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Anastasija 07 - Mit tödlichen Folgen

Anastasija 07 - Mit tödlichen Folgen

Titel: Anastasija 07 - Mit tödlichen Folgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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gelähmt von der Angst, vom Warten auf die Begegnung, die jeden Augenblick stattfinden konnte. Mit neunzehn begann sie Beruhigungsmittel zu nehmen. Je länger das Warten dauerte, um so höhere Dosen brauchte sie. Die Pillen machten sie schlaff und gleichgültig, und sie spielte ohne Leidenschaft, ohne lebendige, echte Gefühle. Die Tranquilizer beeinträchtigten ihr Gedächtnis, und sie hatte Mühe, ihre Rollen zu lernen.
    Ja, Andrej Smulow hatte viel Geduld. Ausdauernd und unter Schwierigkeiten erkämpfte er sich ihr Vertrauen und durchbrach schließlich die Mauer des Schweigens. Alina erzählte ihm alles. Und wie glücklich war sie, als er nicht von ihrer Schuld und Verdorbenheit sprach, sondern entsetzt sagte:
    »Meine Arme, mein armes Mädchen, mit diesem Albtraum hast du so viele Jahre gelebt? Wie hast du das nur ausgehalten? Wie hast du die Kraft aufgebracht? Jetzt verstehe ich, was dich hemmt. Du bist gewohnt, alles zu verbergen, zu schweigen. Darum kannst du dich auch vor der Kamera nicht völlig öffnen. Aber das macht nichts, Liebste, das macht nichts, damit werden wir fertig. Hauptsache, wir kennen jetzt den Grund.«
    Sie empfand eine ungeheure Erleichterung. Alles kam, wie Andrej es versprochen hatte. Sie spielte von Tag zu Tag besser, das bemerkten alle. Smulow wich keinen Schritt von ihrer Seite, fuhr sie abends nach Hause, und wenn er nicht bei ihr übernachtete, holte er sie morgens ab.
    »Du darfst keine Angst mehr haben«, sagte er. »Ich bin doch immer bei dir. Niemand wird dir zu nahe kommen, wenn ich bei dir bin. Und ich werde immer bei dir sein.«
    Smulow war für sie eine Art Gott, ein höheres Wesen, dem es als Einzigem gegeben war, sie zu verstehen, sie anzuhören und Mitgefühl mit ihr zu haben. Sie sah zu ihm auf und betete ihn an.
    Doch sie fürchtete sich trotzdem. Die Angst war zur Gewohnheit geworden, hatte ihr ganzes Wesen vergiftet. Darum schluckte sie weiterhin Pillen.
    Dann fuhr Andrej für drei Monate zu Außenaufnahmen in die Berge. Ohne Alina, in den Gebirgsszenen spielte sie nicht mit. Als Smulow zurückkam, sah er, dass sie ganz von vorn anfangen mussten. Alina war am Rande eines Nervenzusammenbruchs. Der Irre war in dieser Zeit fast täglich aufgetaucht. Sie war inzwischen von ihrer Familie weggezogen, hatte eine eigene Wohnung, aber auch hier hatte er sie gefunden. Smulow war verzweifelt.

Sechstes Kapitel
Kamenskaja
      
    Korotkow hatte doch Recht gehabt, mit ihr stimmte seit heute früh tatsächlich etwas nicht, aber den Grund dafür begriff sie erst gegen Mittag. Heute, am Montag, begann die internationale Konferenz, die Ljoschas Institut organisierte und durchführte. Und Nastja war nervös, weil sie in den letzten Jahren eine Menge solcher Konferenzen miterlebt hatte und wusste, wie viele überraschende Pannen und Unannehmlichkeiten oft noch im letzten Moment auftauchten: Plötzlich geht der Kopierer kaputt, und die Broschüre mit den Thesen ist nicht rechtzeitig fertig. Der Fahrer, der einen ausländischen Gast vom Flughafen abholen soll, hat unterwegs eine Panne. Im Heizkraftwerk gibt es eine Havarie, und das Institutshotel, in dem die hohen Gäste untergebracht sind, hat kein warmes Wasser. Unmittelbar vor Beginn der Plenarsitzung versagt die Technik im Konferenzsaal. Oder so nette Situationen wie die, dass ein Flugzeug Verspätung hat und ein Referent nicht pünktlich zu Beginn der Sitzung erscheinen kann, dann muss man schnell die Tagesordnung ändern und sich gleichzeitig ans Telefon hängen, um herauszufinden, ob der gelehrte Mann wenigstens mit der verspäteten Maschine kommen wird, ob er also überhaupt losgeflogen oder vielleicht gleich zu Hause geblieben ist, irgendwo in Übersee. So etwas hatte Ljoscha schon einmal erlebt. Ein Professor aus Norwegen, bekannt für sein streitsüchtiges Wesen, erklärte, in Abwesenheit seines Kollegen aus Kanada werde er nicht sprechen, denn sein Vortrag beziehe sich auf die wissenschaftliche Doktrin, die der Kanadier vertrete, und ohne dessen Referat sei das seine unsinnig. Doch mit einer Verlegung seines Referats in die Sektionssitzung war er ebenfalls nicht einverstanden, er bestand auf der Plenarsitzung. Sollte also der Kollege aus Kanada nicht noch während der Plenarsitzung im Institut eintreffen, werde er, der norwegische Professor, die Konferenz verlassen und nach Hause fahren. Der kanadische Wissenschaftler schaffte es leider nicht rechtzeitig, und mit dem norwegischen Mathematiker kam es fast zum Eklat.
    Nastja sah

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