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Anbetung

Anbetung

Titel: Anbetung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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bunt gemusterte Koikarpfen. Viele sind groß genug, um als anständiges Mahl dienen zu können. Laut der Werbebroschüre des Einkaufszentrums sind manche dieser exotischen Zierkarpfen bis zu viertausend Dollar wert
und passen daher nicht in jedermanns Lebensmittelbudget, egal, ob sie nun schmecken oder nicht.
    Ich setzte mich auf eine Bank und wandte den Kois den Rücken zu. Ihre extravaganten Flossen und wertvollen Schuppen beeindruckten mich nicht.
    Fünf Minuten später kam Stormy mit zwei Tüten Eiskrem aus dem Laden. Es gefiel mir, sie so auf mich zugehen zu sehen.
    Zu ihrer Uniform gehörten rosa Schuhe, weiße Söckchen, ein dunkelrosa Rock, eine passende Bluse in Rosa und Weiß und eine flotte rosa Kappe. Mit ihrem mediterranen Teint, ihrem rabenschwarzen Haar und ihren geheimnisvollen dunklen Augen sah sie aus wie eine laszive Geheimagentin, die sich zur Tarnung als Schwesternschülerin verkleidet hatte.
    Sie setzte sich neben mich auf die Bank. Wie üblich hatte sie meine Gedanken gelesen, jedenfalls sagte sie: »Wenn ich meinen eigenen Laden habe, dann müssen die Angestellten keine dämlichen Uniformen tragen.«
    »Ich finde, du schaust anbetungswürdig aus.«
    »Ich sehe aus wie ein Pin-up-Girl für Gruftis.«
    Stormy reichte mir eine der Eistüten, dann saßen wir ein, zwei Minuten schweigend da, betrachteten die Leute beim Einkaufsbummel und genossen unser Eis.
    »Trotz des Hamburger- und Speckfetts«, sagte sie, »kann ich noch das Pfirsichshampoo riechen.«
    »Ich bin eben ein Genuss für den Geruchssinn.«
    »Wenn ich eines Tages meinen eigenen Laden habe, können wir vielleicht beide da arbeiten und gleich riechen.«
    »Das Eiskremgewerbe zieht mich nicht an. Ich liebe meine Bratplatte.«
    »Wahrscheinlich stimmt es doch«, sagte sie.
    »Was denn?«
    »Gegensätze ziehen sich an.«

    »Ist das die neue Sorte, die letzte Woche gekommen ist?«, fragte ich.
    »Genau.«
    »Kirsch-Schoko mit Kokossplittern?«
    »Kokos-Kirsch mit Schokosplittern«, berichtigte Stormy mich. »Man muss es in der richtigen Reihenfolge sagen, sonst ist man geliefert.«
    »Mir war gar nicht klar, dass die Grammatik der Eiskremindustrie so streng ist.«
    »Wenn man sich Freiheiten herausnimmt, gibt es besonders schlaue Kunden, die ihr Eis verputzen und dann ihr Geld zurückverlangen, weil keine Kokossplitter drin waren. Und nenn mich bloß nicht noch mal anbetungswürdig. Kleine Hündchen sind anbetungswürdig.«
    »Als du auf mich zugekommen bist, hast du für mich irgendwie hocherotisch ausgesehen.«
    »Es wäre klug von dir, wenn du auf Adjektive ganz verzichten würdest.«
    »Gute Eiskrem«, sagte ich. »Probierst du die auch zum ersten Mal?«
    »Alle schwärmen davon. Aber ich wollte das Erlebnis nicht überstürzen.«
    »Belohnungsaufschub.«
    »Ja, das macht alles schöner.«
    »Wenn man zu lange wartet, können die schönsten Dinge fade werden.«
    »Zur Seite, Sokrates! Odd Thomas betritt das Podium!«
    Ich weiß, wenn ich mich aufs Glatteis begeben habe, deshalb wechselte ich das Thema. »Wenn ich die ganzen Karpfen da im Rücken habe, wird mir unheimlich.«
    »Meinst du, sie führen was im Schilde?«
    »Sie sind zu protzig für Fische. Ich traue ihnen nicht.«

    Stormy warf einen Blick über die Schulter auf den Teich, dann wandte sie sich wieder ihrer Eiskrem zu. »Die treiben bloß Unzucht.«
    »Woher weißt du das?«
    »Das Einzige, was Fische tun, ist fressen, kacken und Unzucht treiben.«
    »Ein schönes Leben.«
    »Sie kacken in dasselbe Wasser, aus dem sie fressen, und sie fressen in dem von Samen getrübten Wasser, in dem sie Unzucht treiben. Fische sind widerwärtig.«
    »So hab ich das bisher noch nie betrachtet«, sagte ich.
    »Wie bist du eigentlich hierher gekommen?«
    »Mit Terris Mustang.«
    »Hattest du Sehnsucht nach mir?«
    »Hab ich immer. Aber ich suche nach jemand.« Ich erzählte ihr vom Pilzmann. »Mein Instinkt hat mich hierher geführt. «
    Wenn jemand nicht da ist, wo ich ihn zu finden glaube, also zum Beispiel weder zu Hause noch bei der Arbeit, dann kurve ich manchmal mit meinem Fahrrad oder einem geborgten Wagen in der Gegend herum und biege ab, wo es mir gerade in den Sinn kommt. Normalerweise stoße ich in weniger als einer halben Stunde auf die Person, die ich gesucht habe. Ich brauche zwar ein Gesicht oder einen Namen, um mich darauf zu konzentrieren, aber dann bin ich besser als ein Bluthund.
    Das ist eine Begabung, für die ich keinen Namen weiß. Stormy nennt sie »paranormaler

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