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Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Titel: Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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beobachten, um etwas über seinen Tagesablauf und seine Gewohnheiten herauszufinden. Derbyschew verließ gegen elf Uhr das Haus, in Begleitung derselben Dame, mit der Larissa ihn am Vortag gesehen hatte. Er stieg mit ihr in seinen Mercedes und fuhr in Richtung Zentrum. Larissa folgte ihm.
    Die Dame stieg in der Nähe des Belorussischen Bahnhofs aus, und Derbyschew fuhr allein weiter. Er erreichte das Postamt, parkte seinen Wagen und ging zu dem Teil des Gebäudes, in dem sich die Postfächer befanden. Larissa eilte ihm hinterher, riskierte es aber, nicht, ihm zu nah zu kommen. Sie sah, wie Viktor eilies der Postfächer aufschloss, die Post entnahm und wieder zum Ausgang ging. Sie drehte sich schnell weg, um nicht frontal in sein Blickfeld zu geraten, wartete einen Moment und ging zu den Postfächern. Hier hatte er gestanden und das dritte Fach von rechts aufgeschlossen. Sie warf einen Blick auf die Nummer, und in diesem Moment ging ihr ein Licht auf. Natürlich nahm er nach wie vor die Dienste einer Heiratsagentur in Anspruch. Das war eine Tatsache, die sie ausnutzen konnte. Diese Art des Kennenlernens war die einfachste und unverfänglichste und zudem ein gewohntes Verfahren für Derbyschew.
    Larissa beschloss, ihn an diesem Tag nicht länger zu beobachten. Stattdessen fuhr sie nach Hause und begann, einen Brief an ihn zu entwerfen. Sie musste sein Interesse wecken, den Wunsch, sie kennen zu lernen. Sie überlegte. Ein Mann, der Frauen über eine Agentur suchte . . . Warum tat er das? Ein attraktiver, gut gekleideter Mann, der einen Mercedes fuhr. Solche konnten sich für gewöhnlich nicht retten vor Heiratsangeboten. Und auch eine Geliebte konnten sie an jeder Ecke haben. Warum also die Agentur? Was war der Grund?
    Larissa lächelte. Es war alles klar. Er wollte keine Verwicklungen, keine Komplikationen. Er brauchte eine Frau, die seine Wünsche erfüllte und von der er sich leicht wieder verabschieden konnte, ohne Auseinandersetzungen und aufdringliche Telefonanrufe befürchten zu müssen. Man trifft sich, geht zwei-, dreimal miteinander ins Bett, und auf Wiedersehen. Keinerlei Ansprüche, keinerlei Eifersucht, man hat einfach festgestellt, dass man nicht zusammenpasst. Und er konnte sich zwei Geliebte gleichzeitig halten, denn in der Agentur gab man seine Nummer sicher nicht nur einer Dame. Herr Derbyschew schien nicht viel von Treue zu halten.
    Sie entwarf schnell die erste Variante des Briefs. Dann trank sie eine Tasse Kaffee, streckte sich auf dem Sofa aus und legte sich eine Augenmaske aus Kamille und Schwarztee auf. Nach einer halben Stunde las sie den Text noch einmal durch und überarbeitete ihn. Für alle Fälle wollte sie den Brief noch eine Weile liegen lassen. Sie ging einkaufen und bereitete sich ein kalorienarmes Mittagessen zu. In letzter Zeit neigte Larissa etwas zur Fülle, deshalb hatte sie entsprechenden Maßnahmen ergriffen und hielt sich an eine strenge Diät, um ihre schmale Taille und ihre schlanken Schenkel zu behalten. Nach dem Mittagessen war der Brief endgültig ausgefeilt. Am Ende hatte Larissa ihre private Telefonnummer angegeben. Ihr war klar, dass eine Postfachnummer besser gewesen wäre, aber leider besaß sie kein Postfach. Sie hätte sich natürlich eines einrichten können, aber per Telefon ging es schneller. Sie legte dem Brief das beste Foto bei, das sie von sich besaß, klebte das Kuvert zu, verließ die Wohnung, stieg in ihr Auto und fuhr zur Post. Wenn sie den Brief dort einwarf, würde er bereits morgen in Derbyschews Postfach sein.
    * * *
    Der aus der Zelle herbeigeholte Derbyschew betrachtete lange sein eigenes Foto.
    »Ich kann einfach nicht erkennen, wo das gewesen ist«, sagte er schließlich. »Auf jeden Fall nicht im Büro, denn ich gehe nie in Jeans und Pullover zur Arbeit.«
    »Bei welchen Gelegenheiten tragen Sie denn Jeans?«
    »Wenn ich in die Sauna gehe, zum Beispiel. Oder wenn ich aufs Land fahre. Wenn ich zu Hause bin oder einkaufen gehe. Ich weiß nicht, wo man mich hier aufgenommen hat.«
    »Sehen Sie sich den Hintergrund bitte genau an«, bat Korotkow. »Seitlich ist die Ecke eines Steinhauses zu sehen, es kann nicht hoch sein, höchstens zwei Stockwerke. Und ringsum sind Bäume. Welche Saunas besuchen Sie gewöhnlich?«
    »Die Sauna in Sanduny.«
    »Das ist eindeutig nicht in Sanduny aufgenommen. Wohin fahren Sie denn aufs Land? Haben Sie eine Datscha?«
    »Nein, ich habe keine Datscha. Ich fahre zum Reiten aufs Land.«
    »Und wohin?«
    »Achtzig

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