Androiden im Einsatz
Tempel ist unerreichbar«, beharrte Makenagen, obwohl auch er sehnsüchtig auf den Schlüssel starrte.
Andas wünschte, er könnte nachgeben. Das, was er zu tun hatte, wollte er gar nicht tun. Er war kein Held, der bei der Ausführung einer Aufgabe sterben wollte, von der er nicht einmal wußte, ob sie die Situation retten würde. Andas war nicht einmal sicher, ob dieser Schlüssel nun auch wirklich das Tor zur Macht öffnete und somit alle ungeklärten Fragen endgültig beantwortete. Doch er mußte versuchen, das Reich zu retten, ehe die Niederlage vollkommen war.
Wenn sich am Drak Mount eine gut ausgerüstete Festung befand, mußte es dort auch Schutzanzüge geben. Wenn er einen dieser Schutzanzüge trug, mußte er den Tempel unbeschadet betreten können und dann … Andas dachte nicht weiter; er mußte sich erst die nächstliegenden Schritte überlegen.
»Lassen Sie den Gefangenen hereinbringen«, befahl er Ishan. Je länger sie hier redeten, desto weiter entfernten sie sich von einem Entschluß. Und sie mußten handeln!
Der Gefangene mußte seine ganze Selbstsicherheit verloren haben. Dennoch riß er sich zusammen, als er vor Andas stand.
»Sie haben uns Ihre Geschichte erzählt und Ihre Notlage geschildert«, begann der Prinz. Man sah dem Gefangenen an, daß man die ganze Wahrheit aus ihm herausgepumpt hatte. Doch vielleicht konnte Yolyos noch mehr erfahren.
»Die Seuche, Kaiserliche Hoheit …«
»Ja. Außerdem habe ich gehört, daß Ihre Auftraggeber wortbrüchig geworden sind. Ist es nicht so?«
Der Mann blickte verwirrt drein. »Wortbrüchig, Kaiserliche Hoheit?«
»Hat sich nicht die Rebellin Kidaya mit ihren Lords zurückgezogen und Sie, die Sie zuerst angeheuert hat, zum Sterben allein zurückgelassen? Soldat, das nenne ich einen Vertragsbruch. Ist Ihnen dieser Gedanke noch nicht gekommen?«
»Da man uns nichts gesagt hat, erfüllen wir weiterhin unsere Pflicht.«
»Das ist sinnlos. Sie können jetzt etwas für sich und den kleinen Rest Ihrer Kompanie tun. Sie können Ihren Befehlshabern, die noch am Leben sind, unsere Bedingungen für eine faire Kapitulation nennen. Das ist nicht mehr Ihr Kampf, denn Sie werden von denen, die geflohen sind, keine Bezahlung bekommen. Wir werden Wort halten, wenn Sie auf unsere Seite kommen und uns den Treueid schwören.«
»Keiner kommt auf dem Landweg zum Berg, Kaiserliche Hoheit. Ich bin mit meinem Gleiter verunglückt. Auf Lady Kidayas Befehl sind alle schweren Geschütze auf Automatik gestellt. Ich kann nicht zurückkehren.«
»Sie sind mit einem Gleiter gekommen – Sie können mit einem Gleiter zurückfliegen. Oder ist die Luftabwehr auch auf Automatik gestellt?«
Der Soldat benetzte seine Lippen. »Nein, Kaiserliche Hoheit. Wir dachten, daß Sie keine Fluggeräte mehr besitzen. Außerdem hieß es, daß Sie tot sind oder im Sterben liegen.«
»Wie Sie sehen, bin ich am Leben, und Luftfahrzeuge besitzen wir ebenfalls noch. Sie werden zum Gipfel des Drak Mount geflogen. Dort werden Sie mit Ihrem Fallschirm abspringen und Ihrem Kommandeur unsere Bedingungen nennen. Wir geben ihm einen Tag Bedenkzeit. Wenn er einverstanden ist, soll er mit mindestens zwei Offizieren auf den Berggipfel steigen und uns ein Rauchzeichen geben. Ein Gleiter wird sie dann zu mir bringen. Haben Sie mich verstanden?«
»Ja, Kaiserliche Hoheit.«
»Veranlassen Sie den Start der Maschine«, sagte Andas zu Ishan.
»Ich glaube nicht, daß sie nachgeben werden«, murmelte Makenagen.
»Ich denke doch. Die Söldner sind loyal – aber sie erwarten auch Loyalität von ihren Auftraggebern. Ich glaube schon, daß sie sich unter gewissen Bedingungen ergeben.«
»Und Sie glauben, daß sie sich an einen Eid, den sie Ihnen leisten, halten?«
»Ja. Danach müssen wir weitersehen.« Er wendete jetzt die Hof Sprache an. »Bald graut der Morgen – die Audienz ist beendet.« Alle bis auf Yolyos, dem er ein Zeichen gab, und Sarah zogen sich zurück.
Andas konnte kaum erwarten, bis sie allein waren. »Nun?« fragte er den Salariki.
»Erstens befindet sich Ihr Verräter nicht hier und zweitens glaube ich, daß Sie den Gefangenen richtig eingeschätzt haben. Ich denke, er wird das tun, was Sie gesagt haben. Wollen wir hoffen, daß seine Vorgesetzten genauso denken. Doch, was Sie da vorhaben, Kaiserliche Hoheit …«
Andas hatte den Schlüssel wieder weggesteckt. (Er trug jetzt nicht mehr den Einheitsanzug, sondern Kniehosen, Stiefel und eine Tunika.) »Ich hoffe, dort eine Waffe zu finden,
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