Androiden im Einsatz
führte«, sagte Andas, der sich an die Daten in den Geschichtsbüchern erinnerte. »Hatte diese Kidaya genug Leute hinter sich?«
»Sie hatte gute Vorarbeit geleistet. Die meisten Söldner am Hof waren ihre Leute. Die hatte sie völlig in ihrer Gewalt. Mit denen wären wir bei Anbruch des Krieges fertig geworden, doch sie hatte sich auch noch Söldner von anderen Sternen geholt. Diese waren mit Waffen ausgerüstet, die wir nicht kannten. Sie fielen wie die Wilden über uns her. Seitdem ging alles schief.« Sarah hob die Hand und ließ sie wieder fallen. »Einen Teil dieser Söldner gibt es jetzt immer noch, aber sie können nicht mehr viel ausrichten, weil sie keine Munition haben. Man hat es in Triple Towers erreicht, daß ihre Nachschub-Schiffe nicht mehr landen können.
Außerdem geht der Würgetod um, der mehr Söldner als unsere Leute betroffen hat. Die Nachtkriechtiere sind wieder zum Leben erwacht …«
Andas erschauderte. »Aber sie gehören doch der Legende an – man verwendet sie als Kinderschreck. Normaldenkende Menschen können doch nicht …«
»Normaldenkende Menschen haben nicht daran geglaubt und sind gestorben! Was wir stolz als Aberglauben von uns weisen, wenn wir in Sicherheit sind, wird im Augenblick der Gefahr zur fürchterlichen Wirklichkeit. Außerdem betrogen uns auch noch Leute, an die wir fest glaubten.« Ihre Stimme zitterte.
»Mein geliebter Lord wurde niedergeschlagen. Obwohl er wußte, daß er tödlich verwundet war, versuchte er mit aller Kraft, am Leben zu bleiben. Monatelang suchte er die Höhle von Magi Atabi, in der Hoffnung, dort Schutz zu finden. Als er schließlich dort anlangte, wurde er von einer fremden Macht angefallen. Außer mir blieb ihm dann nichts mehr. Er erlaubte mir, seine Wunde zu verbinden und ihm zu helfen und ihn hierher zu führen. Die Wegbeschreibung las er aus einer Schrift, die der Magi hinterlassen hatte. Jetzt hat er Sie gefunden und Ihnen seine Macht und seine Verpflichtungen in die Hand gelegt.«
»Aber, meine Lady, ich kann nicht …« Ihm kam zum ersten Mal zum Bewußtsein, auf was er sich da eingelassen hatte. Er hatte einem Sterbenden den Treueeid geleistet. Doch dessen Kampf war nicht sein Kampf. Er konnte keine Last auf seinen Schultern tragen, von der er so wenig wußte. Das erste Wesen, das er traf, würde ihn für einen Betrüger halten.
»Sie sind Andas, der Kaiser.« Sie blickte ihn streng an. »Das kann ich bezeugen und auch der Fremde, den Sie mitgebracht haben. Wenn ich schwöre, wird man mir Glauben schenken. Sie haben sein Gesicht.«
»Er hatte im Gegensatz zu mir eine Narbe«, sagte Andas rasch.
»Die hat er erst im letzten Kampf bekommen«, sagte sie ruhig. »Kein Lebewesen außer mir weiß etwas davon.«
»Und wer sind Sie, daß Sie glauben, Ihr Wort hat Gültigkeit?«
»Ich bin Sarah, die Auserwählte des Kaisers.« Sie reckte ihr Kinn stolz in die Höhe und schien sich im Geist in einer kaiserlichen Robe zu sehen. »Ich stamme aus dem Hause Brawa-Balkis. Was sagen Sie nun, Sohn aus dem Hause Kastor?«
Kastor war natürlich ein kaiserliches Haus, aber es gab ältere Clans, die Anspruch auf den Thron von Triple Towers hatten. Die Balkis waren so alt, daß sie zur Legende geworden waren. Nur durch Zufall konnte es noch eine Vertreterin dieser Sippe geben. Wenn jemand behauptete, aus diesem Stamm hervorgegangen zu sein, konnte er nur die Wahrheit sprechen.
Er hob seine Hände. »Willkommen, Hoheit.«
»Das ist lange her.« Der Stolz war aus ihrer Stimme verschwunden. »Aber hier und jetzt bin ich die Auserwählte. Glauben Sie, daß man meinen Worten keinen Glauben schenken wird? Sie sind Andas, der Kaiser. Den Toten, den wir zurücklassen, müssen wir heimlich begraben. An unserer Trauer wird niemand teilnehmen.«
Andas erinnerte sich wieder an den Salariki. Er drehte sich um und sah Yolyos’ Schatten in einiger Entfernung. Er starrte in die Nacht und in den Regen, als stünde er auf Wache. Andas ging auf ihn zu.
»Sie sollen wissen, was das alles zu bedeuten hat«, sagte er und übersetzte, was er von Sarah erfahren hatte.
»Sie hat Ihnen also die Macht gegeben und Sie zum Kaiser ernannt. Der Tod des Kranken soll verschwiegen werden, und Sie sollen seine Rolle spielen. Wollen Sie das tun?«
Andas wußte, daß er sich entscheiden mußte. Während er sich ihre Geschichte angehört hatte, hatte er mehr an die Vergangenheit als an die Gegenwart und Zukunft gedacht.
Doch eins war klar. Er hatte den Eid zwar nicht im
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