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Andular (Noirils Verrat) (German Edition)

Andular (Noirils Verrat) (German Edition)

Titel: Andular (Noirils Verrat) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rene Fried
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blockierten.
    Renyan rührte sich nicht. Auch diese Wölfe schienen nicht die Absicht zu haben ihn anzugreifen, sondern warteten nur regungslos vor den Gängen, aus denen sie gekommen waren.
    Sie wollen mich zwingen nur diesen einen Gang zu nehmen, dachte er und blickte hinüber zu dem Tunnel, in dem der erste Wolf verschwunden war. Aufmerksam beobachtete er die Wölfe, während er sein Schwert langsam wieder unter seinen Mantel steckte. Dann bewegte er sich mit langsamen Schritten auf den einzigen Gang zu der nicht versperrt war. Immer noch blieben die Wölfe regungslos, nur ihre scharfen Augen beobachteten aufmerksam jeden seiner Schritte. Nachdem er den Gang einige Meter gefolgt war, blickte Renyan zurück. Die drei Wölfe standen nun direkt am Anfang des Ganges und versperrten ihm den Rückweg. Ob er nun wollte oder nicht, er musste weitergehen. Als er weiter dem Gang folgte, der nun ansteigend in eine weitere Höhle führte, erblickte er wieder den Wolf, der ihm vorausgeeilt war. Als würde dieser auf ihn warten, saß er auf einer von vielen breiten Erhebungen, die sich wie Stufen weiter hinauf in die Höhle erstreckten. Der Wolf warf Renyan einen kurzen Blick zu, dann machte er kehrt und verschwand in einem dunklen Gang am Ende der steinernen Stufen.
    Sofort flatterte der weiße Rabe von Renyans Schulter und flog ihm hinterher.
    „Warte Avakas!“, rief Renyan und eilte die Stufen hinauf. Die drei anderen Wölfe waren ihm inzwischen gefolgt, blieben aber an der untersten Stufe stehen.
    „Was wollt ihr?“, schrie Renyan, worauf sie knurrend die Zähne fletschten und ihr weißes Fell sträubten. Schließlich bewegte sich einer von ihnen weiter die Stufen hinauf und da hatte Renyan begriffen. Die Wölfe sollten ihn vorantreiben und gleichzeitig an einer Flucht hindern. Das Einzige, was er tun konnte, war dem Wolf zu folgen, der ihn bis jetzt durch die Höhlen geführt hatte. Er würde ihn zu Ziron bringen.

    Der Tunnel, der zuerst schmal und so niedrig war, dass Renyan gerade noch aufrecht in ihm stehen konnte, wurde nun zunehmend breiter und höher. Wie ein Trichter verlief er weiter aufwärts und endete schließlich in einem großen ebenen Plateau. Doch dieser Ort, weitläufig und kreisrund wie eine Arena aus Felsen und Steinen, war nicht mehr innerhalb des Berges.
    Über Renyan zogen kleine Wolkenfetzen vorbei und die Sonne, die nun direkt über ihm stand, erhellte die gesamte Fläche. Doch trotz ihrer Strahlen herrschte Kälte auf der Spitze des Berges, denn dort befand er sich nun, hoch oben über dem Tal, auf dem höchsten Punkt. Renyan spürte den kalten Wind, der von Osten her gegen die glatte Felswand wehte und ihm die Haare zerzauste. Das grässliche Heulen, das er schon im Inneren des Tunnels vernommen hatte, war aber nicht der Klang des Windes. Eine große Schar an weißen Wölfen hatte sich auf dem Plateau versammelt und heulend die Ankunft des Menschen angekündigt. Es mussten an die dreißig Tiere sein, vielleicht auch mehr, und nun konnte er geradezu von allen Seiten ihre bedrohlichen Blicke spüren.
    Am Ende des Platzes, genau gegenüber von der Stelle an der er stand, ragten zwei lange Felsen in den grauen Himmel, dünn und glatt und so spitz, als wollten sie die Wolken aufspießen. Und auf der linken Felsspitze hockte Avakas. Anscheinend hatte er sich jedoch nicht aus Furcht auf die Felsspitze niedergelassen, sondern von dort auf seinen Gefährten gewartet und von oben nach ihm Ausschau gehalten. Plötzlich krächzte der Rabe, als wollte er seinem Freund zurufen: „Geh weiter! Sie werden dich nicht aufhalten!“
    Renyans Blick wanderte nun die dünnen Felsnadeln hinunter. Dort, auf einer hohen glatten Anhöhe, saß ein Wolf. Und dieser unterschied sich äußerlich sehr von denen die ihm bisher begegnet waren. Er überragte die anderen Wölfe noch an Größe und Statur und auch sein Fell war dichter, nicht so lang und zottelig sondern fein und schimmernd wie Silber. Was ihn jedoch am meisten von den anderen Wölfen hervorhob, war das Horn, das auf seiner Stirn saß. Ein langes, leuchtend weißes Horn. Kein Zweifel, dachte Renyan, es musste Ziron sein. Der Gedanke, dass er keineswegs ein Mensch war, sondern ebenfalls ein Wolf, überraschte ihn, nun da er vor ihm stand, nicht im Geringsten. Wen sonst sollten die weißen Wölfe als ihren Anführer dulden, wenn nicht einen ihrer Artgenossen?
    Mit strengen Augen beobachtete Ziron den Menschen, der ihm in einiger Entfernung gegenüberstand. Dann

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