Androiden im Einsatz
sie in der Öffentlichkeit zu krönen.
Dieser Gedanke verwirrte ihn seltsamerweise. In dem einsamen Leben seines Vaters hatte es keine Frauen gegeben – nicht einmal weibliche Dienstboten. Als er dann im Kampf ausgebildet wurde, war er wieder in eine Welt ohne Frauen gekommen. Am Hofe gab es dann genug Ladys, die sich um seine Gunst bemüht hatten. Doch er war viel zu schüchtern gewesen, sich einer der Damen zu nähern. Und ehe er sich in jener Nacht ins Bett gelegt hatte und in einem Gefängnis auf einem anderen Planeten aufwachte, war für ihn noch keine offizielle Braut ausgesucht worden.
Danach hatte er sich um Elys gekümmert und sich ihretwegen Sorgen gemacht – bis er erfahren mußte, daß sie für ihn fremder als dieser behaarte Salariki war.
Danach hatte er Prinzessin Abena gesehen. Er mußte bei dieser Erinnerung schwach lächeln. Abena sollte eigentlich seine Tochter sein. Jetzt sah er diese schwächliche Frau, in ihrer derben Kleidung, die behauptete, die Auserwählte des anderen Andas’ zu sein. Erwartete sie, daß er ihre frühere Zusammengehörigkeit zum Kaiser mit allen anderen Pflichten übernahm.
Er empfand nichts für sie – außer Selbstmitleid, daß sie jetzt zu seinem Leben gehörte, das er sich nicht ausgesucht hatte.
Konnte seine Gefühlsarmut dafür sprechen, daß er ein Androide war? Diese alte Angst überfiel ihn wieder. Wenn er nur mehr über Androiden wüßte! Sie waren schon so lange verboten, daß die Geschichten über sie wie Legenden klangen. Wenn er nur wüßte, ob ein Androide Kinder zeugen konnte. Wenn der falsche Kaiser nicht falsch war – dann mußte er ein Androide sein!
»Sie machen sich Gedanken.« Während sie noch immer auf dem gemeinsamen Bett saß, war er aufgestanden. »Ich verlange nicht mehr von Ihnen, als Sie mir geben können. Doch um unsere Rolle weiterzuspielen, dürfen die anderen nicht auf den Gedanken kommen, daß sich etwas geändert hat. Nur aus diesem Grund mache ich mit!« Ihre Stimme klang wie eine Warnung.
»Ich werde meine Rolle so gut spielen, wie ich kann. Doch ich kann sie besser spielen, wenn Sie mir mehr erzählen.«
Sie nickte. »Da wir allein sind, ist der Augenblick für diese Unterhaltung günstig. Selbst ihr behaarter Freund ist mit den anderen auf die Jagd gegangen. Jetzt, da die Kriechtiere tot sind, wird die Jagd wieder erfolgreicher werden. Es ist wichtig, daß unsere Versorgung gesichert ist.
Das Hauptquartier Ihrer Streitkräfte befindet sich am Place of Red Water. Sie haben jetzt vier Hauptleute. Da ist zunächst einmal Kwayn Makenagen, einst Gouverneur der North Marshes. Er ist ein großer Mann, der ein bißchen krumm geht und an der Unterlippe nagt, wenn er scharf nachdenkt.
Weiter ist dort Patopir Ishan. Er ist ein tapferer Krieger, der aber ziemlich rücksichtslos vorgeht. Er hinkt nach einer alten Wunde, ist schlau, sieht gut aus und kann so charmant sein, daß er bei den Damen sehr beliebt sein soll.
Der dritte Feldherr ist die Lady Bahyua Banokue.«
»Eine Frau!«
»Ja. Als ihr Mann in der Schlacht von Ninemarr fiel, hat sie das Kommando übernommen. Sie ist sehr erfahren, da sie nicht mehr die Jüngste ist. Ihre vier Söhne standen in ihren Diensten. Nur einer ist am Leben geblieben.
Der vierte und letzte Ihrer Führer, mein Lord, ist Ihre Sarah. Ich führe meine Streitkräfte, seit mein Bruder unseren Rückzug aus einem Feuerring gedeckt hat.
Das sind diejenigen, mit denen Sie am meisten zu tun haben werden. Es gibt natürlich noch mehr, die Sie auch erkennen müssen«, fuhr sie geduldig fort und beschrieb ihm weitere Männer und Frauen, die er als alte Kriegskameraden begrüßen mußte.
Andas merkte sich all diese Einzelheiten besser, als er gedacht hätte. Er wunderte sich ein wenig, als Sarah ihre Rede plötzlich unterbrach und auf ihre Hände starrte.
»Dann gibt es noch jemand.« Sie zögerte sichtlich, ehe sie fortfuhr: »Erzbischof Kelemake.«
»Kelemake!« Andas war überrascht, obgleich er eigentlich gar nicht sonderlich überrascht sein durfte. Wenn er, Andas, hier ein Gegenstück hatte, mußten es natürlich andere, die er kannte, auch haben. Daß er keinen der Namen kannte, die Sarah vorher genannt hatte, besagte nichts.
»Sie sind so überrascht, als kennen Sie ihn …«
»In meiner Welt gibt es einen Kelemake. Er ist allerdings kein Erzbischof, sondern ein Historiker, der mich vor einiger Zeit unterrichtet hat.«
Sie kam auf den Gedanken, den er bereits gehabt hatte. »Wenn es einen Andas
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