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anderbookz Short Story Compilation II

anderbookz Short Story Compilation II

Titel: anderbookz Short Story Compilation II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joyce Carol Oates , Peter Straub , Jewelle Gomez , Thomas M. Disch , Ian Watson , Robert Silverberg
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gelassen.
    Sie schlug die Augen auf, und während die Vergangenheit verblaßte, schaute sie lächelnd zu der Tür, hinter der das Mädchen schlief. Diese milchglasfeinen Erinnerungen brauchte sie nicht mehr. Sie würde nach vorn schauen - auf Birds Zukunft und die des Mädchens - und auf den Ort der letzten Ruhe, der sie vom ewigen Weiterziehen erlösen würde.
    Wieder drängte sich die Musik in ihre Gedanken. Seit langer Zeit hatte Gilda erstmals wieder Lust, sich zu den Mädchen im Salon zu gesellen. Sie wollte Birds flinken Bewegungen zuschauen und den Geschichten lauschen, mit denen die Mädchen in lässiger Manier die Gentlemen unterhielten und sich selbst die Zeit vertrieben. Und voller Freude würde sie sich beim Morgengrauen zu Bird legen, deren Glieder sie angenehm beschwerten und deren Haar sie während der Tagesruhe mit seinem zarten Duft einhüllte.

    Das Mädchen sprach kaum ein Wort während ihrer ersten Monate in Woodard’s, führte aber folgsam alles aus, was ihr im Hause aufgetragen wurde. Nach einer Weile ging sie mit, wenn Bird oder Gilda Dinge für den Haushalt oder auch Geschenke für Mitglieder des Haushalts einkauften, was Gilda häufig tat. Das Mädchen trug die Päckchen; sie hielt Gildas Räume in Ordnung und wischte behutsam den Staub von winzigen Väschen, Figürchen und den Bücherborden. Sobald sie sich allein ins Freie traute, pflückte sie im Garten Blumen und schmückte die Räume damit.
    Manchmal saß sie in der Vorküche, wenn die Mädchen, um den Küchentisch versammelt, von den verflossenen Abenden sprachen, aßen, lachten oder Probleme wälzten.
    »Sag mir nicht, ich bin undankbar. Ich bin erwachsen. Ich will, was ich will, ich bin keinem seine Mamma!« fauchte Rachel Fanny an, die zu allem ihren Senf geben mußte.
    »Das ist ja das allerneueste«, entgegnete Fanny spitz. Rachel starrte sie nur kalt an, und Fanny fuhr fort: »Immer willst du was, Rachel, aber mit diesem Traumzeug kommst du zu nichts. Bloß weil du geträumt hast, du sollst was tun, von dem du nich’ mal weißt, was es ist, rennst du los und läßt alles liegen.«
    »Ist doch mein Traum und mein Leben, stimmt’s, Miss Bird? Sie kenn’ sich doch aus mit Träumen und so was.«
    Alle schauten auf Bird, die überlegte, was diesen Mädchen, die eigentlich Frauen waren und bei Gilda und bei ihr selbst ein Zuhause gefunden hatten, wirklich wichtig war.
    »Träume sollte man nicht ignorieren.«
    Fanny gab nicht auf. »Aber daß sie an so ’ne Stelle geht, direkt am Wasser und wie im Traum reinplumpsen will, in ihrem Traum, nicht meinem - das ist doch idiotisch.«
    »Es ist ein Traum, keine Wirklichkeit. Vielleicht weist er auch nur auf eine Veränderung hin, eine Wende zum Besseren. Wenn Rachel einen Traum hat, deutet sie ihn. Das kann niemand anders für sie tun.«
    »Ich hab doch noch gar nicht gepackt. Ich erzähl euch doch bloß meinen Traum. Verdammt Fanny, jedesmal spuckst du mir in die Suppe!«
    Die Frauen lachten los, wenn Rachel sich aufregte, warf sie mit Worten um sich.
    Gelegentlich saß Gilda bei ihnen, als wären sie nicht bei ihr in Lohn und Brot, und sie trug ihr Teil bei zum Gelächter und zu den Geschichten, wie auch Bernice, die umsichtige, dunkelhäutige Köchin, oder wie die ehrgeizige Rachel. Da waren noch Rose, gutmütig bis zum Geht-nicht-mehr; Minta, die jüngste von allen; und, gegensätzlich, aber unzertrennlich, Starrkopf Fanny und die sanfte Sarah. Das Mädchen hielt sich zumeist fern von ihnen. Weiße Frauen wie die hier hatte sie vorher nie gesehen, und nicht zu wissen, wo sie selbst hingehörte, machte ihr Angst. Die Mutter hatte ihr von Bordellen erzählt; was sie aufgeschnappt hatte, wenn die Männer nach dem Dinner in der Bibliothek Brandy tranken. Aber was das Mädchen hier sah, war ganz anders.
    Einerseits waren die Frauen unschuldig wie damals die Kinder auf der Plantage, doch waren sie andererseits auch abgebrüht und sprachen lässig, manchmal gar humorvoll über Sex. Und dann, was noch verwirrender war, unterhielten sie sich über Dinge, die das Mädchen nur aus dem Mund von Männern kannte. Die Frauen äußerten eine eigene Meinung zu Politik und zu Ökonomie: wie die Sklaverei dem Süden schadete, wer die Politik beherrschte und was sie von der Bürgerinitiative gegen die Etablissements auf der Galatian Street hielten.
    Gilda führte ihr am Stadtrand gelegenes Haus mit äußerster Effizienz. Sie hatte ein Auge auf die Gesundheit der Frauen und beschützte sie. Sie war zwar

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