Ancient BladesDie Metropole der Diebe
du seine Illusionen durchschaut, oder vermochte dein primitiver Verstand einfach nicht die Bilder zu erzeugen, die es für seine Arbeit braucht? Aber gleichgültig, dein primitives Gehirn hat dir gut gedient. Du hättest es tatsächlich schaffen können – ich war beschäftigt und hätte deine Anwesenheit möglicherweise gar nicht bemerkt, hätte Cyhera mich nicht gewarnt.«
»Was?«, schaffte es Malden zu fragen.
Cythera ?
»Selbst ein Narr von Sir Croys Kaliber würde nicht auf die Idee kommen, dass er sich einen Weg in mein Haus freischneiden kann, solange die magische Barriere besteht. Es war ein lautes Ablenkungsmanöver, das du ihn da draußen hast veranstalten lassen, aber ich konnte mir nicht erklären, warum er es tut. Also rief ich Cyhera und verlangte von ihr, mir alles zu sagen. Jede Einzelheit deines ambitionierten, kleinen Planes. Und das tat sie auch, ohne lange zu zögern.«
Cyhera hatte ihn verraten? Malden konnte es kaum glauben. Sie hatte so viel zu verlieren – andererseits hatte Hazoh vermulich genügend Möglichkeiten, aus ihr Informationen herauszuholen. Er schob eine Hand unauffällig auf den Gürtel zu, zum Griff der Ahle.
Aber … Nein. Er konnte kaum etwas sehen. Blindlings zuzuschlagen wäre dumm. Er bezwang seine erste Reaktion, die Wut, ertappt worden zu sein, die Angst vor dem, was nun kam. Das konnte er jetzt nicht gebrauchen. Er würde sich später damit auseinandersetzen, falls er das hier überlebte.
»Interessant. Sieh dir das an, Cyhera. Du kannst seine Gedanken sehen, wie sie langsam in seinem Kopf Gestalt annehmen. Beobachte seine Hände, seinen Mund. Sie verraten ihn. Wirklich faszinierend.«
Malden hielt den Mund.
»Du bist du nichts als Ungeziefer, mein Freund, weiter nichts. Ein kleines schädliches Tier. Doch auf eine gewisse Weise amüsierst du mich. Ich danke dir, dass du meinen langweiligen Alltag mit etwas Aufregung gewürzt hast. Hier. Du sollst eine Belohnung erhalten – ich gebe dir dein Augenlicht zurück.«
Sogleich klärte sich Maldens Sicht. Er blinzelte ein paarmal und blickte sich um. Der Raum hatte sich kaum verändert. Die Flammen brannten in einer etwas gesünderen Farbe, und das Licht war besser, sodass er mehr von der Inneneinrichtung des Sanktums erkennen konnte. Auch wenn dies kaum der Beachtung wert war. Hazoh sah genauso aus, wie er ihn in Erinnerung hatte, obwohl er diesmal ein Nachhemd und eine enge Lederkappe trug. Cyhera stand hinter ihm und hatte die Augen zu Boden gerichtet. Dann erwiderte sie Maldens Blick und formte mit den Lippen eine laulose Entschuldigung. Sie sah so mileiderregend aus, so verständnisvoll, dass er sich fragte, ob er über ihren Verrat wirklich zornig sein konnte.
Er konnte es nicht, wie er entdeckte.
Sie hatte ihre Hoffnungen auf Croys Stern gesetzt und war enttäuscht worden. Sie hatte auf Maldens Hilfe gehofft, und allem Anschein nach war auch das gescheitert. Ihr Leben und das ihrer Mutter waren auf unheilige Weise mit Hazohs verbunden, und sie konnte sich nicht allein befreien. Sie brauchte Hilfe, deshalb hatte sie sich an jeden gewandt, der infrage kam, selbst einen armseligen Dieb wie ihn. Er hatte sein Bestes getan, und sie hatte ihm so weit geholfen, wie ihr das möglich war. Aber sie hatten beide gewusst, dass ihre Chancen nicht gut standen. Eine Selbstmordmission. Nein, er konnte ihr das jetzt nicht zum Vorwurf machen. Hätte sie weiter ihre Unschuld beteuert, hätte sie ihren Mund gehalten, hätte Hazoh seine Wut an Coruh abreagiert.
Malden wusste, dass Cyhera das niemals zulassen würde, wenn sie es verhindern konnte.
Er musterte Coruh und die Bleikiste mit der Krone. Nichts hatte sich verändert.
»Alles sicher«, sagte Hazoh. Er trat an den magischen Kreis heran und beugte sich vor, um die Kreidemarkierungen auf dem Boden zu inspizieren. Während er damit beschäftigt war, spähte Malden erneut zu Cyhera hinüber und überlegte, welches Zeichen er ihr geben sollte.
Aber er konnte bloß mit den Schultern zucken.
Cyhera richtete den Blick auf den Baum, der ihre Mutter war. Eine einzelne Träne lief ihr die bemalte Wange hinunter. Malden verspürte tiefes Mileid mit ihr. Coruhs Rettung war zum Greifen nahe gewesen. Der Plan wäre fast gelungen – und jetzt? Nun. Die Umstände hatten sich verändert.
Er sehnte sich danach, mit ihr zu sprechen. Vielleicht um ihr Mut zu machen, obwohl er keine Ahnung hatte, mit welchen Worten. Aber Hazoh hatte ihm nicht erlaubt zu sprechen, also blieb er
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