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Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Titel: Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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Experimenten und Ausschweifungen?«
    »Wollen Sie damit sagen, dass die Schirokowa mehr von Ihnen verlangt hat, als Sie ihr geben konnten?«, fragte Korotkow.
    »Genau das. Kennen Sie die Definition einer idealen Frau? Im Wohnzimmer eine Lady, in der Küche eine Köchin, im Bett eine Hure. Beim ersten Mal hatte ich den Eindruck, dass Mila genau so eine Frau war, aber beim zweiten Mal wurde mir klar, dass sie außer Sex nichts im Sinn hatte. Natürlich hätte ich mich ein wenig anstrengen und ihr all ihre Wünsche erfüllen können. Aber wie hätte das weitergehen sollen? Sie war keine Lady und auch keine Köchin. Ich suche keine Geliebte, sondern eine Ehefrau. Verstehen Sie?«
    »Ich glaube schon. Und wie war es von Milas Seite, haben Sie ihr gefallen?«
    »Natürlich nicht!«, sagte Lopatin unwirsch. »Das heißt, nach dem ersten Mal haben wir uns in bestem Einvernehmen getrennt. Aber beim zweiten Mal habe ich ihr zu verstehen gegeben, dass ich mit ihr nicht nur ins Bett möchte. Ich wollte sie ins Theater einladen. Sie hätten sehen sollen, mit welchem Widerwillen sie reagiert hat. Als hätte ich ihr vorgeschlagen, eine Nacht auf dem Friedhof zu verbringen oder die schmutzige Wäsche eines ganzen Jahres zu waschen. Im Bett war sie natürlich großartig, keine Frage, aber wissen Sie, ich bin nicht mehr in dem Alter, in dem Sex das Wichtigste ist.«
    »Ich verstehe nicht ganz, Nikolaj Lwowitsch, Sie haben doch selbst geschrieben, dass Sie Ihr Leben lang eine Frau gesucht haben, die in der Liebe hemmungslos ist.«
    »Unter Hemmungslosigkeit in der Liebe verstehe ich Qualität und nicht Quantität. Ich liebe guten, phantasievollen, ausdauernden Sex, aber mir reicht das einmal pro Woche. An so etwas war Mila nicht interessiert. Ihr ging es um schnellen, primitiven Sex ohne alle Umschweife, und das so oft wie möglich. Sie wollte es alle zwei, drei Stunden. Verstehen Sie den Unterschied?«
    »Hat es Sie nicht erstaunt, Nikolaj Lwowitsch, dass eine so attraktive junge Frau keinen Mann findet und professionelle Vermittlungsdienste in Anspruch nehmen muss?«
    »Nein, das hat mich nicht erstaunt, nicht im Geringsten. Wissen Sie, ich bin schon seit drei Jahren Mitglied bei Amor und kann Ihnen sagen, dass die meisten anhanglosen Frauen jung und attraktiv sind. Ich weiß nicht, warum das so ist, aber es ist eine Tatsache. Wenn Sie wüssten, welch bildschöne Frauen ich über Amor kennen gelernt habe. Filmstars, Fotomodelle. Aber aus irgendeinem Grund finden gerade sie keinen Mann.«
    »Noch eine Frage«, sagte Jura, dem inzwischen klar war, dass Nikolaj Lwowitsch Lopatin nichts auf der Welt lieber tat, als über sich selbst zu sprechen. »Konnten Sie den Gesprächen mit der Schirokowa entnehmen, dass sie einen Ehemann suchte? Oder ging es ihr um Partner für unkomplizierte, unverbindliche Beziehungen?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Wir haben praktisch überhaupt nicht miteinander gesprochen. Zwischen uns gab es nur Sex.«
    »Heißt das, dass sie Ihnen überhaupt nichts von sich erzählt hat?«
    »Nein, überhaupt nichts.«
    »Haben Sie ihr keine Fragen gestellt?«
    »Doch, aber nicht sehr nachdrücklich. Wie gesagt, nur zwei Treffen und viel Sex . . .«
    Die Tatsache, dass Lopatin immer wieder auf sein Vermögen zu derart ausgiebiger sexueller Betätigung hinwies, ließ Korotkow innerlich schmunzeln. Wahrscheinlich war es gar nicht so weit her mit seiner Manneskraft, da war wohl eher der Wunsch der Vater des Gedankens. Allerdings sah es tatsächlich nicht so aus, als hätte Ljudmila Schirokowa einen Ehemann gesucht. Sonst hätte sie die Einladung ins Theater auf jeden Fall angenommen.
    * * *
    Sergej Baklanow, der Absender des zweiten Briefes, war das völlige Gegenteil des gesprächigen Lopatin. Ein großer, schmaler, düster wirkender Mann, der nur sehr unwillig Auskunft gab und dem man jedes Wort aus der Nase ziehen musste. Auch er hatte Milas Postfachnummer von Amor bekommen und hinterließ ihr seine Telefonnummer. Die beiden hatten sich nur ein einziges Mal getroffen, bei ihm zu Hause, seitdem hatte er Mila nicht wieder gesehen. Sie hatte versprochen, ihn wieder anzurufen, aber der Anruf war nie gekommen. Sergej hatte ihr annähernd ein Dutzend Briefe geschrieben und sie um ein Wiedersehen gebeten, die schöne, hemmungslose junge Frau hatte ihm sehr gut gefallen, aber sie hatte ihm nie geantwortet. Korotkow begriff, dass dieser Partner Mila enttäuscht hatte, sie hatte ihm ihre Telefonnummer nicht gegeben, weil sie

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