Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes
etwas für Luxus hältst und der Meinung bist, dass man alles mit seinen eigenen Händen und einem Messer machen kann. Aber dich hat deine Irotschka verdorben, sie sitzt den ganzen Tag zu Hause, hat alle Zeit der Welt, und um ein Essen für zwei Personen zuzubereiten, muss man sich nicht sonderlich anstrengen. Wenn du also nicht errätst, welche Kritik deine Leser an dir haben, wirst du morgen zur Strafe Küchengeräte mit mir einkaufen und sie dann auch benutzen. Nun, wie sieht es aus, Tatjana Grigorjewna, was ist dir eingefallen?«
»Die angelegten Handlungsfäden werden nicht konsequent bis zum Ende verfolgt.«
»Nun ja«, sagte Stassow und zuckte mit den mächtigen Schultern, »du weißt es natürlich besser, aber die Kritik besteht nicht darin. Gibst du auf?«
»Ja, ich gebe auf.«
»Aber halt dich jetzt gut fest, sonst fällst du vom Stuhl. Es gibt bei dir Szenen, in denen jemand Essen zubereitet. Einige deiner Leserinnen haben deine Rezepte ausprobiert, aber es ist nichts Rechtes dabei herausgekommen. Nicht dass es ungenießbar war, aber geschmeckt hat es ihnen jedenfalls nicht. Dabei waren sie davon überzeugt, dass es sich um Meisterwerke der Kochkunst handeln müsste.«
»Du lieber Gott, Dima, es gibt in meinen Büchern doch keine Rezepte, es kommt lediglich vor, dass jemand zum Beispiel Auberginen mit Tomaten dünstet. Kein Wunder, dass aus diesen Versuchen nichts wird. Ich schreibe doch Krimis und keine Kochbücher.«
»Ich sage dir nur, was ich gehört habe, meine Liebe. Die Buchhändlerin wollte, dass ich dir das ausrichte, und das habe ich hiermit getan. Wenn du die nächste Küchenszene entwirfst, dann tu deinen Leserinnen einen Gefallen und beschreibe etwas genauer, wie das Gericht zubereitet wird, schildere die Arbeitsgänge, welche Zutaten, welches Kochgeschirr du verwendest und so weiter. Danke, Tanja, es hat wunderbar geschmeckt. Lilja, hast du deine Hausaufgaben gemacht?«
»Ja, Papa, schon längst.«
»Dann ab mit dir nach nebenan. Mach dir das Bett auf dem Sofa, schnapp dir ein Buch, und unter die Decke. Bis zehn Uhr darfst du noch lesen.«
Nachdem das Mädchen die Küche verlassen hatte, sah Tatjana ihren Mann aufmerksam an.
»Was hast du vor, Stassow?«
»Was meinst du?«
»Diese Geschichte mit den Küchengeräten. Ich lebe in Petersburg, Lilja bei ihrer Mutter, und du kommst bestens mit deinen eigenen Händen und einem Küchenmesser zurecht, wie du es selbst ausgedrückt hast. Wozu brauchst du all diese teuren Küchengeräte für deinen Einpersonenhaushalt?«
»Lass uns über unser eigentliches Problem sprechen, Tanja. Ich möchte, dass du hier lebst, bei mir. Ich möchte das sehr. Du brauchst deshalb deinen Beruf nicht aufzugeben, in Moskau werden dringend Untersuchungsführer gebraucht. Ich weiß, du möchtest einmal eine anständige Rente bekommen, um nicht den Wechselfällen des Schicksals ausgeliefert zu sein, das hast du mir schon hundertmal gesagt. Aber du kannst dich nach Moskau versetzen lassen und hier dieselbe Arbeit machen wie in Petersburg. Obwohl ich persönlich der Meinung bin, dass du deine Dienstuniform endlich ablegen und zu Hause bleiben solltest, um in Ruhe deine Krimis zu schreiben.«
»Du hast leicht reden. Und wenn mich plötzlich die Inspiration verlässt und ich kein einziges neues Buch mehr schreiben kann? Wovon soll ich dann leben?«
»Du hast einen Mann, der dich ernähren kann. Ich hoffe, du hast seine Existenz noch nicht vergessen. Ich verdiene genug, um für dich zu sorgen, für Lilja und für mich selbst. Ich bitte dich, Tanja, vergiss diesen ganzen Unsinn und komm nach Moskau. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr du mir fehlst. Und notfalls kannst du auch mit mir Zusammenarbeiten, dafür brauchst du keine Inspiration, und Aufträge wird es immer geben. Du wirst eine Lizenz als Privatdetektivin bekommen und kannst bei der Arbeit deine Berufserfahrung anwenden. Kannst du dir vorstellen, wie gut wir es zusammen haben werden? Und deiner Irotschka kannst du dann endlich die Freiheit schenken, du überlässt ihr deine Wohnung, und sie kann sich endlich ihr eigenes Leben einrichten. Der Haushalt wird dich nicht viel Zeit kosten, wir fahren morgen los und besorgen alles Notwendige, einschließlich vollautomatischer Waschmaschine. Dann brauchst du nur noch Knöpfe zu drücken. Und wenn du willst, dann kaufe ich dir sogar eine Geschirrspülmaschine.«
Diese Gespräche fanden schon seit einem Jahr regelmäßig statt. Stassow wollte sehr gern mit
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