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Anderer Welten Kind (German Edition)

Anderer Welten Kind (German Edition)

Titel: Anderer Welten Kind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ehmer
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Analyse des Trainingsverlaufs machte Mut. Wolle kam noch am schlechtesten weg, aber die Grundlagen nach zwei Jahren gemeinsamen Trainings waren gelegt, nun konnte an den Feinheiten gearbeitet werden. Keine Kiste schieben, Krafteinsatz der Beine, Rücken nicht durchhängen lassen, gleichmäßiges langes Durchziehen der Blätter und so weiter. Es war, als wenn die Fehler, die sie machten, als sie das Boot zum ersten Mal als Mannschaft bestiegen hatten, die immer gleichen bleiben würden, und die Misshaltungen die natürlichen, naturgegebenen wären und die antrainierten Bewegungsabläufe dem Körper abgetrotzt werden mussten.
    Gerade als sie die Runde schließen wollten, erschöpft und zufrieden, stumm Zustimmung nickend zu dem, was Henze anzumerken hatte, im Grunde nichts Neues, sagte Henze fast nebenbei, Wolle solle darauf achten, seinen kleinen Finger nicht so abzuspreizen wie ein Hundertfünfundsiebziger. Er unterstrich die Bemerkung mit einer manierierten Handbewegung, die so gar nicht zu den mit harten Sehnen und Adern durchzogenen Handrücken und den Fingern mit den kurz geschnittenen Nägeln passen wollte und deshalb völlig deplaziert wirkte, und nach einer kleinen Pause fügte er schmal grinsend hinzu, sie seien doch kein Homoboot. Dann schlug er mit der Hand auf den Tisch, sein Zeichen für Schluss für heute, und erhob sich in das schallende Gelächter von Jürgen, Siggi und Klaus hinein, die sofort die Geste übernahmen und die Finger so hielten, als wenn sie ein dünnes Porzellantässchen mit Daumen und Zeigefinger zum Mund führten, wobei Siggis abgespreizter kleiner Wurstfinger mit dem abgekauten Nagel einfach nur hässlich war. Selbst Wolle lachte mit, verhaltener und zögerlicher, die Augen skeptisch und misstrauisch aus den Winkeln auf Henze gerichtet, dann entschied er sich, dass das nur ein harmloser Scherz auf seine Kosten sei, und er stimmte mit ein. Christian saß die Anspielung quer. Sein erster Versuch mitzulachen geriet zur Grimasse und er musste wegschauen, konnte die gackernden und glucksenden Lachsalven nicht teilen. Er bückte sich, um nicht aufzufallen, und aus den Augenwinkeln erwischte er Henzes Blick, dem das Lachen noch im Gesicht stand, dessen Augen aber kalt auf ihn gerichtet waren.
    „Lorenz, hab ich was gesagt?“, fragte er und alle Gesichter, die eben noch an Henzes Mund gehangen hatten, wandten sich ihm zu, hatten die Münder noch offen, tonlos, ihren Lachanfall abgedreht, jetzt fragend.
    Christian schüttelte den Kopf, übertrieben an seiner rechten Wade knetend.
    „Hab ’nen Krampf im Bein“, sagte er, „ist nichts weiter.“
    „Dann ist ja gut“, sagte Henze, „es hätte ja sein können, dass dich was stört.“
    „Was soll mich stören?“, fragte Christian zurück und versuchte, Henzes Blick standzuhalten.
    „Hätte mich auch gewundert“, sagte Henze und er ließ seinen Blick hinter zusammengekniffenen Augen unter buschigen Brauen einen Moment zu lange auf Christian ruhen, bevor er sich umdrehte, ein kurzes Tschüss in den Raum warf, ohne irgendjemanden anzuschauen. Leicht federnden Schrittes, mit dem Gewicht auf den Fußballen, entfernte er sich.
    „Kein Arsch in der Hose“, flüsterte Wolle und es stimmte, die kleine, gebückte Gestalt Henzes, muskulös und sehnig trotz ihres Alters, hatte keinen Hintern, der Rücken ging übergangslos in die Beine über und die Hose schlotterte am Gesäß.
    Alle lachten, diesmal freier und unkontrollierter, nicht so gewollt, und auch Christian konnte nach einem kleinen Zögern einstimmen.
    „Christian, was war denn los, warum hatte der dich auf einmal auf dem Kieker?“, fragte Jürgen, „der hat ja ganz komisch geguckt.“
    Jürgen hatte nichts mitbekommen, zu sehr war er im Einklang mit Henze gewesen, dem er immer an den Lippen hing, dessen Trainingsanalysen er vorbehaltlos teilte und jeden Satz aus Henzes Mund eifrig nickend unterstrich und ihn sich für weitere Gespräche schon längst zu eigen gemacht hatte. Er war der Stärkste im Boot, ein wahrer Klotz von einem Jugendlichen, an ihm lag es nie, wenn sie Rennen verloren hatten oder nur im Krebsgang vorankamen. Henze machte ihm die Rollenzuweisung leicht, er wandte sich immer zuerst an ihn mit der Frage: „Und was hast du gesehen?“ Sehen konnte Jürgen eigentlich nichts, denn auf der Nummer vier backbord hatte er nur noch den Steuermann vor sich. Sein Gespür für die Bewegungen im Boot war erstaunlich präzise.
    „Ich weiß nicht“, sagte Christian,

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