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Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Titel: Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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einen Dritten gebeten, diesen Brief zu beantworten, wobei dieser Dritte versuchen sollte, Ihre Handschrift so genau wie möglich zu kopieren. So ist dieser nicht von Ihnen selbst geschriebene Brief mit Ihren Fingerabdrücken entstanden. Was halten Sie davon?«
    »Purer Blödsinn!«, erwiderte Derbyschew verächtlich. »Wozu sollte ich einen Dritten bitten, einen Brief mit meiner eigenen Schrift zu schreiben?«
    »Das ist wirklich Blödsinn«, stimmte Olschanskij gelassen zu. »Versuchen wir eine andere Variante. Jemand wollte sich mit der Schirokowa treffen und sich dabei als Viktor Derbyschew ausgeben.«
    »Auch das ist Unfug. Einer, der so tun wollte, als sei er ich, hätte dieser Frau nicht mein Foto geschickt, sondern sein eigenes.«
    »Auch damit haben Sie Recht. Lassen Sie uns nun einmal darüber nachdenken, wie Ihre Fingerabdrücke auf dieses Blatt Papier gekommen sein konnten.«
    »Du lieber Gott«, brauste Derbyschew auf. »Das ist doch denkbar einfach. Jeder x-Beliebige kann von meinem Schreibtisch ein Blatt Papier an sich nehmen, das ich bereits berührt habe.«
    »Handelt es sich denn um ein Blatt Papier, wie Sie es in Ihrem Büro benutzen?«, fragte Olschanskij unschuldig.
    Derbyschew verstummte und wurde nachdenklich. Jetzt waren die Wut und Empörung aus seinem Gesichtsausdruck gewichen, und Olschanskij begriff, dass Viktor sich in die Überlegungen eingeklinkt hatte. Ob er nun schuldig war oder nicht, jetzt würde er mitdenken, argumentieren und widersprechen, und das half immer dabei, entweder die Unschuld einer Person festzustellen oder sie der Lüge zu überführen.
    »Ich habe, ehrlich gestanden, nicht darauf geachtet«, sagte Derbyschew endlich. »Darf ich einen Blick auf den Brief werfen?«
    »Bitte sehr.« Der Untersuchungsführer reichte ihm das Original des Briefes, der auf Tomtschaks Datscha gefunden wurde.
    Viktor drehte das Blatt eine Weile hin und her, dann öffnete er seinen Aktenkoffer und holte einen Hefter mit Papieren hervor.
    »Hier«, sagte er, während er in den Unterlagen blätterte, »wir verwenden in unserem Büro tatsächlich genau dieselbe Papiersorte. Sehen Sie, dieses Schriftstück hier und dieses – beide wurden auf diesem Papier ausgedruckt.«
    »Und die anderen Schriftstücke? Wurde für die ein anderes Papier verwendet?«
    »Ja. Es hat genau dasselbe Format und ist ebenfalls weiß, aber etwas stärker.«
    »Und welches Papier benutzen Sie in der Regel?«
    »Wir nehmen, was wir bekommen.« Zum ersten Mal während des Gesprächs lächelte Derbyschew.
    »Diese Antwort befriedigt mich nicht«, erwiderte Olschanskij kalt. Er tat so, als hätte er Derbyschews Stimmungsumschwung nicht bemerkt.
    »Es ist so«, erklärte Derbyschew, »für Fotokopien und Laserausdrucke benutzen wir besseres Papier, für den Tintenstrahldrucker genügt einfacheres. Deshalb kauft die Firma teures und billiges Papier ein. Das Papier, auf dem der Brief geschrieben wurde, taugt nur für den Tintenstrahldrucker, es ist dünn und hat einen Graustich, sehen Sie? Das ist die billige Sorte. Und genau auf diesem Papier sind auch diese beiden Unterlagen ausgedruckt. Sie können an der Schrift erkennen, dass es sich um einen Tintenstrahldrucker handelt.«
    »Und was für ein Drucker steht auf Ihrem Schreibtisch?«
    »Ich habe zwei. Einen Tintenstrahl- und einen Laserdrucker.«
    »Wozu brauchen Sie zwei?«, fragte Olschanskij verwundert.
    »Aus Gründen der Sparsamkeit. Die endgültige Version eines Schriftstückes wird auf dem Laserdrucker ausgedruckt, auf gutem Papier, in ansprechenden Schriftarten. Aber der endgültigen Version gehen gewöhnlich viele Entwürfe voraus, der Text muss mehrmals überarbeitet und neu ausgedruckt werden. Für diese vorläufigen Ausdrucke verwende ich den Tintenstrahldrucker und die billige Papiersorte. Das handhabe im Übrigen nicht nur ich so, das tun alle Mitarbeiter.«
    »Heißt das, dass in Ihrer Firma auf jedem Schreibtisch zwei Drucker stehen?«, fragte Olschanskij skeptisch.
    »Wo denken Sie hin! Das wäre ein teures Vergnügen. Wir haben insgesamt nur drei Laserdrucker. Einer steht der Sekretärin zur Verfügung, die andern beiden den Mitarbeitern, die richtig damit umgehen können.«
    »Und Sie können richtig damit umgehen?«
    »Ja, das kann ich«, erwiderte Derbyschew zurückhaltend. »Ich verstehe nicht, warum Sie das so ironisch sagen.«
    »Wegen des Papiers«, entgegnete Olschanskij schulterzuckend. »Ich wüsste gern, wer von Ihren Mitarbeitern nur eine

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