben und sich zu beruhigen, hat sie nur etwas Hopfentee getrunken. Das hat sie mir selbst gesagt. Das einzige Beruhigungsmittel, das ich je bei ihr gesehen habe, waren Baldriandragees. Wissen Sie, Alina hatte große Angst vorm Zahnarzt, so schlimm, dass selbst eine Narkose bei ihr kaum wirkte. Darum hat man ihr geraten, vorher ein paar Pillen zu nehmen, damit die Schmerzbetäubung effektiver wirkte.«
    »Und Sie haben bei ihr nie irgendwelche Tranquilizer gesehen?«
    »Nein«, antwortete Smulow fest. »Nie.«
    Korotkow legte auf und trank einen Schluck Kaffee.
    »Fehlanzeige«, sagte er. »Unser Opfer hat keine Psychopharmaka geschluckt, überhaupt hatte sie ein starkes Nervenkostüm. Nur vorm Zahnarzt hatte sie Angst, dann nahm sie Baldrianpillen. Hin und wieder Hopfentee. Sonst nichts.«
    »Schade.« Nastja seufzte enttäuscht. »Also müssen wir uns die Masurkewitsch und die Semenzowa vornehmen. Darauf hatte ich eigentlich gar keine Lust . . .«
    »Nein? Warum denn?«
    »Ach«, sie winkte träge ab. »Mit Frauen hat man nichts als Schwierigkeiten. Sie lügen und lügen, denken sich sonst was aus, das kriegt man dann kaum noch auseinander klamüsert. Zumal die eine Alkoholikerin ist und die andere sexbesessen. Solche Frauen sagen nie im Leben die Wahrheit, die schwindeln einem die Hucke voll, zum Verrücktwerden. Weißt du, warum es mit Männern einfacher ist? Wenn man einen Mann in die Ecke drängt und ihm beweist, dass er die Unwahrheit gesagt hat, gibt er sich sofort geschlagen. Und dann ist es eine wahre Freude, mit ihm zu arbeiten. Aber Frauen, die sind anders gestrickt. Sie schämen sich nicht, wenn man sie beim Lügen ertappt, sie entwickeln eine Art sportlichen Ehrgeiz, wollen dich unbedingt beschwindeln, dir einen Bären aufbinden. Du sagst: Meine Liebe, Sie sagen die Unwahrheit, und sie darauf: Nein, das ist die Wahrheit, ich weiß gar nicht, wer Ihnen das eingeredet hat, wer mich der Lüge bezichtigen will. Oder die andere Variante, raffinierter: Ja, ich habe Ihnen die Unwahrheit gesagt, aber nur, weil . . . Und dann tischt sie dir eine noch größere Schwindelei auf. Und wenn du sie dann zum zweiten Mal ertappst, fängt sie an zu heulen und erzählt dir eine Schauergeschichte von einem schrecklichen Geheimnis, das auf keinen Fall jemand erfahren darf, und darum habe sie die ganze Zeit gelogen. Um das Geheimnis zu wahren. Ach, Jura, Frauen sind etwas Furchtbares.«
    »Könnte man meinen«, sagte Korotkow spöttisch. »Und du, was bist du eigentlich?«
    »Ich, mein Lieber, bin keine Frau.« Nastja lächelte. »Ich bin ein weiblicher Detektiv. Das ist der kleine, aber große Unterschied.«
    * * *
    Erst einmal schöpfte Nastja den Rahm ab – sie rief Stassow an und bat ihn herauszufinden, ob Xenija Masurkewitsch und Soja Semenzowa vielleicht befreundet seien. Stassow fand die Frage mehr als seltsam.
    »Was sollten die beiden denn gemeinsam haben?«, fragte er erstaunt. »Die Frau des Konzernpräsidenten und eine dem Alkohol verfallene Schauspielerin.«
    »Das denke ich auch. Aber überprüf das trotzdem, ja? Vielleicht kennen sie sich noch aus der Schulzeit oder vom Studium oder gehörten in ihrer Jugend zur selben Clique. Oder haben mal zusammen im Krankenhaus gelegen. Du weißt doch, alles ist möglich. Slawa, versteh mich bitte richtig, im Moment geht es mir weniger um die Tatsache an sich, sondern vor allem um die gesellschaftliche Meinung. Ich will wissen, ob es offiziell heißt, dass die beiden eng befreundet waren oder dass sie absolut nichts miteinander zu tun hatten. Und dann gehen wir weiter.«
    »Ach so.« Stassow war erleichtert. »Das kriege ich schnell raus. Ruf mich in zehn Minuten wieder an.«
    Zehn Minuten später erfuhr Nastja von ihm ungefähr das, was sie erwartet hatte: Als Sirius vor zehn Jahren gegründet wurde, war die verdiente Schauspielerin Soja Semenzowa eine der Ersten, der ein Vertrag angeboten wurde. Sie hatte einen guten Ruf, galt als gewissenhafte, arbeitsame Schauspielerin, die sich aus Skandalen und Intrigen raushielt. Die Anregung, sie zu engagieren, kam von Leonid Degtjar, der Soja schon lange kannte und für seine Opernverfilmungen eine Darstellerin mittleren Alters brauchte, für Rollen, die in der Oper von Mezzosopran oder Konteralt gesungen wurden: Die Gräfin in der »Pik Dame«, die

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