Androiden im Einsatz
für einen Andas gibt, weshalb sollte es dann keinen Kelemake für einen Kelemake geben? Wie war der Mann, den Sie kannten?«
»Er war ein Bücherwurm, der sich für kaum etwas anderes als seine Arbeit interessierte. Er hielt sich vom Hof fern und blieb meistens in seinen Archiven. Er hatte zwar nichts mit Religion zu tun, wußte aber bestimmt über alle diese Dinge besser Bescheid als so mancher Priester. Er behielt sein Wissen für sich – und wurde auf der anderen Seite auch kein Magi – obwohl das eigentlich ganz gut zu ihm gepaßt hätte.«
»Diese Beschreibung könnte auf unseren Kelemake auch zutreffen. Sein Wissen ist so groß, daß er sich in den Dienst der Kirche gestellt hat und rasch vorangekommen ist. Trotzdem mag ich ihn nicht. Auch Andas konnte sich nicht entschließen, ihn in die Ratsversammlung aufzunehmen. Obwohl Kelemake nichts sagte, hat ihn das bestimmt gekränkt. Seine Freunde haben vergeblich versucht, Andas umzustimmen. Wenn es unbedingt sein müßte, würde ich einigen Mitgliedern des Rates vielleicht sogar die Wahrheit sagen. Doch Kelemake nie. Hüten Sie sich vor ihm – ich kann Ihnen ehrlich nicht sagen, weshalb. Doch in dem Leben, das wir führen, können Schatten gefährlicher werden als die Wirklichkeit. Gegen Schatten kann man nicht kämpfen.«
»Ich bin gewarnt. Niemals zuvor hatte ein Kaiser mehr Grund, sich auf die Worte der Auserwählten zu verlassen«, sagte er feierlich. Er bewunderte ihre innere Stärke, ihn auf seine Rolle vorzubereiten, die er als Ersatz für den Mann, den sie geliebt hatte, spielen mußte.
»Da ich die Auserwählte bin, sind Sie für mich der Kaiser«, sagte sie ruhig.
Er streckte seine Hand aus. »Lassen Sie uns das mit einem Handschlag bekräftigen.«
»Prinz!« rief Yolyos von dem tiefer gelegenen Vorbau.
Andas trat von dem Mädchen zurück und blickte nach unten. Der Salariki lächelte zu ihm hinauf.
»Die Jagd war so gut, daß Ihre Männer Hilfe brauchen. Wir sollten zum Paß gehen und Transportmittel anfordern, damit das erlegte Wild so schnell wie möglich zur Räucherei kommt. Außerdem sollten Sie sich zum Hauptquartier begeben.«
Sie gingen die Spuren entlang, die die Kriechtiere hinterlassen hatten. Obwohl sie erst mittags starteten, erreichten sie noch vor Sonnenuntergang den Paß.
Sie waren froh, als sie die kleine Garnison vor sich liegen sahen. Sarah hatte Andas zugeflüstert, daß keiner der Männer, die hier stationiert waren, zu seinem direkten Gefolge gehörten. Die Männer begrüßten Andas respektvoll.
Zehn Männer wurden zurückgeschickt, um das Fleisch vom Forsthaus abzuholen.
»Lord, es gibt Gerüchte, daß die Kriechtiere unterwegs sind«, sagte der Kommandant, ehe er sich mit seinen Leuten auf den Weg machte.
»Sie sind nicht mehr unterwegs.« Andas berichtete von ihrem Abenteuer.
»Das ist eine gute Nachricht. Dann ist die Gefahr der Hungersnot hoffentlich gebannt.«
»Außer ein paar Waffen haben wir auch einen Gleiter.« Andas berichtete in großen Zügen, was ihnen widerfahren war.
»Im Hauptquartier befindet sich auch ein Gleiter, wenn auch ein etwas älteres Modell. Wir werden eine Botschaft schicken, damit Sie abgeholt werden, Lord.« Er winkte den Posten an der Tür herbei. »Holen Sie Dullah mit seinem schnellsten Falken herbei.«
Dann wandte er sich wieder an Andas. »Lord, schreiben Sie Ihre Botschaft. Dullahs Falken sind unübertrefflich und zuverlässig.«
»Entschuldigen Sie mich, Lord«, sagte Sarah rasch. »Ich werde die Botschaft für Sie schreiben. Sie können sich inzwischen berichten lassen, wie es in den Bergen zugeht.« Sie hatte so schnell reagiert, daß sie Andas wieder einmal innerlich bewundern mußte.
Der Falke, der hereingebracht wurde, unterschied sich von den Falken seiner Welt. Er hatte breitere Schwingen, dunkelgraues Gefieder und helle Augen, die an die Dunkelheit gewöhnt waren.
Während Sarah schnell eine Nachricht schrieb, wandte sich Andas an den Kommandanten.
»Berichten Sie mir, wie es in den Bergen aussieht.« Er wollte so viel wie möglich erfahren, ehe er sich ins Hauptquartier begab.
16.
Das Licht war für Andas hell genug, um die Gesichter der Personen am Tisch zu studieren. Nach Sarahs Beschreibung hatte er jeden erkannt und konnte ihn ohne zu zögern begrüßen. Kwayn Makenagen saß zu seiner Linken; daneben Patopir Ishan; ihm gegenüber die Lady Bahyua Banokue. Sarah saß rechts neben ihm.
Obwohl sie ihn kurz zuvor mit großer Erleichterung empfangen
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