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anderbookz Short Story Compilation II

anderbookz Short Story Compilation II

Titel: anderbookz Short Story Compilation II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joyce Carol Oates , Peter Straub , Jewelle Gomez , Thomas M. Disch , Ian Watson , Robert Silverberg
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gerichtet hielt, auf den Quadratzentimeter Boden direkt vor ihm. Albert sah herüber zu Harry, bemerkte, daß er angestarrt wurde, und tat etwas für Harry sehr Außergewöhnliches. Er erstarrte. Sein Gesicht wurde ausdruckslos, die Hände verhakten sich untrennbar ineinander. Es sah aus, als könne er sowenig hören und sehen wie eine Statue. Er ist so, weil er Klein Eddie gesagt hat, er wünschte, er würde sterben, dachte Harry zum zehnten oder elften Male, seit ihm das klargeworden war, und mit nicht geringer gewordener Ehrfurcht. Hatte er gelogen? fragte sich Harry. Und wenn er sich wirklich gewünscht hat, Klein Eddie würde tot umfallen, warum ist er dann jetzt nicht glücklich? Hat er nicht bekommen, was er wollte? Albert würde dieses Stück Zunge niemals ausspucken, dachte Harry, während er seinen Bruder betrachtete, der langsam und blicklos zu Boden blinzelte.
    Harry richtete den Blick unbehaglich auf seinen Vater, der immer noch zwischen George und Sonny hing, hörte, daß der Pfarrer endlich zum Ende seiner Predigt kam, und warf seiner Mutter einen raschen Blick zu. Maryrose stand aufrecht in ihrem schwarzen Kleid und mit der schwarzen Sonnenbrille und hielt die Schlaufe ihrer Handtasche mit beiden Händen vor sich. Abgesehen von der Farbe ihrer Kleidung, hätte sie Zuschauerin bei einem Tennisturnier sein können. Harry erkannte an der Art, wie sie das Gesicht hielt, daß sie wünschte, sie könnte rauchen. Sterben für eine Zigarette, dachte er, ha, ha, Qualm und Zigarettenrauch bringt dich auf den Friedhof auch.
    Der Pfarrer hatte aufgehört zu reden und machte eine rhetorische Geste mit den Händen. Der Sarg sank an Seilen in die ausgehobene Erde. Harrys Vater begann laut zu weinen. Zuerst nahm George eine Schaufel und warf von dem feuchten Lehm in das Grab, dann Sonny. Nach seinem Schaufelwurf wäre Edgar Beevers fast hineingestürzt, aber George riß ihn verächtlich zurück. Maryrose trat nach vorne, bückte sich und hob ein beiläufiges Stück Lehm mit Daumen und Zeigefinger auf, wie mit einer Pinzette, das sie hineinwarf und sich abwandte, noch bevor es unten aufschlug. Albert richtete den Blick auf Harry - sein eigener Lehmklumpen war entzweigebrochen und ihm unter den Fingern zerbröckelt. Harry schüttelte den Kopf. Nein. Er wollte keine Erde auf Eddies Sarg werfen und dieses Geräusch machen. Er wollte Eddies Sarg nicht mehr ansehen. Es war genügend Erde ringsum, die Sache zu erledigen, auch ohne daß er sie auf die Metallkiste warf, als würde er an Eddies Tür klopfen. Er trat zurück.
    »Mom sagt, wir müssen ins Haus zurück«, sagte Albert.
    Kaum saßen sie in dem schwarzen Wagen, den sie beim Bestattungsunternehmer geliehen hatten, zündete Maryrose sich eine Zigarette an und blies den ätzenden Rauch über alle, die sich auf dem Rücksitz zusammengedrängt hatten. Der Wagen verließ den schmalen Friedhofsweg und bog auf den Hauptweg ein, der zum Tor führte.
    Auf dem vorderen Beifahrersitz, neben dem Fahrer, sank Edgar Beevers zur Seite und lehnte den Kopf gegen die Scheibe, wo er eine fettige Schliere auf dem Glas hinterließ.
    »Wie zum Teufel konnte Klein Eddie Epilepsie haben, ohne daß es jemand wußte?« fragte George.
    Albert erstarrte und sah zum Fenster hinaus.
    »Nun, so ist das eben mit der Epilepsie«, sagte Maryrose. »Eddie hätte noch Jahre leben können, ohne einen Anfall zu haben.« Daß sie im Krankenhaus arbeitete, verlieh ihren Bemerkungen zusätzlichen Nachdruck, fast so, als wäre sie Ärztin.
    »Muß ja ein heftiger Anfall gewesen sein«, sagte George, der sich zwischen Harry und Albert gezwängt hatte.
    » Grand mal «, sagte Maryrose und nahm einen weiteren gierigen Zug von ihrer Zigarette.
    »Armer kleiner Bastard«, sagte George. »Tut mir leid, Mom.«
    »Ich weiß, du bist bei der Armee, und Angehörige der Armee sprechen frei heraus, aber ich wünsche nicht, daß du diese Art von Sprache pflegst.«
    Harry, der gegen Sonnys steinharte Seite gedrückt wurde, spürte, wie seines Bruders Körper unter einem geheimen Lächeln erbebte, aber seinem Gesicht war nichts anzusehen.
    »Ich sagte, daß es mir leid tut, Mom«, sagte George.
    »Ja. Fahrer! Fahrer!« Maryrose beugte sich nach vorne und legte dem Fahrer eine Hand auf die Schulter. »Livermoore ist die nächste rechts. Kennen Sie die South Sixth Street?«
    »Ich bringe Sie hin«, sagte der Fahrer.
    Das ist nicht meine Familie, dachte Harry. Ich komme von anderswo, und meine Regeln unterscheiden sich von

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