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Anastasija 07 - Mit tödlichen Folgen

Anastasija 07 - Mit tödlichen Folgen

Titel: Anastasija 07 - Mit tödlichen Folgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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Wohnungsschlüssel liegen bei ihm. Alle beide: Die, die auf dem Flurschränkchen lagen und Alina gehörten, und die von Smulow.
    Schade, da war nichts zu machen. Aber wenn sie morgen zum Tatort fahren würden, musste sie daraus das Beste machen. Was hatte Alina an, als sie getötet wurde? Nachthemd und Negligé. Was bedeutet das? Entweder, dass der Besuch des Mörders überraschend war, oder dass sie jemanden erwartete, den sie gut kannte, ihren Liebhaber oder eine Freundin. Charitonow behauptete, er habe Alina vorher angerufen und ihr gesagt, dass er kommen und das Geld bringen werde. Kann sie ihm in dieser Aufmachung die Tür geöffnet haben? Nein, eine Frau, die Smulow in vier Jahren keinen Anlass zur Eifersucht geliefert hat, kann einen fremden Mann nicht so dürftig bekleidet empfangen haben. Was folgt daraus? Zwei Varianten: Erstens: Charitonow lügt, er hat Alina nicht angerufen, sondern ist unangemeldet bei ihr aufgetaucht. Aber warum sollte er lügen? Das ergibt keinen Sinn. Es war doch egal, ob er vorher angerufen hat oder nicht, warum also sollte er nicht die Wahrheit sagen? Zweite Variante: Charitonow hat vorher angerufen, Alina hat ihn vollständig bekleidet empfangen und das Geld genommen, dann ist er gegangen. Und jemand anders hat sie getötet, und zwar wesentlich später, als sie schon ausgezogen war und schlafen gehen wollte.
    Zurück zur ersten Variante: Charitonow ist gegen zehn ohne vorherigen Anruf bei ihr aufgetaucht. Alina öffnet ihm in einem fast durchsichtigen Gewand. Da er sie schon länger kennt, weiß er, dass sie sich, hätte er vorher angerufen und seinen Besuch angekündigt, auf jeden Fall etwas angezogen hätte. Sie war ein sittenstrenges Mädchen. Er tötet sie. Und denkt sich das Märchen mit dem vorherigen Anruf aus, weil er davon ausgeht, dass jeder Kriminalist genauso schlussfolgern wird, wie sie es jetzt tat. Und wenn nicht, könnte er ihn darauf lenken, indem er ganz nebenbei erwähnte, Alina habe eine Hose und einen Pullover angehabt. Da sie in Nachthemd und Negligé getötet wurde, konnte er also nicht der Mörder sein. Um sich so etwas auszudenken, musste man allerdings ziemlich clever sein, aber wer sagte denn, dass Charitonow das nicht war? Misserfolge im Geschäft bedeuteten nicht unbedingt Dummheit, sondern vielleicht nur Pech oder mangelndes Geschick. Diese Hypothese würde auch erklären, warum Charitonow Alina erst gegen zehn aufsuchte, obwohl er das Geld bereits um fünf zusammen hatte.
    Nastja schlug ihr Notizbuch auf und fand auf Anhieb Charitonows Telefonnummer. Es war ein Diensttelefon bei der Firma Sirius, und man erklärte ihr lang und breit, Charitonow sei gerade hinausgegangen, vielleicht in den zweiten Stock, vielleicht ins Erdgeschoss, vielleicht sei er aber auch schon außer Haus, es sei ja schon nach fünf.
    Nastja bat, ihm einen Zettel mit ihrer Telefonnummer hinzulegen, und wählte erneut. Beinahe hätte sie die Zeit für den Anruf bei Ljoscha verpasst.
    Im Institut war ständig besetzt, und während Nastja immer wieder die Nummer wählte, überlegte sie, was sie in der Wohnung der Toten noch überprüfen müsste. Als im Hörer endlich das ersehnte Freizeichen ertönte, dachte sie, Alina besitze bestimmt Videoaufzeichnungen der Filme, in denen sie mitgespielt hatte. Die musste sie mitnehmen und sich zu Hause ansehen. Vielleicht würde sie dadurch ein klareres Bild von ihr bekommen, ihren Charakter besser verstehen.
    Gott sei Dank, bei Ljoscha war alles in Ordnung. Sie hatte richtig vermutet, er wollte tatsächlich zusammen mit den anderen Konferenzteilnehmern zum Bankett und war kurz in sein Labor gekommen, um seine Jacke zu holen.
    »Wann kommst du?«, fragte Nastja.
    »Sag bloß, du hast schon Sehnsucht? Oder nichts mehr zu essen?«
    »Natürlich nichts mehr zu essen.« Sie lachte. »Wenn du mir nichts kochst, verhungere ich doch. Nein, im Ernst, wann kommst du?«
    »Die Konferenz dauert bis Donnerstag, also frühestens Freitag. Aber wenn was Dringendes ist . . .«
    »Nein, es ist nichts Dringendes, mein Sonnenschein, ich will es nur wissen, damit ich darauf vorbereitet bin. Dann kann ich rechtzeitig Brot einkaufen, die Männer unter meinem Bett vorscheuchen, die Wodkaflaschen wegwerfen -kurz gesagt, alle Spuren beseitigen.«
    »Alles klar. Bis Freitag kannst du in Ruhe trinken und Partys feiern. Dann komme ich und jage deine zahllosen Liebhaber zum Teufel. Ach ja, du brauchst nicht einzukaufen und zu kochen. Meine Eltern feiern ihren vierzigsten

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