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Anbetung

Anbetung

Titel: Anbetung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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das nicht konnte. Nachdenklich setzte ich mich auf den Beifahrersitz, schloss die Tür und rutschte hinters Lenkrad.

    Es widerstrebte mir, die Frau hier zwischen den toten Palmen und den verrosteten Wellblechhütten zurückzulassen. So wie sie aussah, hatte sie so wenig Hoffnung wie physische Substanz.
    Aber die Nacht verrann, der Mond und alle Sternbilder zogen so unerbittlich über den Himmel wie die Zeiger übers Zifferblatt einer Uhr. In wenigen Stunden brach das Grauen über Pico Mundo herein, wenn ich es nicht doch noch irgendwie aufhalten konnte.
    Während ich langsam davonfuhr, blickte ich wiederholt in den Rückspiegel. Da stand sie im Mondlicht, und die verzauberten Kojoten ruhten auf dem Boden zu ihren Füßen, als wäre sie die Göttin Diana zwischen zwei Jagdzügen, die Herrin des Mondes und all seiner Geschöpfe, die immer mehr dahinschwand und doch noch nicht bereit war, heim auf den Olymp zu ziehen.
    Ich fuhr von der Kirche des flüsternden Kometen nach Pico Mundo zurück, von der Gesellschaft einer erschossenen Fremden zur Hiobsbotschaft von Schüssen auf jemanden, der mir alles andere als fremd war.

39
    Hätte ich den Namen oder wenigstens das Gesicht der Person gekannt, nach der ich suchte, dann hätte ich es womöglich mit paranormalem Magnetismus versucht und wäre in Pico Mundo herumgefahren, bis mein sechster Sinn mich in seine Nähe führte. Der Mann, der Bob Robertson getötet hatte und danach gierte, an diesem Tag weitere Menschen umzubringen, blieb jedoch namenlos und gesichtslos für mich, und solange ich ein reines Phantom suchte, hätte ich nur Benzin und Zeit vergeudet.
    Die Stadt schlief, ihre Dämonen aber nicht. Bodachs waren auf den Straßen, zahlreicher und furchterregender als Kojotenrudel. Mit ekstatischer Vorfreude sausten sie durch die Nacht.
    Ich kam an Häusern vorbei, wo diese lebenden Schatten sich mit besonderer Neugier versammelten. Zuerst gab ich mir Mühe, mir jeden der von ihnen heimgesuchten Orte zu merken, weil ich noch immer glaubte, dass die Menschen, an denen die Bodachs Interesse zeigten, auch jene waren, die zwischen Morgendämmerung und Sonnenuntergang ermordet werden würden.
    Verglichen mit einer Metropole ist unsere Stadt zwar klein, aber doch viel größer, als sie es früher war. Mit all ihren Neubaugebieten voll komfortabler Fertighäuser hat sie über vierzigtausend Einwohner in einer County, in der eine halbe Million Menschen leben. Ich kenne natürlich nur einen winzigen Bruchteil von ihnen.
    Die meisten der von Bodachs belagerten Häuser gehörten Leuten, die ich nicht kannte. Ich hatte keine Zeit, mich ihnen
allen vorzustellen, und keine Hoffnung, so weit ihr Vertrauen zu gewinnen, dass sie auf meinen Rat hörten und ihre Pläne für Mittwoch änderten, wie Viola Peabody es getan hatte.
    Ich überlegte, ob ich wenigstens an den Häusern von Bekannten anhalten und sie bitten sollte, mir alle Orte zu nennen, an denen sie am Nachmittag sein wollten. Mit etwas Glück konnte ich so auf diese Weise das Ziel lokalisieren, das sie gemeinsam hatten.
    Keiner von ihnen gehörte zum kleinen Kreis meiner engen Freunde. Sie wussten also nichts von meiner paranormalen Gabe, aber viele hielten mich für mehr oder weniger verschroben, weshalb sie sich weder über meinen unangekündigten Besuch noch über meine Fragen gewundert hätten.
    Wenn ich solche Nachforschungen jedoch anstellte, während Bodachs zugegen waren, würde ich deren Argwohn erregen, und sobald sie einmal auf mich aufmerksam geworden waren, würden sie irgendwann auch meine besonderen Fähigkeiten wahrnehmen.
    Ich erinnerte mich noch gut an den sechsjährigen Jungen aus England, der laut über Bodachs gesprochen hatte – und alsbald von einem außer Kontrolle geratenen Lastwagen an eine Mauer aus Betonblöcken gepresst und zermalmt worden war. Der Aufprall war so stark gewesen, dass mehrere Blöcke zu Schotter und Staub zerborsten waren und man die Bewehrungsstäbe sah, um die der Beton gegossen worden war.
    Der Lastwagenfahrer, ein junger Mann von erst achtundzwanzig Jahren, war scheinbar völlig gesund gewesen. Bei der Obduktion stellte sich jedoch heraus, dass er am Lenkrad einen massiven Schlaganfall mit sofortiger Todesfolge erlitten hatte.
    Dieser Schlaganfall musste ihn genau in dem Augenblick getötet haben, in dem er die Kuppe eines Abhangs überquert hatte – an dessen unterem Ende der englische Junge stand. Im Rahmen
einer Unfallanalyse untersuchte die Polizei die Neigung des Abhangs

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