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Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Titel: Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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In der Handtasche einer Ermordeten findet man ein Buch, dessen Autorin eine Untersuchungsführerin ist, und genau diese leitet auch die Ermittlungen in dem Mordfall.«
    »Du phantasierst, Jura. Tatjana kann schon deshalb die Untersuchungen nicht leiten, weil sie in Petersburg arbeitet und nicht in Moskau. Außerdem ist sie, soviel ich weiß, zurzeit im Urlaub. Sie war mit Stassow verreist, die beiden sind erst vor kurzem nach Moskau zurückgekommen.«
    »Siehst du«, sagte Korotkow triumphierend, »sie ist also doch in Moskau. Und nicht einmal so weit entfernt vom Fundort der Leiche. Aber du bist langweilig, Nastja, sobald man ein bisschen ins Schwärmen kommt, stutzt du einem sofort die Flügel. Du bist eine schreckliche Pragmatikerin, du hast keinen Tropfen Romantik in dir. Aber ich werde Stassow auf jeden Fall von der Geschichte erzählen. Ich muss ihn sowieso heute anrufen, er hat versprochen, mir bei der Reparatur meiner Rostlaube zu helfen.«
    Er blätterte ein wenig in dem Buch und pfiff durch die Zähne.
    »Die Dame hat sich offenbar vor kurzem in der Sonne der bourgeoisen Welt geaalt und im kapitalistischen Meer gebadet. Sie hat als Lesezeichen die Bordkarte irgendeines ausländischen Flughafens verwendet. Und man sieht, dass ihre Bräune noch ganz frisch ist.«
    Nastja griff nach dem dünnen Stück Pappe, das mit Datum, Flugnummer und Sitzplatznummer versehen war. Sie rief aus dem Polizeiauto einen Bekannten an, der auf dem Flughafen Scheremetjewo arbeitete, und bat ihn herauszufinden, um welchen Flug es sich gehandelt hatte und welche Passagiere neben Ljudmila Schirokowa gesessen hatten. Dann ging sie zu Korotkow zurück.
    »Ich wüsste gern, was sie in dieser Aufmachung, mit ihren hochhackigen Schuhen, auf dieser Müllhalde gemacht hat«, sagte sie nachdenklich und wandte sich Subow zu. »Oleg, was hast du an den Schuhen der Frau gefunden?«
    »Was schon«, brummte der immer missgelaunte, unzufriedene Subow, »Müll natürlich.«
    »Also hat man sie hier ermordet. Hätte sie keinen Schmutz an den Absätzen, könnte man davon ausgehen, dass sie an einem anderen Ort umgebracht und dann hier aus dem Auto geworfen wurde. Schade. Ich habe gehofft, dass die Sache etwas spannender ist.«
    »Du hast vielleicht Wünsche«, sagte Korotkow vorwurfsvoll. »Die fortschrittliche Gesellschaft hofft auf eine lichte Zukunft und den Sieg der Demokratie, und du hoffst darauf, dass man das Opfer nicht hier auf der Müllhalde ermordet hat, sondern an einer anderen Stelle. Ist es dir nicht egal, wo sie ermordet wurde?«
    »Nein. Die Ermordung einer schönen jungen Frau auf einer Müllhalde riecht nach Nötigung und billiger Erpressung. So etwas mag ich nicht.«
    »Lieber Gott, Nastja, du hast wirklich nicht alle Tassen im Schrank. Was heißt hier mögen oder nicht mögen. Eine Leiche ist eine Leiche. Ein Mensch hat einen anderen ermordet, das ist abscheulich, daran kann man doch nichts mögen.«
    »Dass Menschen einander ermorden, ist eine objektive Tatsache, an der wir nichts ändern können, Jura. So war es, so ist es, und so wird es immer bleiben. Damit müssen wir uns abfinden. Und da nun einmal gemordet wird, muss ich meine Arbeit machen, und deshalb habe ich durchaus das Recht, etwas an dieser Arbeit zu mögen oder nicht. Willst du mir etwa widersprechen?«
    »Wer dir widersprechen wollte, würde das Ende des Tages nicht erleben«, lachte Korotkow sarkastisch. »Wie sieht es aus, Oleg?«
    Der groß gewachsene Subow saß mit eingezogenen Schultern auf einer Plastiktüte auf der Erde, er hielt die Schuhe der Ermordeten in der Hand und betrachtete sie mit düsterem Gesichtsausdruck.
    »Irgendein Bockmist, wie immer«, presste er zwischen den Zähnen hervor. »Ich begreife nicht, wie sie es auf diesem Boden geschafft hat, sich die Absätze bis oben hin schmutzig zu machen.«
    In der Nähe der Leiche lag eine leere Farbdose, die hellblaue Farbe aus ihrem Innern hatte sich auf den Boden ergossen.
    »Der Boden ist hier ziemlich hart, und die Absätze sind elf Zentimeter hoch. Wie konnten sie sich bis zum Anschlag in den Boden bohren? Dazu müsste sie mindestens hundert Kilo wiegen, aber sie wiegt höchstens fünfundfünfzig oder siebenundfünfzig, das sieht man auf den ersten Blick. Ich werde euch nachher meine genauen Berechnungen vorlegen, aber auch so ist klar, dass hier nichts klar ist.«
    »Vielleicht hat sie etwas Schweres getragen«, schlug Nastja als Erklärung vor.
    »Vierzig Kilo oder noch mehr?«, erwiderte Oleg

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