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Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Titel: Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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ihr Bett zurück und zog sich die Decke über den Kopf.

Achtes Kapitel
    Nastja erwachte am Morgen mit starken Kopfschmerzen. Das hat gerade noch gefehlt, dachte sie deprimiert. Gestern der Rücken, und heute fängt auch der Kopf an. Wie soll das weitergehen? Werden nun auch die weiteren Körperteile folgen und eine ganze Sinfonie anstimmen?
    Sie versuchte, sich vorsichtig im Bett zu bewegen, und verzog das Gesicht vor Schmerzen. Auch der Rücken tat unverändert weh. Was für ein Pech! Ljoscha öffnete natürlich sofort die Augen.
    »Komm, ich helfe dir«, sagte er mit verschlafener Stimme, »allein schaffst du es ja doch nicht, du sündige Invalidin.«
    Tschistjakow hatte große Erfahrung im Umgang mit Nastjas krankem Rücken, er konnte seine Frau sehr schnell und geschickt auf die Beine stellen. In wenigen Sekunden war Nastja ohne einen einzigen Schmerzenslaut in der Vertikale.
    »Wohin jetzt?«, fragte Ljoscha.
    »Jetzt ins Bad. Du musst mich unter die Dusche stellen, aber bitte so, dass auf meinen Rücken heißes Wasser fließt und auf meinen Kopf kaltes. Kriegst du das hin?«
    »Nein. Das ist zu viel verlangt. Ich kann nur eines für dich tun. Dir ein heißes Bad einlassen, dich in die Wanne setzen und dir eine kalte Kompresse auf den Kopf legen. Mehr ist leider nicht drin. Hast du starke Kopfschmerzen?«
    »Ja. Ljoscha, warum bin ich nur so verdreht? Ewig tut mir etwas weh . . . Und überhaupt geht alles schief bei mir.«
    »Nun fängt das schon wieder an!«, seufzte Tschistjakow. »Schon am frühen Morgen das Wehklagen über dein verpfuschtes Leben. Gestern hast du dich über deine moralische Verworfenheit beschwert, und worum geht es heute?«
    »Heute beschwere ich mich über meine Dummheit.«
    Nastja schleppte sich zum Badezimmer, stellte sich mit Ljoschas Hilfe in die Wanne und hielt ihren schmerzenden Rücken unter den heißen Wasserstrahl. Nach einigen Minuten war sie endgültig wach und schaffte es sogar, allein aus der Wanne zu steigen. In der Küche kippte sie ein Glas eisgekühlten Orangensaft hinunter und griff dann sofort nach einer heißen Tasse Kaffee. Das war für Nastja eine seit langem bewährte Methode, um sich morgens aufzumöbeln und in einen schon fast arbeitsfähigen Zustand zu bringen.
    Sie stand immer sehr rechtzeitig auf, weil sie wusste, dass sie morgens kraftlos und langsam war. Nastja Kamenskaja hasste es, sich beeilen zu müssen, weil ihr in der Hektik immer etwas schief ging. Sie hatte noch reichlich Zeit, bevor sie losmusste zum Dienst, und während sie sich die erste Zigarette ansteckte, schweiften ihre Gedanken zu dem seltsamen Mord an Ljudmila Schirokowa. Hier passte immer etwas nicht zusammen. Zum Beispiel Strelnikow. Warum hatte er Ljudmilas Korrespondenz versteckt? Wenn Ljuba Sergijenko die Mörderin war, tat Strelnikows Eifersucht nichts zur Sache. Aber wozu brauchte er diese Briefe? Sollte er der Täter sein, war es erst recht unverständlich, warum er Indizien aufbewahrte. Das ergab keinerlei Sinn.
    Und die Sergijenko? Alles deutete natürlich darauf hin, dass sie die Tat begangen hatte. Sie hatte ein Motiv, und ihr psychischer Zustand passte durchaus zu so einer Tat. Aber der Tathergang blieb völlig unklar. Was für einen schweren Gegenstand hatte die Schirokowa auf der Müllhalde mit sich herumgeschleppt? Warum waren die Absätze ihrer hohen Schuhe so tief in der Erde versunken? Der Gutachter Oleg Subow hatte auf ihrer Kleidung nur einige Gewebefasern entdeckt. Das bedeutete, dass der Gegenstand, den sie getragen hatte, weder aus Metall noch aus Holz war. War es vielleicht ein Stein? Aber dann hätte man Spuren von Erde, Staub oder anderem Schmutz an ihrer Kleidung finden müssen. Woher hätte sie einen völlig sauberen Stein nehmen sollen? Und überhaupt, warum hätte sie einen Stein mit sich herumtragen sollen? Selbst dann, wenn es aus unerfindlichen Gründen so war, wo war dieser Stein dann abgeblieben? Am Fundort der Leiche hatte man weit und breit keinen großen schweren Gegenstand entdeckt, auch keinen Stein. Hatte Ljuba ihn vielleicht mitgenommen oder weggeschafft? Aber dazu hätte man beinahe die Kräfte eines Schwerathleten gebraucht. Nein, das war völliger Schwachsinn. Und wäre Ljuba am Tatort gewesen, hätte man auch ihre Fußspuren dort entdecken müssen. Die Fußspuren der Schirokowa waren da, aber wo waren die des Mörders? Ljuba konnte schließlich nicht durch die Luft gegangen sein . . .
    Die Gewebefasern also. Sie konnten von einem Schal stammen

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