Androidenträume
wüssten nicht, wer ich bin«, sagte Ames.
»Jetzt weiß ich es«, entgegnete Rod. »Beantworten Sie meine Frage.«
»Warum sollte ich den Sheriff alarmieren?«, fragte Ames zurück. »Die Polizei interessiert sich einen Scheißdreck für Kojoten.«
»Also müssen wir uns nur Ihretwegen Sorgen machen«, sagte Rod.
»Ja«, bestätigte Ames. »Solange Sie nicht so viel Lärm machen, dass meine Frau aufwacht.«
»Zurück an die Arbeit, Ed«, sagte Rod. »Du hast noch ziemlich viele Injektionen vor dir.« Ames hörte, wie jemand davonschlurfte. Inzwischen hatten sich seine Augen an das schwache Licht gewöhnt, und er konnte den Schattenriss eines Mannes erkennen, der sich in der Nähe aufhielt. Ames schätzte seine Größe ab. Vielleicht schaffte er es, ihn zu überwältigen. Er blickte sich um und suchte nach seiner Schrotflinte.
»Was machen Sie hier draußen?«, fragte Ames.
»Wir infizieren Ihre Schafe«, sagte Rod.
»Warum?«, fragte Ames.
»Woher soll ich das wissen, Mr. Ames? Ich werde nicht dafür bezahlt, dass ich nachfrage, warum ich bestimmte Dinge tun soll. Man bezahlt mich dafür, dass ich sie einfach tue. Takk!«, rief er – oder etwas in der Art –, und aus dem Augenwinkel sah Ames, wie sich etwas sehr Großes ungefähr in seine Richtung bewegte. Das war das Etwas, das ihn ausgeknockt hatte. Ames sackte in sich zusammen. In seiner gegenwärtigen Verfassung konnte er es auf keinen Fall mit zwei Kerlen gleichzeitig aufnehmen, und einen Kampf mit diesem Ding, was auch immer es sein mochte, konnte er völlig vergessen.
»Ja, Chef«, sagte das Ding mit hoher, näselnder Stimme.
»Kommst du mit Mr. Ames zurecht?«, fragte Rod.
Takk nickte. »Wahrscheinlich.«
»Dann mach es«, sagte Rod und ging davon. Ames öffnete den Mund, um Rod anzuschreien, doch bevor er Luft holen konnte, hatte sich Takk über ihn gebeugt und ihn so fest gepackt, dass ihm die Luft mit einem hörbaren ploppenden Geräusch aus den Lungen getrieben wurde. Takk drehte sich ein wenig im Mondlicht, so dass Ames nun einen recht deutlichen Blick auf ihn hatte, bevor es um ihn herum warm, feucht und erstickend wurde.
Brian kam schlagartig zu Bewusstsein und war sich sofort über zwei Sachen im Klaren. Erstens: Er war Brian Javna, 18 Jahre alt, er ging an die Reston High, er war der Sohn von Paul und Arlene Javna und der Bruder von Ben und Stephanie Javna. Und er war der beste Freund von Harry Creek, den er seit der Einschulung kannte, als sie sich für einen Spaghetti-Esswettbewerb zusammengetan hatten. Zweitens: Außerdem war er ein intelligenter Agent, darauf programmiert, effizient nach Informationen in den verschiedenen Datennetzen zu suchen, die von den Menschen im Laufe der Jahre geknüpft worden waren. Diese beiden sich widersprechenden Existenzustände fand Brian sehr interessant, und er nutzte die intelligenten Fähigkeiten beider Existenzen, um eine Frage zu formulieren.
»Bin ich tot?«
»Ähmm«, machte Creek.
»Tu nicht so verschämt«, sagte Brian. »Ich will es dir einfacher machen. Wenn man mit dem Wissen aufwacht, dass man ein Computerprogramm ist, kommt man unweigerlich darauf, dass irgendwas schiefgelaufen ist. Also: Bin ich tot?«
»Ja«, sagte Creek. »Tut mir leid.«
»Wie bin ich gestorben?«
»In einem Krieg«, sagte Creek. »In der Schlacht von Pajmhi.«
»Wo zum Henker liegt Pajmhi?«, fragte Brian. »Ich habe noch nie davon gehört.«
»Bis zur Schlacht hatte noch kein Mensch jemals davon gehört.«
»Warst du dabei?«, fragte Brian.
»Ja«, sagte Creek.
»Du lebst noch.«
»Ich hatte Glück.«
»Wie lange liegt diese Schlacht zurück?«, wollte Brian wissen.
»Zwölf Jahre«, sagte Creek.
»Das erklärt wenigstens, warum du so alt geworden bist.«
»Was empfindest du?«
»Was? Du meinst, weil ich gestorben bin?«
Creek nickte.
Brian zuckte mit den Schultern. »Ich fühle mich nicht tot. Das Letzte, woran ich mich erinnere, ist, wie ich in diesem Quantenimager stehe, und es kommt mir vor, als wäre es vor höchstens fünf Minuten geschehen. Ein Teil von mir versucht, meinem Gehirn klarzumachen, was los ist, und ein anderer Teil von mir versucht mit der Tatsache klarzukommen, dass mein Gehirn gar nicht mehr existiert. Und noch ein anderer Teil wundert sich darüber, dass ich mich gleichzeitig auf mehrere schwere psychische Krisen konzentrieren kann, dank meiner Multitaskingfähigkeiten als intelligenter Agent. Und dieser Teil meint dazu: Cool.«
Creek grinste. »Also ist es gar nicht
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