Anemonen im Wind - Roman
Sache auf die leichte Schulter zu nehmen. »Schätze, ich habe geglaubt, dass ich da noch raufklettern kann«, sagte sie mir einem Anflug von Humor. »Mit dem Regen hatte ich nicht gerechnet.«
»Du musst uns versprechen, so etwas Dämliches nie wieder zu tun«, verlangte Claire. Sie schlang ihr zerzaustes Haar amHinterkopf zusammen und bändigte es mit einem Gummiband. »Du hättest da draußen sterben können, wenn wir dich nicht gefunden hätten.«
Ellie kam ein schrecklicher Gedanke. »Ihr habt doch eurem Vater nichts gesagt, oder?«
Leanne schüttelte den Kopf. »Wir wollten abwarten, wie es dir heute Morgen geht. Phil sagte, du würdest wieder auf die Beine kommen; deshalb hatte es keinen Sinn, Dad zu beunruhigen.«
»Gott sei Dank!« Ellie seufzte. »Er würde mich umbringen, wenn er dächte, dass ich sterbe.« Sie merkte, was sie da gesagt hatte, und lachte mit den Mädchen. »Gebt mir ein Aspirin«, keuchte sie, denn die Kopfschmerzen kehrten zurück. »Und eine Tasse Tee. Ich habe einen scheußlichen Geschmack im Mund, und mein Gehirn ist zu Brei geworden.« Die Mädchen gingen hinaus, und sie runzelte die Stirn. Zwischen den beiden gab es Spannungen – genau wie früher. Hoffentlich hatte es nichts mit Claires Heimkehr zu tun.
Das Telefon klingelte, und sofort nahm jemand den Hörer ab. Dann erschien Claire mit Tee und Aspirin. »Das war Aurelia«, sagte sie. »Ich hab ihr gesagt, dass du auf dem Wege der Besserung bist und sie sich keine Sorgen machen soll.« Sie setzte sich und lächelte. »Ich hab ihr auch gesagt, dass sie sich unter keinen Umständen ins Auto setzen und herkommen darf. Sie war drauf und dran, herüberzurasen, aber bei ihrer Fahrweise kann alles Mögliche passieren.«
»Gut gemacht.« Ellie schluckte die Tablette und nippte an ihrem Tee. Sie kam sich albern vor. »Tut mir Leid, dass ich solch einen Aufruhr verursacht habe«, brummte sie. »Ich hab einfach nicht auf die Zeit geachtet.«
Claire biss sich auf die Unterlippe. Sie hatte offensichtlich etwas auf dem Herzen. »Zumindest bist du wohlauf«, sagte sie. »Mir hat davor gegraut, Dad zu informieren.«
Ellie betrachtete sie aufmerksam. Was immer es war, Claire behielt es anscheinend lieber für sich. »Wo ist Leanne?«
»Sie teilt die Leute für den Tag ein. Smoky wird an ihrer Stelle die Aufsicht führen, und Angel ist schon draußen.« Claire lächelte. »Und du hattest Recht mit seinem anzüglichen Blick.«
»Er ist Argentinier. Er kann nichts dafür.« Ellie wurde klar, dass ihre Töchter durchaus in der Lage waren, ohne ihre Hilfe mit allem fertig zu werden, und in gewisser Weise machte sie das traurig. Sie waren erwachsen – nicht mehr die kleinen Mädchen, die sie vor den Härten des Lebens beschützen konnte. »Was ist mit Matt Derwent?«, fragte sie. »Solltest du nicht heute mit ihm fliegen?«
Claire trank ihren Tee aus und rauchte ihre Zigarette zu Ende. »Ich habe Aurelia gesagt, sie soll ihn wegschicken. Ich möchte den Tag lieber bei dir verbringen.«
Ellie hörte die Worte, aber in den Augen ihrer Tochter sah sie eine andere Botschaft. »Das ist sehr schmeichelhaft, Darling«, sagte sie und zog zielstrebig die Decke beiseite. »Aber mir geht’s prima. Ruf Aurelia an, und sag ihr, sie soll ihn herschicken.«
Claire schaute weg. »Langsam, Mum. Er ist ein viel beschäftigter Mann, und wahrscheinlich will er gar nicht wirklich, dass ich dabei bin. Und außerdem«, fügte sie hinzu, »ist es schon zu spät. Er wird längst da gewesen sein.«
Ellie senkte das Kinn und verbarg ihr Lächeln in der Flut ihrer Haare. Claire mochte die Sache vom Tisch wischen – aber sie tat es ein bisschen zu bemüht.
Matt flog tief über Warratah. Es war ein schönes Anwesen, besonders nach dem Regen. Alles sah wie frisch gewaschen aus; die weißen Blüten der Jarrahbäume leuchteten jungfräulich vor dem rostroten Wellblechdach, und das Grün der Pfefferbäume und das Zitronengelb der Akazien bildeten einen beinahe grellen Kontrast zu der zimtfarbenen Erde und dem saftigen Gras.
Sein Puls schlug schneller, als er auf das Ende der Landebahn zurollte. Die Pferche waren leer, und im Hof und in den Nebengebäuden war niemand zu sehen. Warratah wirkte verlassen.
Matt versuchte sein widerspenstiges Haar glatt zu streichen, erkannte, dass es Zeitverschwendung war, und kletterte aus dem Flugzeug. Blütenduft lag in der warmen Luft, und es herrschte tiefe Stille. Mit unheilvollen Ahnungen ging er auf das Haus zu.
Die Fliegentür
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