Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes
Kilometer hinter Moskau in Richtung Kiew. Dort gibt es einen Club . . .« Derbyschew verstummte und sah Korotkow herausfordernd an. »Es ist ein Eliteclub. Die Mitglieder sind bekannte Politiker und Geschäftsleute. Ich hoffe, Sie haben nicht vor, diese Leuten mit Fragen zu behelligen.«
»Doch, das habe ich vor«, erwiderte Korotkow. »Warum denn nicht?«
»Ich bitte Sie . . . Nicht genug, dass Sie mich völlig grundlos verhaftet und eingesperrt haben, wollen Sie jetzt auch noch meinen Ruf ruinieren? Es werden keine drei Tage vergehen, bis Ihr Untersuchungsführer mich beschämt um Verzeihung bitten wird, weil ich unschuldig bin und in keinerlei Beziehung zu Ihrer ermordeten Blondine stehe. Hoffentlich wird man wenigstens in meiner Firma Verständnis für diesen skandalösen Vorfall aufbringen und mich nicht an die Luft setzen. Aber wenn Sie anfangen, Ihre Verdächtigungen gegen mich unter Menschen auszustreuen, die ich schätze, werde ich Sie wegen Verleumdung verklagen. Lassen Sie sich das gesagt sein.«
»Ich lasse es mir gesagt sein«, grinste Korotkow. »Übrigens, sagt Ihnen der Name Strelnikow etwas?«
»Strelnikow?«, fragte Viktor erstaunt.
»Ja, Wladimir Alexejewitsch Strelnikow.«
»Wer ist das?«
»Er war bis vor kurzem der Präsident des Fonds zur Förderung humanistischer Bildung. Haben Sie schon einmal von ihm gehört?«
»Nein, nie.«
»Wissen Sie von der Existenz dieses Fonds?«
»Nein, auch nicht. Ich arbeite auf einem anderen Gebiet und komme mit Fragen humanistischer Bildung nicht in Berührung.«
»Also, Viktor Alexandrowitsch, ich fahre jetzt zu Ihrem Elitereitclub, und Sie denken einstweilen darüber nach, ob sich Ihre Wege nicht vielleicht doch irgendwann einmal mit denen von Herrn Strelnikow gekreuzt haben. Abgemacht?«
»Hören Sie auf«, brauste Derbyschew auf. »Sie brauchen nicht so zu tun, als könnte ich irgendwelche freiwilligen Abmachungen mit Ihnen treffen. Sie halten mich gefangen, ich befinde mich in Ihrer Gewalt, Sie schikanieren und demütigen mich. Sie erteilen mir Befehle, und Sie sollten nicht glauben, dass ich das nicht weiß. Versuchen Sie nicht, mich milde zu stimmen und die Sache so darzustellen, als hätten Sie mich in meinem eigenen Interesse meiner Freiheit beraubt. Ich werde mich sowieso über Ihre Willkür beschweren und Sie alle vor Gericht bringen. Ich werde durch alle Instanzen gehen und erreichen, dass man Sie und Ihren Olschanskij aus dem Dienst entlässt. Versuchen Sie nicht, mich zu Ihrem Verbündeten zu machen, daraus wird nichts. Ich werde diese drei Tage durchstehen, und sobald ich wieder frei bin, wird sich herausstellen, wer von uns schuldig und wer unschuldig ist.«
»Warten wir es ab«, sagte Korotkow mit einem Seufzer. »Denken Sie trotzdem über Strelnikow nach. Das ist besonders in dem Fall wichtig, wenn Sie tatsächlich unschuldig sind.«
»Sie werden sich bei mir noch entschuldigen müssen«, sagte Derbyschew hasserfüllt.
»Ich entschuldige mich gern«, sagte Korotkow und rief per Knopfdruck nach dem Milizionär, der Derbyschew in die Zelle zurückbringen sollte. »Ich bin es gewöhnt, mich zu entschuldigen. Aber einstweilen wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie mir die Namen der Leute nennen könnten, mit denen Sie auszureiten pflegen, damit ich es leichter habe, den geheimnisvollen Fotografen zu finden.«
»Und wenn ich mich weigere?« Derbyschew riss stolz sein Kinn empor.
»Dann muss ich sämtliche Mitglieder des Clubs befragen, einen nach dem andern. Das wird sehr viel Zeit in Anspruch nehmen, und ich fürchte, dass ich es in drei Tagen nicht schaffe. Geben Sie zu, dass es viel besser für Sie wäre, wenn wir im Lauf von drei Tagen beweisen könnten, wer das Foto von Ihnen geschossen hat. Wir könnten ihn in dieser Zeit vielleicht sogar finden und sein Motiv erfahren. Danach wird man Sie reinen Gewissens wieder freilassen. Aber solange wir nicht genau wissen, ob Sie Kontakt zu der Ermordeten hatten oder nicht, sind wir gezwungen, Sie zu verdächtigen. Haben Sie den Sachverhalt verstanden?«
»Notieren Sie«, presste Derbyschew zwischen den Zähnen hervor und begann, die gewünschten Namen zu diktieren.
* * *
Der Reitclub mit dem romantischen Namen Pegasus wirkte sehr luxuriös und teuer. Von der Kiewer Chaussee war er über einen frisch asphaltierten Zufahrtsweg zu erreichen, den man nicht für schlaglocherprobte Shigulis und Moskwitschs angelegt hätte. Man sah sofort, dass die Liebhaber des Reitsports hier in teuren
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