Androiden im Einsatz
gekommen und nicht zurückgekehrt. Der Magi Atabi hat versucht, hinter dieses Geheimnis zu kommen. Nach vielen Experimenten war er auf das gekommen …«, sie deutete auf das harfenähnliche Instrument, dessen Saiten jetzt zersprungen waren. »Er glaubte, daß gewisse Töne das Tor zwischen den Welten öffnen könnten. Vergeblich hat er gehofft, daß bei Hof seine Theorie anerkannt wurde.
Doch inzwischen war es auch zu spät geworden. Der Schatten hatte uns erreicht. Niemand wollte sich mit diesem Thema befassen – und der Prinz war viel zu jung, um etwas zu verstehen.«
Sie machte eine Pause und starrte die Wände an, als hätte sie eine Vision.
»Sie sprachen von einem Schatten, Lady«, sagte Andas so höflich, wie es die Hofetikette erforderte.
»Ja. Der Schatten hat auch einen Namen, einen üblen Namen, bei dem einem das Grausen kommen kann.« Ihr eingefallenes Gesicht lief rot an. »Kidaya – Kidaya aus dem Haus der Nahrads.«
Sie merkte, daß Andas etwas sagen wollte.
»Kennen Sie sie? Ist Ihre Welt auch verflucht?«
»Von Kidaya habe ich noch nichts gehört; wohl aber vom Haus der Nahrads. Die Old Woman hat viele Namen. Doch wie konnte sie zu Ihrem Hof gelangen?«
»Das mögen die Geister wissen. Obwohl es den Namenlosen verboten war, sich näher als eine Tagesreise an der, Kaiser zu wagen, schaffte es Kidaya, in seinem Bett zu schlafen und mit ihm zu speisen – aber sie durfte keine Krone tragen. Selbst ein behexter Mann konnte manchmal noch klar denken. Er ließ es zu, daß sie in den Blumengarten Einzug hielt, aber er machte sie nicht zu seiner Frau. Kidaya zahlte ihm die Nichtachtung heim. Nach einem Aufstand, den sie verursacht hatte, verwandelte sie diese Landschaft hier in Ruinen.
Durch ihre List entstand ein Aufstand nach dem anderen. Die Rebellen schienen aus dem Boden zu wachsen. Sie verhexte jene, die dem Kaiser treu geblieben waren und machte sie zu seinen Feinden.
Häuser stürzten ein und Köpfe rollten. Selbst Andas’ Leben wurde nur durch einen Trick gerettet …« Sie legte ihre Hand auf die Leiche.
»Als er alt genug war, am Zweikampf teilzunehmen, war er der einzige rechtmäßige Erbe. Sie erkannte das sofort. Der Kaiser war zu alt und in Träumen versunken, um noch eine Gefahr für sie zu sein. Sie mußte die neue Gefahr bekämpfen.
Sie selbst war nicht älter geworden. Durch die Hexerei der Old Woman war sie jung und schön geblieben.
Sie hatte offensichtlich keinen Sohn geboren, aber den Gerüchten zufolge eine Tochter, die sie der Old Woman weihte. Diese Tochter sollte eines Tages in den Besitz des Schlüssels gelangen …«
Bei diesen Worten umklammerte Andas seinen Talisman.
Im Laufe der Geschichte war es zweimal passiert, daß eine Frau den Thron bestiegen hatte. Doch er besaß den Schlüssel zur Macht und wollte ihn sich nicht nehmen lassen.
Als die Frau wieder Kräfte gesammelt hatte, drehte sie den toten Andas so zur Seite, daß sein Gesicht nicht mehr zu sehen war.
»Dieses Weib hat es geschafft, daß Andas ›The Second Punishment‹ erhielt.«
Als sie schwieg, holte Andas tief Atem. Diese Bestrafung hatte es seit mehr als hundert Jahren nicht mehr gegeben. Wie barbarisch waren die Leute geworden, daß sie diese Bestrafung wieder eingeführt hatten.
»Aber seine Augen …«, sagte Andas. Obwohl das Gesicht des Toten bedeckt war, glaubte Andas, sich nicht getäuscht zu haben. Jene Augen waren normal – er war nicht geblendet worden.
»Er hatte immer noch Freunde, die ihr Leben riskierten, weil sie die Hexe, die die Macht ergriffen hatte, haßten«, sagte Sarah. »Andas spielte seine Rolle gut. Niemand kam auf den Gedanken, daß er nicht blind war. Als blinder Prinz hätte er keinen Anspruch auf den Thron gehabt. Sie steckte ihn in eine Höhle und ahnte nicht, daß er noch sehen konnte.
Aber er war nicht blind. Er war jung und klug. Nach ein paar Tagen holte sie ihn jedoch zum Hof zurück. Er sollte für die anderen eine Abschreckung sein. Er spielte seine Rolle wirklich gut. Danach schickte sie ihn in die Festung von Kham. Das war ihr Fehler.«
»Die Leute in den Bergen wollten nie etwas mit den Machenschaften der Old Woman zu tun haben«, murmelte Andas. Obwohl diese Weisheit aus seiner Welt stammte, nickte Sarah.
»Der Kommandant der Festung stammte aus dem Hause Hungang …«, sagte Sarah.
»Und haßte die Namenlose«, fügte Andas hinzu.
Sarah nickte. »Man erfuhr in Triple Towers, daß es Andas gutging …«
»Was zu einem Bürgerkrieg
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