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Andy und Ryan

Andy und Ryan

Titel: Andy und Ryan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Broschat
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unergründlichen Blick.
    ››Du kannst nicht zu deiner Mutter gehen.‹‹ Mias Stimme war sehr leise und sie zitterte leicht. Verdattert sah ich zu ihr auf und ignorierte Ryan, welcher ihr einen warnenden Blick zuwarf. Die Freundin meiner Mutter atmete tief durch. Es wirkte so, als wollte sie sicher selber dadurch Mut zusprechen.
    ››Wieso kann ich nicht zu ihr?‹‹, fragte ich sie wispernd.
    ››Weil sie nicht hier ist.‹‹
    ››Was? Wo ist sie denn?‹‹ Mia trat neben mein Bett und nahm meine Hand in ihre. Diese vertraute Geste verwirrte mich, da sie für mich eine Fremde war, doch ich protestierte nicht.
    ››Andy… deine Mutter hat den Autounfall nicht überlebt.‹‹ Fassungslos starrte ich die Frau an und ihre Worte drangen nicht zu mir durch. Mein Verstand wehrte sich gegen ihre Worte und ich fühlte mich völlig leer im Kopf. Ich brachte keinen Ton über meine Lippen und schaute sie einfach stumm an.
    ››Es tut mir leid. Die Ärzte konnten nichts mehr für sie tun.‹‹
    Wie in meinem Traum glitt ich zurück zu dem Unglück. Ich sah meine Mutter direkt vor mir. Sie saß schweigend in ihrem Sitz und sah mich aus traurigen Augen an. Ihre langen Haare schwebten um ihren Kopf herum und aus ihrem Mund kamen kleine Bläschen. Ihr Blick war direkt auf mich gerichtet. Ihre Lider schienen ihr zu schwer zu sein und sie fielen langsam zu. Es sah aus als würde sie schlafen. Friedlich und traumlos. Sie glitt davon. Weit weg von mir und ich konnte nichts dagegen tun. Ich rief ihren Namen, doch kein Ton kam aus meinem Mund. Dann traf mich die Gewissheit. Ich hatte sie verloren. Sie hatte mich verlassen und würde nie wieder zurückkehren.
    Ich war allein.
    Ein lauter Schrei zerriss die Stille im Krankenzimmer. Ich bemerkte erst nach einigen Sekunden, dass es mein Schrei gewesen war. Ganz langsam drangen Mias Worte zu mir durch und lähmten mich. Mein Herz – es tat furchtbar weh, als würde jemand seelenruhig einen Dolch hinein rammen. Etwas Heißes glitt über meine Wangen und tropfte auf das weiße Bettlaken. Ich nahm es kaum wahr. Alles um mich herum war verschwommen.
    In meinem Kopf spukten drei Wörter herum und verdrängten alles andere: Ich bin allein.
    Ich nahm unscharf wahr, wie sich Ryan vor mein Bett kniete und meine Hand fest drückte. Er sprach etwas, doch ich verstand es nicht. Die Wörter prallten an mir ab. Wieder zerriss ein Schrei die Stille und wieder war es meiner.
    Plötzlich herrschte reges Treiben in dem Krankenzimmer. Wo kamen die vielen Personen her? Ich sah wie sich jemand direkt über mich beugte, doch ich wusste nicht wer. Meine Sicht war verschleiert vor lauter Tränen. Die vielen Personen redeten durcheinander und wirkten hektisch.
    Ich war nicht hektisch. Ich fühlte mich ausgebrannt. Leblos. Tot. Wie konnte es sein? Wie konnte sie tot sein, wenn ich mich doch so fühlte? Sie konnte einfach nicht tot sein! Nicht sie! Das war nicht vorstellbar. Sie saß ganz bestimmt Zuhause in ihrem Atelier und zeichnete auf einer ihrer unzähligen Leinwände. Da war ich mir ganz sicher. Und ich konnte es beweisen. Ich musste es beweisen. Ich musste zu ihr! Sofort!
    Zielstrebig versuchte ich mich aus meinem Bett zu erheben, doch mehrere Hände hielten mich davon ab. Ich wurde wütend. Warum ließen sie mich nicht zu meiner Mum? Ich musste doch zu ihr! Warum verstanden sie es denn nicht? Die vielen Personen redeten auf mich ein und mein Kopf fing an zu schmerzen. Das war mir alles zu viel! Ich wollte meine Ruhe! Ich wollte meine Mum! Sie sollten alle gehen und mich allein lassen. Wieder schrie ich auf, doch ich verstand selber nicht was ich schrie. Kein einziges Wort drang zu mir durch.
    Dann spürte ich plötzlich einen kleinen Schmerz an meinem Handgelenk und prompt überfiel mich eine erschlagende Müdigkeit. Der Kopfschmerz ließ sofort nach und die vielen Stimmen verstummten ebenfalls schlagartig. Mein Körper sackte langsam in sich zusammen und ich wurde sachte in die Kissen gedrückt. Es dauerte nicht lange und meine Lider wurden ebenfalls schwer und fielen wie von selbst zu. Eine tiefe Ruhe breitete sich in mir aus und ich seufzte leise. All der Kummer und die Last glitten von mir.
    Einige Sekunden später befand ich mich schon in einem merkwürdigen Traum. Meine Mutter und ich tanzten zusammen auf lila Wattewolken.
     
    Ryans Sicht:
     
    ››Hier, ich habe uns beiden einen Kaffee geholt.‹‹ Die Freundin von Andys Mutter setzte sich neben mich auf einen der alten Stühle.

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