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Anderer Welten Kind (German Edition)

Anderer Welten Kind (German Edition)

Titel: Anderer Welten Kind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ehmer
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sofort nach dem Erscheinen des Artikels informiert und sie hatten vereinbart, ihren Kontakt eine Weile ruhen zu lassen. Dass Ricky ihn verraten könnte, kam ihm gar nicht in den Sinn, und für wen die Bilder bestimmt waren, wusste Ricky nicht, wollte es auch gar nicht wissen. Trotzdem: Die Polizei würde versuchen, den Adressaten herauszufinden, und wer weiß, ob ihre Suche sie nicht auch zu ihm führen würde.
    Christian war über Wullenwevers Geschichte erschüttert und konnte sie gleichzeitig auch gar nicht glauben. Woher auch, das alles lag außerhalb seines Horizonts. Wie oft hatte er sich selbst an homo-feindlichen Witzen beteiligt! Wullenwever, der kleine, alte Mann, sollte so gefährlich sein, dass man ihn wegsperren musste? Natürlich gelang es ihm nicht, sich auszumalen, wie eine sexuelle Begegnung zwischen Wullenwever und einem anderen Mann ausgesehen hätte. So wie zwischen ihm und Ricky? In diesem Bild brachte er Wullenwever nicht unter, wollte ihn nicht unterbringen und hielt sich fest an der ein wenig verwahrlosten und unappetitlichen Gestalt, die ihn ins Vertrauen gezogen hatte und die er in dem Konzentrationslager – er hatte keine Vorstellung von einem KZ, deshalb malte er sich ein dunkles Verlies aus – leiden sah. Niemals würde auch nur ein Sterbenswörtchen aus seinem Mund kommen, das nahm er sich fest vor. Und Ricky sollte er auch so schnell wie möglich vergessen. Je weniger er über ihn erführe, desto besser.

15. Kapitel

    „Schau mal, das könntest du sein, sieht dir ein bisschen ähnlich.“
    Fritz Lorenz reichte Christian die Zeitung herüber. „Aber nur ein bisschen“, lachte er, „wenn du Rockerklamotten anhättest und so frech gucken könntest …“
    Der Abendbrottisch war abgedeckt und Ingeborg, Fritz und Christian saßen im Wohnzimmer und lasen. Renate war bei ihrem Haushaltskurs und würde erst gegen einundzwanzig Uhr nach Hause kommen. Christian ließ seinen Teil der Zeitung sinken. Er hatte gerade die Filme der Woche studiert und überlegte, ob er Lust habe, Der Arzt von Stalingrad mit O. E. Hasse anzuschauen, als sich sein Interesse einem anderen Film zuwendete, Dürfen Mädchen mit 16 schon lieben?, der in der Camera gezeigt wurde. Für beide reichte sein Taschengeld nicht, als er von seinem Vater in seinen Gedanken unterbrochen wurde.
    Das Foto war nicht sehr scharf und die Konturen waren verschwommen, als wenn zwei identische Bilder nicht vollkommen exakt übereinandergelegt wären. Christian erkannte es sofort, erkannte sich sofort, wie er in der Rockerpose in Rickys Zimmer stand und in die Kamera griente. Zeugen gesucht titelte der kurze Artikel, der als Spalte neben dem Foto abgedruckt war. Im Zusammenhang mit der Verhaftung des Malers R.v.D. sucht die Polizei dringend nach dem jungen Mann auf dem Foto. Für zweckdienliche Hinweise wenden Sie sich bitte an …
    Das Bild wirkte wie ein Faustschlag in die Magengrube. Er konnte den Artikel nicht zu Ende lesen. Er versteckte sich hinter der Zeitung, gab vor, das Foto zu studieren, und er dachte: Nein, nein, nein! Das nicht auch noch!
    Das war das Ende. Er wollte aus dem Zimmer stürzen, allein sein, nachdenken. Stattdessen reichte er seinem Vater die Zeitung und sagte: „Find ich nicht, na ja, vielleicht ein bisschen.“ Das Lachen misslang ihm.
    „Lass mich auch mal sehen.“
    Ingeborg streckte ihre Hand nach der Zeitung aus. Ihre Augen wanderten vom Foto zum Text des Artikels zu Christian und wieder zum Foto.
    „Nein“, sagte sie, „der auf dem Foto hält seinen Körper ganz anders. Aber verblüffend ist die Ähnlichkeit schon.“
    Sie neckte Christian: „Na, du kleiner Halbstarker? Hottentottenmusik hörst du ja schon.“
    Christian atmete durch.
    „Weswegen sie den wohl suchen?“, dachte Ingeborg laut nach. „Fritz, weißt du etwas über diese Geschichte mit dem Maler?“
    „Nur, was ich neulich gelesen habe. So ein Maler ist wegen Unzucht verhaftet worden. Für mich ein kranker Homo. Die müsste man alle … Vielleicht ist das der junge Mann, mit dem er es getrieben hat. Widerlich. Aber so wie der aussieht …“
    Der Ton, in dem er das sagte, war eher beiläufig, als würden der Artikel und das Foto nur das bestätigen, was er eh schon über solche Leute wüsste und was keiner weiteren Überlegung wert wäre. Beide wandten sich wieder ihrer Lektüre zu. Es war einer jener entspannten Abende, die jetzt öfter stattfanden, nachdem Fritz Lorenz die Stelle im Außendienst angetreten hatte und ihm die

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