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Anderer Welten Kind (German Edition)

Anderer Welten Kind (German Edition)

Titel: Anderer Welten Kind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ehmer
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geweint, als er uns erzählte, was er alles nicht darf.“
    Der letzte Satz versetzte Fritz einen Stich ins Herz. Christian heulte sich also bei Kremers aus. Er müsste wohl mal ein ernstes Wort mit ihm reden. Die Arme blieben an ihrem Platz, der Rücken versteifte sich noch ein bisschen mehr.
    „Ich red mal mit ihm.“
    Dann schwieg Fritz und beendete damit das Thema und Herbert Kremer wusste nicht, ob sein Appell nun gehört worden war oder ob Fritz ihn abgewimmelt hatte. So genau wollte er es auch gar nicht wissen. Nicht heute Abend.
    Nach einem „Na denn Prost!“ schlug Fritz einen neuen Ton an.
    „Es gibt also noch mutige Richter“, sagte er. „In Arnsberg sind die drei Kameraden nun doch freigesprochen worden. Nur Obersturmbannführer Wetzling hat fünf Jahre bekommen.“
    „Weißt du, fünf Jahre sind eine Schweinerei“, ereiferte sich Herbert, „für mich war das Befehlsnotstand, wie es so schön heißt. Der Befehl zu dezimieren kam ja nun nicht von ihm, sondern von General Kammler. Hatte der Richter doch auch gesagt.“
    „Außerdem ist doch gar nicht bewiesen, dass das nur harmlose Fremdarbeiter gewesen sind, die sie an die Wand gestellt haben sollen. Wahrscheinlich waren das Saboteure oder Partisanen, bestimmt aber haben die geplündert.“
    „Ja, fünf Jahre hat er gekriegt, rechne Zweidrittel, den sehen wir bald wieder bei den Treffen. Obwohl, ich frag mich langsam, wie lange das denn noch mit den Prozessen gehen soll? Ich finde, die sollen jetzt mal Ruhe geben.“
    „Kanntest du einen von denen? Sie waren bei der Division z.V.“
    „Nee, mit denen von der Vergeltung hatten wir nichts zu tun. Bin ich im Nachhinein auch froh, Fritz. Die hocken bei den Treffen immer so eng zusammen, da passt kein Stück Papier dazwischen.“
    „Es sollen über zweihundert Russen und Polen gewesen sein, auch Frauen und Kinder. Wenn das stimmt, dass das nur Fremdarbeiter waren, ist das nicht in Ordnung, Herbert. Und dann heißt es wieder: die Waffen-SS.“
    „Ach komm, Fritz, schwarze Schafe gibt es überall. Dass dann die Schmutzkübel über alle ausgekippt werden, kennst du doch, Fritz.“ Herbert klopfte mit dem Zeigefinger auf den Tisch. „Ich mach mir so meine eigenen Gedanken. So ein Prozess, jetzt, nach all den Jahren, das riecht doch stark nach Druck von oben.“
    „Weiß ich nicht, ich sag nur, wenn das stimmt, ist das nicht in Ordnung. Und wenn das stimmt, Herbert, das sag ich dir jetzt mal in aller Freundschaft, dann ist das eine Schweinerei und schadet unserer Sache mehr, als du dir vorstellen kannst, Herbert.“
    Herbert zuckte mit den Schultern. So recht wusste er nicht, was er von den Anschuldigungen halten sollte. Einerseits, es war Krieg gewesen und die Russen waren auch nicht gerade zimperlich. Da bräuchte man doch nur an die Vergewaltigungen in Berlin nach ’45 zu denken, was die unseren Frauen angetan haben, wurden die dafür bestraft? Andererseits schadet so eine Massenerschießung, wenn sie denn stimmt, dem guten Ruf, den die Waffen-SS seiner Meinung nach immer noch genoss. Sie waren eben nicht die SS gewesen. Da gab es Unterschiede!
    „Mal sehn, was die Kameraden dazu sagen, im Sommer in Rendsburg, ich freue mich jedenfalls darauf, und, Fritz, schmutzige Wäsche wird immer gewaschen.“
    Für Fritz stellten sich die Dinge inzwischen nicht mehr so einfach dar. Das hing mit seiner Arbeit in der Spedition zusammen. Im Moment wäre es ihm am liebsten gewesen, die alten Geschichten dort zu lassen, wo sie hingehörten: in der Vergangenheit. Bei seiner Arbeitsstelle konnte er es sich nämlich nicht leisten, die alten Zeiten zu beschwören. Spediteure dürfen nicht ideologisch denken, müssen Grenzen überschreiten, nicht hochziehen, müssen überall Geschäfte machen können, und der Osten war ein Markt. Zugegebenermaßen ein schwieriger, sehr verschlossener, und Kalter Krieg ist Kalter Krieg, aber darüber hinaus, darüber hinaus auch Perspektive. So sollte gedacht werden und Fritz war bereit, alle Gelegenheiten zu ergreifen, sich bei dieser Arbeitsstelle festzubeißen, nachdem seine Chancen so schlecht nicht standen, wie es sich herausstellte. Im Moment nur Hamburg und Bremen, aber er musste anfangen, global zu denken, ohne Scheuklappen vor den Augen, sagte Rohmeier, sein direkter Vorgesetzter.
    Irgendwie saß er zwischen den Stühlen. Diesen Teil seiner Gedanken behielt er für sich.
    Als sie leicht schwankend nach Hause gingen, hielt sich Herbert am Arm seines Freundes fest und sein

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