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Anbetung

Anbetung

Titel: Anbetung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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das denn tun?«
    Notwendigerweise blieb ich geheimnisvoll: »Gewisse … Kräfte.« Wenn die Bodachs mitbekamen, dass sie die Kinder zum Haus ihrer Schwester bringen wollte, dann hatte Viola sich möglicherweise nicht zwei Schritte von ihrem geträumten Schicksal entfernt, sondern nur einen. »Glaubst du wirklich, was du vorhin gesagt hast?«, fragte ich. »Glaubst du, dass ich über alles Bescheid weiß, was übernatürlich und jenseitig ist?«
    Viola nickte. »Ja. Das glaube ich.«
    Ihre Augen waren vor Staunen so groß, dass sie mich richtig erschreckten, weil sie mich an die starren Augen von Leichen erinnerten.
    »Dann hab jetzt Vertrauen zu mir, Viola. Schlaf ein bisschen, wenn du kannst. Ich komme morgen früh wieder. Morgen Abend wird das alles nur noch ein Albtraum sein, der nichts Prophetisches mehr an sich hat.«
    Ich fühlte mich zwar nicht so zuversichtlich, wie ich mich anzuhören hoffte, aber ich lächelte und gab Viola einen Kuss auf die Wange.

    Sie umarmte erst mich und dann Stormy. »Jetzt fühle ich mich nicht mehr so allein.«
    Da sich in der Nacht draußen kein Ventilator drehte, war es hier noch wärmer als in dem kleinen Haus.
    Während der Mond langsam zu den höheren Sternen emporgestiegen war, hatte er seine gelben Schleier abgeworfen und sein wahres silbernes Gesicht entblößt. Ein Gesicht, so hart und erbarmungslos wie eine Uhr.

27
    Es blieb kaum mehr als eine Stunde bis Mitternacht, als ich den Mustang hinter dem Pico Mundo Grill abstellte. Bekümmert dachte ich an den neuen Tag, an dem selbst Kinder in die Schusslinie geraten mochten.
    Während ich die Scheinwerfer und den Motor abstellte, fragte Stormy: »Wirst du diese Stadt irgendwann einmal verlassen?«
    »Auf jeden Fall hoffe ich, nicht zu denen zu gehören, die hier herumhängen, obwohl sie tot sind, so wie der arme Tom Jedd draußen in der Reifenhandlung.«
    »Ich hab gemeint, wirst du sie je verlassen, während du noch am Leben bist.«
    »Schon der Gedanke daran macht mich ganz kribbelig.«
    »Wieso?«
    »Es ist alles so groß da draußen.«
    »Nicht überall ist es groß. Viele Orte sind sogar kleiner und ruhiger als Pico Mundo.«
    »Ich glaube, was ich meine, ist … alles da draußen wäre neu für mich. Ich kenne mich gern aus. Wegen der ganzen Dinge, mit denen ich ohnehin schon fertig werden muss, kann ich mich nicht auch noch mit einer Menge Neuem abgeben. Neue Straßennamen, ein neues Stadtbild, neue Gerüche, ganz neue Leute …«
    »Ich hab mir immer vorgestellt, wie schön es wäre, in den Bergen zu leben.«
    »Neues Wetter.« Ich schüttelte den Kopf. »Ich brauche kein neues Wetter.«

    »Eigentlich geht es mir sowieso nicht darum, hier für immer wegzugehen«, sagte Stormy. »Bloß für ein, zwei Tage. Wir könnten nach Las Vegas fahren.«
    »Das stellst du dir unter einem kleineren und ruhigeren Ort vor? Ich möchte wetten, das ist ein Ort mit tausenden von toten Leuten, die nicht weiterziehen wollen.«
    »Wieso?«
    »Leute, die beim Würfeln oder beim Roulette alles verloren haben, was sie hatten, und die dann auf ihr Zimmer gegangen sind und sich eine Kugel durch den Kopf gejagt haben.« Mir schauderte. »Selbstmörder hängen immer eine Weile herum, nachdem sie gestorben sind. Sie haben Angst weiterzuziehen. «
    »Du hast aber eine melodramatische Vorstellung von Las Vegas, du komischer Kauz. Ich glaube nicht, dass die Zimmermädchen da jeden Morgen Dutzende von Toten finden.«
    »Aber dafür gibt es massenhaft Leute, die von der Mafia ermordet wurden und deren Leichen man im feuchten Betonfundament neuer Hotels entsorgt hat. Du kannst Gift darauf nehmen, dass die noch was zu erledigen haben und mächtig wütend sind. Außerdem mag ich kein Glücksspiel.«
    »Von Pearl Sugars’ Enkel hätte ich was anderes erwartet.«
    »Sie hat ihr Bestes getan, um einen Kartenspieler aus mir zu machen, aber leider hab ich sie enttäuscht.«
    »Sie hat dir Poker beigebracht, stimmt’s?«
    »Stimmt. Wir haben immer um Kupfergeld gespielt.«
    »Selbst so was ist Glücksspiel.«
    »Nicht, als ich mit Oma Sugars gespielt hab.«
    »Sie hat dich gewinnen lassen? Das ist aber süß.«
    »Ich sollte mit ihr auf Pokertour durch den Südwesten reisen. ›Odd‹, hat sie gesagt, ›ich werde auf der Straße alt werden, nicht im Schaukelstuhl oder in irgendeinem verfluchten Altersheim
mit einer Schar furzender alter Damen; und ich werde mitten im Spiel mit dem Gesicht tot auf meine Karten sinken, statt bei einem Tänzchen für zahnlose

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