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Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Titel: Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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bin immer noch ganz durcheinander. Lebst du allein?«
    »Nein, mit meiner Schwester.«
    »Ist sie jünger als du?«
    »Nein, älter, sie ist schon sechsundzwanzig. Sind Sie zurückgekommen, um mir Ihre Fürsorge anzubieten? Das ist nicht nötig, ich bin bereits volljährig. Und außerdem kommen wir sehr gut allein zurecht.«
    »Ist Ihre Schwester tatsächlich schon sechsundzwanzig?«, fragte Larissa mit gespieltem Erstaunen. »Ich habe nicht gewusst, dass Nadeschda so früh geheiratet hat. Niemand von uns hat das gewusst. Nicht zu glauben.«
    »Meine Mutter war nicht verheiratet.«
    »Sie war nie verheiratet?«, erkundigte sich Larissa, jetzt mit ehrlichem Erstaunen. »Und dein Vater? Oder habt ihr, deine Schwester und du, einen gemeinsamen Vater?«
    »Nein, wir haben verschiedene Väter, aber meine Mutter war mit keinem der beiden verheiratet. Worüber wollten Sie mit mir sprechen?«
    »Das wird dir vielleicht seltsam erscheinen . . . Aber ich wollte mit dir über den Vater deiner Schwester sprechen. Eigentlich habe ich gehofft, mich mit Nadeschda über ihn unterhalten zu können. Ich konnte ja nicht ahnen, was passiert ist.«
    »Über ihn gibt es nicht viel zu reden. Wir haben ihn nie gesehen. Haben Sie wirklich mit meiner Mutter studiert?«
    »Ja, wirklich«, log Larissa, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Dann müssen Sie ihn kennen.«
    »Ich müsste ihn kennen, wenn er in unserer Studiengruppe war. Wie heißt er denn?«
    »Das weiß ich nicht. Meine Mutter hat es uns nie gesagt.«
    »Wie ist das möglich? Warum hat sie es euch nicht gesagt?«
    »Das weiß ich nicht. Sie hat es nicht gesagt und basta. Wir haben sie oft gefragt, aber sie wollte nicht antworten.«
    »Aber deine Schwester hat schließlich einen Vatersnamen. Wie lautet er denn?«
    »Sie heißt Natascha Alexandrowna.«
    Alexandrowna. Also nicht Wladimirowna und zum Glück auch nicht Wjatscheslawowna. Aber das wollte noch nicht viel heißen. Wenn die Mutter nicht verheiratet war, konnte sie einen beliebigen Vatersnamen für das Kind eintragen lassen, ganz nach eigenem Ermessen.
    »Kennen Sie irgendeinen Alexander, der meiner Mutter im zweiten Semester den Hof gemacht hat?«
    »Weißt du«, sagte Larissa vorsichtig, »Alexander ist ein sehr verbreiteter Name. In unserem Semester gab es mindestens zwanzig Studenten, die so hießen. Ich weiß nicht, mit wem deine Mutter damals befreundet war, wir haben in verschiedenen Gruppen studiert. Aber ich würde sehr gern erfahren, wer er war.«
    »Wozu?«
    »Er muss wissen, dass Nadeschda nicht mehr lebt und dass er eine erwachsene Tochter hat. Mir scheint, er muss euch unterstützen, er ist schließlich der Vater deiner Schwester.«
    »Er muss überhaupt nichts«, sagte der junge Mann unwirsch. »Es kann nicht sein, dass er von der Schwangerschaft meiner Mutter nichts wusste. Aber wenn er sie nicht geheiratet hat, dann hat er es nicht gewollt. Meine Mutter wollte nie über ihn sprechen. Wahrscheinlich war er irgendein Schuft.«
    »Hör mal«, besann sich Larissa plötzlich. »Wir haben uns noch gar nicht bekannt gemacht. Ich heiße Larissa Michajlowna. Und du?«
    »Viktor.«
    »Also, Viktor, ich kann dir aus Erfahrung sagen, dass man nie über etwas urteilen sollte, worüber man nicht genau Bescheid weiß. Bescheid wussten nur deine Mutter und der Vater deiner Schwester Natascha. Aber es könnte ja durchaus auch sein, dass deine Mutter ihm ihre Schwangerschaft verheimlicht hat und dass er bis heute nichts von seiner Vaterschaft weiß. Ich bin der Meinung, dass er unbedingt erfahren muss, dass deine Mutter gestorben ist und dass er eine Tochter hat.«
    »Warum sind Sie sich so sicher, dass er das nicht weiß?«, ereiferte sich Viktor. »Ich glaube, dass er es ganz genau weiß und meine Mutter damals sitzen ließ, obwohl sie ein Kind von ihm erwartet hat. Darum wollte sie auch nichts von ihm hören. Er war ein Schuft, davon bin ich überzeugt.«
    »Und wenn es doch anders war?«, sagte Larissa leise. »Hat deine Mutter wirklich nie etwas über ihn gesagt, nicht einmal beiläufig, nicht einmal einen halben Satz?«
    Viktor wandte seinen Kopf zum Fenster und schwieg. Dann erhob er sich langsam, ging zu einem Bücherregal und entnahm ihm ein dickes Fotoalbum.
    »Hier.« Er reichte Larissa ein Foto, genau dasselbe, das in ihrer eigenen Handtasche lag. Zwei Mädchen, die miteinander ins Gespräch vertieft sind, während drei junge Männer hinter ihnen Grimassen schneiden. »Einer von diesen dreien.«
    »Woher weißt du

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