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Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Titel: Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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möchte diese Hypothese erst überprüfen.«
    »Anastasija«, sagte Olschanskij ärgerlich, »ich erinnere mich, dir bereits ganz zu Anfang unserer Zusammenarbeit erklärt zu haben, dass es nicht erlaubt ist, dem Untersuchungsführer Informationen vorzuenthalten. Weißt du das noch?«
    »Ja, das weiß ich noch«, bejahte Nastja verdrossen.
    »Habe ich dir auch gesagt, dass ich niemals mit einem Ermittler arbeite, der versucht, mich auf einem lahmen Gaul zu überholen?«
    »Ja, auch das haben Sie mir gesagt.«
    »Also, dann mach keinen Unfug.«
    »Ich mache keinen Unfug, ich feilsche mit Ihnen. Haben Sie das nicht bemerkt?«
    Olschanskij lachte laut auf, nahm die Brille ab und drückte mit Daumen und Zeigefinger seine Nasenwurzel zusammen. In diesem Moment fragte Nastja sich wie so oft, wie es diesem gut aussehenden Mann mit den großen Augen und den geraden weißen Zähnen gelang, immer wie ein jämmerlicher Tollpatsch in einem ewig zerknitterten Anzug auszusehen. Es war nicht zu begreifen.
    »Was möchtest du denn, du große Feilscherin?«, fragte er.
    »Eine rauchen.«
    »Dann rauche in Gottes Namen. Und sag endlich, was deine zweite Hypothese ist.«
    »Ich glaube, dass die Schirokowa unersättlich war und ständig Männer brauchte. Zuerst hat sie es mit jedem x-Beliebigen getrieben, und dann ist etwas passiert. Etwas, das sie gebremst hat. Vielleicht hat sie sich irgendeine ansteckende Krankheit geholt oder ist an irgendeinen Halunken geraten. Und daraufhin hat sie angefangen, Männer über eine Agentur zu suchen. Das ist immerhin etwas ungefährlicher, man kann die Person vorher unter die Lupe nehmen, und die Adresse ist der Agentur bekannt, falls etwas passiert. Verstehen Sie, was ich meine? Sie hat keinen Ehemann gesucht, sondern Bettgefährten, wobei die Tatsache ihrer Trauung mit Strelnikow überhaupt nichts zu bedeuten hatte. Sogar dann, wenn sie ganz offiziell mit ihm verheiratet gewesen wäre, hätte sie dasselbe gemacht. Aber den Rest verstehe ich nicht, Konstantin Michailowitsch.«
    »Was verstehst du nicht?«
    »Warum hat Strelnikow diese Briefe aufbewahrt und sogar bei Tomtschak auf der Datscha versteckt? Warum hat er sie nicht vernichtet? Das wäre doch viel einfacher und ungefährlicher gewesen.«
    »Ganz offensichtlich hat er diese Briefe gebraucht.«
    »Wozu«?
    »Es kann viele Gründe geben . . . vielleicht wollte er einen der Männer erpressen.«
    »Du lieber Himmel, was könnte hier der Gegenstand einer Erpressung sein? Was ist anstößig daran, eine Frau über eine Heiratsagentur zu suchen?«
    »Ich weiß nicht, Anastasija, ich weiß nicht. Ich äußere nur Vermutungen. Aber deine Aufgabe ist es, diese Männer zu finden und sie dir näher anzuschauen. Hast du den Auftrag verstanden? Also dann, ab durch die Mitte, und zwar im Laufschritt.«
    Nastja erhob sich mit einem Seufzer, schloss das Fenster, schlüpfte in ihre Jacke und machte sich auf den Weg. Allerdings nicht im Laufschritt. Anastasija Kamenskaja konnte nicht laufen und weigerte sich kategorisch, es zu lernen.
    * * *
    Nikolaj Lwowitsch Lopatin, ein agiler, energischer Mann, der völlig anders aussah als auf seinem Foto, empfing Jura Korotkow sehr offenherzig und erinnerte sich mit Freuden an die bezaubernde, sexhungrige Mila, mit der er sich im vergangenen Juli zweimal getroffen hatte. Jura war peinlich berührt von so viel Offenheit. Wenn einer keine Frau finden konnte und die Dienste einer Heiratsagentur in Anspruch nahm, nun gut, das war seine persönliche Angelegenheit. Aber so viel Offenherzigkeit gegenüber einem Fremden, selbst wenn dieser ein Kripobeamter von der Petrowka war . . .
    »Nachdem ich ihre Adresse von Amor bekommen hatte, schrieb ich ihr einen Brief. Nach etwa einer Woche bekam ich eine Antwort. Mila war bereit zu einem Treffen und teilte mir ihre Telefonnummer mit. Ich rief sie an, und wir trafen uns . . . Das war alles.«
    »Hat sie Ihnen gefallen?«
    »Ja, sie hat mir sehr gefallen. Aber nur beim ersten Mal.«
    »Und beim zweiten Mal nicht mehr?«, erkundigte sich Korotkow.
    »Beim zweiten Mal nicht mehr. Deshalb haben wir uns danach auch nicht mehr getroffen.«
    »Was hat Ihnen denn nicht gefallen, Nikolaj Lwowitsch?«
    »Sie war zu . . . wie soll ich sagen . . . sie war zu anspruchsvoll im Bett. Ich habe in meinem Brief zwar geschrieben, dass ich an sexuellen Experimenten interessiert bin, aber ich habe von Experimenten gesprochen und nicht von Ausschweifungen. Davon nicht. Verstehen Sie den Unterschied zwischen

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