Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anastasija 07 - Mit tödlichen Folgen

Anastasija 07 - Mit tödlichen Folgen

Titel: Anastasija 07 - Mit tödlichen Folgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
Vom Netzwerk:
Flora in »La Traviata«, die Ulrike im »Maskenball«. Xenija zeigte keinerlei Interesse für die Semenzowa, selbst als dieser das schreckliche Unglück widerfuhr, hielt sie es nicht für nötig, ihr Beileid zu bekunden, obwohl ausnahmslos alle Angestellten von Sirius sie im Krankenhaus besuchten oder ihr Blumen und Grüße schickten. Kurz, Xenija kannte die Semenzowa nicht.
    Was die Semenzowa angeht, so hat sie nie erwähnt oder auch nur angedeutet, dass sie die Frau des Präsidenten näher kenne. Wenn sie sich bei Premieren, Vorführungen und ähnlichen Gelegenheiten begegneten, nickten sie einander höflich zu und gingen auseinander.
    »Hör mal, Slawa, erinnert dich das nicht an eine alte Feindschaft?«, fragte Nastja nach Stassows Bericht.
    »Nein, mich erinnert das an La Bruyère«, erwiderte er lachend. »Wenn ich nicht irre, hat er doch geschrieben: Wenn ein Mann und eine Frau, die sich in der Öffentlichkeit begegnen, in entgegengesetzte Ecken verschwinden, einander nicht anschauen und kein Wort miteinander wechseln, dann weiß jeder, was das bedeutet.«
    »Na ja, da hast du eigentlich Recht«, stimmte Nastja ihm zu. »Wie dem auch sei, die Frage, ob die beiden sich näher kennen, muss überprüft werden. Ich habe den starken Verdacht, dass unsere beiden Damen das sorgfältig verheimlichen. Apropos, wie heißt Xenija eigentlich mit Mädchennamen?«
    »Kosyrewa. Ich hab dir doch erzählt, sie ist die Tochter des Bankiers Valentin Petrowitsch Kosyrew. Schon vergessen?«
    »Nein, ich erinnere mich, aber manchmal tragen Kinder ja den Namen ihrer Mutter oder den von deren zweitem Ehemann, darum habe ich gefragt.«
    »Hör mal, Nastja, du bist aber höllisch misstrauisch«, sagte Stassow mit unwillkürlichem Respekt. »Gebranntes Kind, oder?«
    »Genau. Weißt du, wie oft ich mich schon verbrannt habe? Einmal hatte ich mit einem Kerl zu tun – der reinste Albtraum. Er suchte sich bedürftige Frauen und zahlte ihnen eine anständige Summe dafür, dass sie ihn heirateten und sich nach einem Monat wieder scheiden ließen. Bei der Eheschließung nahm er den Namen der Frau an, bekam schnell einen neuen Ausweis, nach der Scheidung ging er zur Miliz, erklärte, er habe seinen Ausweis verloren oder sei überfallen worden oder etwas in der Art, bekam einen neuen Ausweis ausgestellt, auf den Namen der Frau, weil er den Namen nach der Scheidung beibehalten hatte, dann heiratete er wieder, und das Ganze ging von vorne los. Als wir ihn endlich hatten, besaß er vier echte Ausweise auf verschiedene Namen. Echte! Und was er alles mit diesen Ausweisen angestellt hat, das geht auf keine Kuhhaut. Er hatte übrigens eine Komplizin, und nach jeder Scheidung hat er sie schnell geheiratet. Sie hat ebenfalls den Namen gewechselt und dann ihren Ausweis bei der Miliz auch als gestohlen gemeldet; die Ausweise hat sie alle im Nachtschrank gestapelt. Acht Jahre wurde in ganz Russland nach den beiden gefahndet, und in dieser Zeit war die Miliz an die zwanzigmal an ihnen dran. Doch die suchte nach Iwanow und Sidorowa, und die beiden hießen laut Ausweis Petrow und Tjutkina oder Bublikow und Kruglikowa, und bei der Überprüfung war alles sauber, die Ausweise echt, die Fotos auch – Entschuldigung, mein Herr, meine Dame. Deshalb habe ich bei Namen meine Zweifel.«
    »Donnerwetter!« Stassow atmete geräuschvoll aus. »Du hast also Korjagin gefasst? Verdammt, ich kenne die Geschichte, aber ich hätte nicht gedacht, dass du . . .«
    »Übertreib nicht, Slawa, ich habe ihn nicht gefasst. Ich hab in meinem Leben noch nie einen Verbrecher gefasst. Das kann ich nicht. Ich habe ihn nur aufgespürt. Ich habe geahnt, dass er seinen Namen jedes Mal legal wechselt. Im Grunde ganz simpel. Aber weil das in der Praxis ziemlich selten ist, kommt niemand auf die Idee, dass ein Mann den Namen seiner Frau annimmt. Und genau darauf hat er spekuliert. Da habe ich mir mal seine Ehefrauen angesehen, und als wir dann die Liste aller Namen hatten, ergab sich der Rest von selbst. Gefasst hat ihn übrigens Jura Korotkow.«
    Gegen Mittag hatte Nastja Kamenskaja folgende Hypothesen für die Ermordung von Alina Wasnis:
    Erstens: Nikolai Charitonow hat Alina Wasnis getötet, um seine Schulden nicht zurückzahlen zu müssen.
    Zweitens: Xenija Masurkewitsch hat den Mord begangen, indem sie Alina eine große Dosis Beruhigungsmittel in den Tee oder Kaffee schüttete, und sie dann, als diese schläfrig wurde, einfach mit einem Kissen erstickte. Es gab in der Wohnung keinerlei

Weitere Kostenlose Bücher