Androidenträume
Zähnen und stellte sich an den Tresen. »Hallo«, sagte sie, ohne die Zähne auseinanderzunehmen. »Entschuldigen Sie mich kurz.« Dann raffte sie ihre voluminöse rötliche Lockenpracht, die noch feucht schimmerte, mit kräftigen Handgriffen, zog das Ganze durch das Haarband, drehte es und zog es noch einmal hindurch. »So«, sagte sie. »Tut mir leid. Ich hatte gerade die Hamsterkäfige gereinigt, und einer der Kleinen war ganz wild darauf, mir ins Haar zu pinkeln. Musste es schnell durchspülen.«
»Das sollte Ihnen eine Lehre sein, keine Hamster in Ihr Haar zu tun«, sagte Creek.
»Wir kennen uns erst seit fünf Sekunden, und schon werden Sie frech zu mir«, sagte die Frau. »Ich glaube, das ist ein neuer Rekord. Das Wollknäuel hatte ich in einen anderen Käfig auf dem Wandregal gesetzt. Ich hatte einfach nur Pech, und der Kleine hat gut gezielt. Wirklich gut. Wollen Sie einen Hamster kaufen?«
»Ich weiß nicht recht«, sagte Creek. »Mir ist zu Ohren gekommen, dass sie gelegentlich unter Inkontinenz leiden.«
»Kann nur ein Gerücht sein«, sagte die Frau. »Na gut. Was kann ich also für Sie tun?«
»Ich suche nach Robin Baker.«
»Die bin ich.«
»Ich habe gehört, Sie hätten eine bestimmte Schafzüchtung, nach der ich suche«, sagte Creek. »Obwohl ich mir das nicht mehr so recht vorstellen kann, nachdem ich Ihren Laden gesehen habe.«
»Echt?«, sagte Robin. »Aber Sie haben recht. Wir führen hier keine so großen Tiere. Zu wenig Platz, wie Ihnen offenbar nicht entgangen ist. Was sind das für Schafe, die Sie suchen?«
»Die Züchtung heißt ›Androidentraum‹«, sagte Creek.
Robin schürzte die Lippen, und plötzlich sah sie viel jünger als die Ende zwanzig aus, auf die Creek sie schätzte. »Ich glaube, von dieser Züchtung habe ich noch nicht einmal gehört. Ist sie irgendwie genetisch modifiziert?«
»Ich denke schon«, sagte Creek.
»Das würde erklären, warum ich noch nie davon gehört habe«, sagte Robin. »Dieses Geschäft hat sich auf unmodifizierte Tiere spezialisiert. Wenn Sie ein Färöer oder ein Hebridenschaf oder sogar ein Schwarzkopfschaf wollen, kann ich Ihnen vielleicht jemanden nennen, der Ihnen weiterhelfen könnte. Aber bei den Genmod-Züchtungen wüsste ich gar nicht, wo ich anfangen sollte. Es gibt so viele. Und alle sind patentrechtlich geschützt. Wer hat Ihnen gesagt, dass ich wüsste, wo man solche Schafe findet?«
»Ein Freund von mir, der es eigentlich besser wissen müsste«, sagte Creek.
»Also…« Robin unterbrach sich, als die Türklingel aktiviert wurde und ein weiterer Kunde in den Laden trat. »Was kann ich für Sie tun?«
»Ich brauche eine Eidechse«, sagte der Mann. »Für meinen Sohn.«
Creek drehte sich zu dem Mann um. Er war dunkelhäutig.
»Ich habe verschiedene Eidechsen«, sagte Robin. »Haben Sie an eine bestimmte gedacht?«
»Eine von denen, die übers Wasser laufen können«, sagte der Mann. »Eine Jesus-Christus-Echse.«
»Sie meinen einen Basilisken?«, sagte Robin. »Tja, die sind seit einem halben Jahrhundert ausgestorben. Da war etwas mit Leuten, die ihren Lebensraum mit Eigentumswohnungen zugepflastert haben.
Aber ich habe noch einen Tokeh-Gecko, der Ihrem Sohn gefallen könnte. Mit Hilfe magischer Van-der-Waals-Kräfte kann er sich an Wänden festhalten. Kinder sind davon ganz aus dem Häuschen.«
»Gut«, sagte der Mann.
»Ich muss Ihnen ein Komplettpaket verkaufen«, sagte Robin. »Bestehend aus dem Gecko, einem Terrarium, etwas Lebendfutter und einem Buch über Geckos. Das macht insgesamt etwa sechzig Dollar.«
»Einverstanden«, sagte der Mann, trat an den Tresen und zückte seine Kreditkarte. Robin nahm sie, warf Creek einen Blick zu, um ihn wissen zu lassen, dass sie ihn nicht vergessen hatte, und ging dann nach hinten, um den Gecko mitsamt seinem Spielzeug zu holen.
»Kinder mögen Eidechsen?«, sagte Creek.
»Sie wissen doch, wie Kinder sind«, sagte der Mann in einem Tonfall, in dem die Botschaft Reden Sie nicht mit mir! mitschwang.
Creek folgte der unausgesprochenen Empfehlung.
»Da wären wir«, sagte Robin und stellte ein kleines Terrarium auf den Tresen. »Sie müssen Ihrem Sohn sagen, dass ein Gecko zwar total süß ist, aber kein Spielzeug, sondern ein lebendes Tier. Ein unmodifiziertes Tier. Wenn Ihr Sohn zu viel damit spielt, wird es krank und stirbt, und dann haben Sie ein totes Tier, ein heulendes Kind und ein Terrarium ohne Inhalt. Verstanden? Unterschreiben Sie hier.« Sie schob die Kreditkarte
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