Andular (Noirils Verrat) (German Edition)
durch die Glieder, als er auf dem harten Felsboden aufschlug. Einen Moment lang lag er da, den faden Geschmack des Staubes auf seiner Zunge und das warme Blut spürend, das nun aus der Wunde seiner Schulter lief und seine Kleidung tränkte. Dann aber erhob er sich wieder und starrte mit verschwommenem Blick nach vorn.
Die Wölfe vor ihm wichen zurück, als der Mensch taumelte, im letzten Moment aber doch noch sein Gleichgewicht fand und widererwarten stehen blieb. Keuchend drehte er sich um. Ziron stand in einiger Entfernung vor ihm, ohne jedoch einen weiteren Angriff zu unternehmen. Er stand einfach nur da und beobachtete ihn, als würde er nur darauf warten, dass der angeschlagene Mensch endgültig zu Boden ging. Doch Renyan blieb auf seinen Beinen und sah auf das zerbrochene Schwert, das neben dem Wolf am Boden lag.
Urplötzlich und zum Erstaunen aller Wölfe, hetzte er auf ihren Anführer zu, lies sich kurz vor ihm fallen und ergriff einen Rest seines Schwertes, wobei ihm die scharfe Klinge schmerzend in seine Handfläche schnitt. Gerade als er sich wieder nach Ziron umdrehen wollte, spürte er ein kaltes Stechen in seinem Rücken, das ihm sogleich den Atem raubte. Dann wurde er herumgerollt und Renyan sah, was ihm widerfahren war. Der große Wolf hatte sich über ihn gebeugt. Blut tropfte von der Spitze seines Horns. Dann wurde ihm schwarz vor Augen.
Zirons Gefolge heulte triumphierend auf. Ihr Anführer hatte gesiegt und der Mensch unter ihm regte sich nicht mehr. Ein großes Loch klaffte blutend in seiner Brust. Zirons Horn war durch seinen gesamten Oberkörper gestoßen. Es würde nicht mehr lange dauern, bis er der Verletzung erliegen würde.
Doch plötzlich verstummten die Wölfe und ein weißes Licht erhellte die Bergspitze. Und dieses Licht ging erneut von dem Horn ihres Anführers aus. Wie in Trance stand Ziron mit geschlossenen Augen über dem schwer verwundeten Menschen. Dann senkte der Wolf sein Haupt und das pulsierende Horn berührte sanft die Brust des leblosen Mannes. Und in diesem Moment sprang das Licht auf ihn über und durchströmte seinen Körper. Die Wunde, zuerst groß und stark blutend, wurde nun zunehmend kleiner, bis sie sich schließlich ganz schloss und Renyans Brust wieder so unversehrt war, als wäre sie nie verletzt worden.
Jetzt nahm auch Avakas wieder am Geschehen teil und stieß einen lauten Schrei aus, der von dem großen Wolf sogleich erwidert wurde. Ziron tat nun einen Schritt zurück und betrachtete Renyans Körper. Die Bisswunde an seiner Schulter war ebenfalls verschwunden und auch das Licht wurde zunehmend schwächer, bis es schließlich ganz erlosch.
Die graue Wolkendecke hoch über ihm war das erste, was Renyan sah, als er seine Augen wieder öffnete. Ihm war kalt. Dass letzte an das er sich erinnern konnte war, wie sich das Horn des Wolfes durch seinen Körper gebohrt hatte. Erschrocken sah er auf seine Brust – sie war unversehrt. Nur ein Loch in der Kleidung zeugte noch davon, dass er nicht geträumt hatte. Aber wie war das möglich? Langsam erhob er sich von dem kalten Steinboden und betrachtete seine Umgebung. Vor ihm saß Ziron. Die anderen Wölfe hatten sich hinter ihm versammelt und betrachteten Renyan aufmerksam, wobei ihm auffiel, dass die Feindseligkeit aus ihren Augen verschwunden war und ihre Blicke nun freundlich, geradezu respektvoll wirkten. Und auch Zirons Ausdruck hatte sich verändert. Fast war es Renyan, als hätte sich ein leichtes Lächeln auf das Gesicht des Wolfes gelegt, sofern man das bei einem Wolf überhaupt behaupten konnte.
„Du hast einen sehr starken Willen“, sprach Ziron und seine Stimme klang nun weitaus freundlicher als vorher. „Und es wird dich sicherlich freuen zu hören, dass du die Prüfung bestanden hast.“
Renyan stutzte. „Die Prüfung?“, fragte er, immer noch nicht ganz bei vollem Verstand. „Welche Prüfung?“
Ziron ging langsam auf ihn zu. „Meine Prüfung! Du hast dein Leben bis zum letzten Augenblick für das Schicksal eines anderen riskiert und mir dadurch bewiesen, dass du ein aufrichtiger und mutiger Mann bist, Renyan! Candol lag richtig mit seiner Entscheidung, dich zu mir zu schicken. Du hast dich als würdig erwiesen und deshalb werde ich mit dir kommen.“
Noch bevor Renyan irgendetwas auf die Worte des Wolfes erwidern konnte, wandte sich Ziron den anderen Wölfen zu und sprach in einer höchst seltsamen Weise zu ihnen, die in Renyans Ohren wie eine Aneinanderreihung vieler grollender und
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