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Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Titel: Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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Papiersorte benutzt und wer beide Sorten bekommt, die teure und die billige. Ich verstehe es so, dass beide Papiersorten nur denen zugeteilt werden, die mit zwei Druckern arbeiten. Ist das richtig?«
    »Ich weiß es nicht, ich habe nie darauf geachtet. . . Aber ich bekomme tatsächlich beide Sorten. Außerdem sollten Sie die Sache nicht so formalistisch betrachten, Konstantin Michailowitsch. Die Mitarbeiter unserer Firma sind nicht arm, und wenn jemand von uns Papier braucht, kann er es auch aus der eigenen Tasche bezahlen. Natürlich rufen wir zuerst die Sekretärin an und lassen sie wissen, dass uns das Papier ausgegangen ist. In fünf von zehn Fällen bringt sie uns binnen einer halben Stunde ein neues Paket. In den anderen fünf Fällen wird uns mitgeteilt, dass das Lager geschlossen hat, dass das bestellte Papier noch nicht eingetroffen ist oder etwas anderes in dieser Art. Dann geben wir der Sekretärin Geld und schicken sie ins nächste Schreibwarengeschäft, damit sie uns Papier besorgt. So läuft das bei uns. Und deshalb ist es gar nicht so einfach festzustellen, wer bei uns welches Papier benutzt.«
    »Ist in Ordnung. Ich werde die auf dem billigen Papier ausgedruckten Schriftstücke allerdings beschlagnahmen müssen.«
    »Wozu?«
    »Ich möchte sie den Gutachtern vorlegen, damit sie prüfen, ob es sich wirklich um ein und dasselbe Papier handelt.«
    »Aber der Inhalt dieser Unterlagen ist Firmengeheimnis . . .«
    »Das tut mir sehr Leid, Viktor Alexandrowitsch, aber ich muss die Unterlagen trotzdem beschlagnahmen. Wenn Sie Unannehmlichkeiten in geschäftlicher Hinsicht befürchten, können Sie auf den Schriftstücken alles schwärzen, was nicht für fremde Augen bestimmt ist. Sie können ein Tintenfass nehmen und den ganzen Text mit Tinte übergießen. Mich interessiert nur die Qualität des Papiers.«
    »Was wollen Sie mit einem erneuten Gutachten erreichen?« Derbyschew wurde wieder sichtlich nervös. Offenbar war es mit seiner Fähigkeit, Von seinen Emotionen abzusehen und die Dinge sachlich zu betrachten, nicht weit her. »Ist das denn der Mühe wert?«
    »Viktor Alexandrowitsch, bitte besinnen Sie sich und sehen Sie der Wahrheit ins Auge. Sie befinden sich in einer mehr als unangenehmen Situation. Und mich erstaunt die Beharrlichkeit, mit der Sie sich gegen eine Klärung sperren. Für Ihre Haltung gibt es nur eine einzige Deutung.«
    »Und welche bitte?«
    »Dass Sie schuldig sind. Ich weiß nicht, worin Ihre Schuld besteht, ob darin, dass Sie Ljudmila Schirokowa umgebracht haben oder in etwas anderem, aber Sie sind schuldig. Sie wissen genau, was es mit diesem seltsamen Brief auf sich hat, aber Sie versuchen, die Wahrheit vor mir zu verbergen. Sind Sie mit dieser Deutung einverstanden?«
    »Hören Sie, ich habe Ihnen hundertmal gesagt, dass ich nie einen Brief an diese Schirokowa geschrieben habe, weil ich sie nicht kenne und nie einen Brief von ihr bekommen habe. Lassen Sie mich gefälligst in Ruhe mit Ihrem Papier, Ihren Druckern und Ihren Gutachten! Ich habe Ihnen hundertmal gesagt . . .«
    »Und ich habe es hundertmal gehört«, unterbrach Olschanskij sein Gegenüber durchaus friedfertig. »Und jedes Mal wundere ich mich über Ihre Blindheit. Sie sehen doch selbst, dass ich mir keine Märchen ausdenke, dass ich nicht versuche, Sie irgendwie hereinzulegen. Hier ist der Brief. Verstehen Sie doch, Viktor Alexandrowitsch, dieser Brief existiert, und so oft Sie auch wiederholen, dass Sie ihn nicht geschrieben haben, er wird sich deshalb nicht in Luft auflösen. Dieser Brief ist real, weil jemand ihn geschrieben und ihm sogar Ihr Foto beigelegt hat. Besitzen Sie ein solches Foto?«
    »Nein.«
    »Sehen Sie. Es gibt also jemanden, der nicht nur dafür gesorgt hat, dass Ihre Fingerabdrücke auf den Brief gelangt sind und dass man die Schrift für die Ihre hält, dieser Jemand hat Ihnen sogar aufgelauert und Sie fotografiert. Das muss ein durchaus kluger und sehr vorausschauender Mensch sein. Und er befindet sich irgendwo ganz in Ihrer Nähe. Denn wenn er von Ihrem Schreibtisch ein Blatt Papier genommen hat, das Sie berührt haben, muss er ganz dicht an Sie herangekommen sein. So dicht, dass er Ihnen in den Nacken hätte atmen können. Ist Ihnen das nicht unheimlich, Viktor Alexandrowitsch? Ich habe nur zwei Möglichkeiten: Ich kann Sie für einen Verbrecher halten oder für ein potenzielles Opfer. Welche der beiden Möglichkeiten ziehen Sie vor?«
    »Aber ich verstehe nicht . . .«, murmelte Derbyschew.

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