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Anemonen im Wind - Roman

Anemonen im Wind - Roman

Titel: Anemonen im Wind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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hatten. Es musste schweres Leid bedeuten, ein Kind zu beerdigen. Es entsprach nicht der richtigen Ordnung der Dinge.
    Sie ging weiter und gelangte zu denen, die in jüngerer Zeit hier bestattet worden waren. Ihre Grabsteine waren aus Marmor, von Steinmetzen kunstvoll behauen, die Inschriften deutlich lesbar. Das letzte Mitglied der Familie Maughan war 1946 hier beerdigt worden – in dem Jahr, als sie zur Welt gekommen war. Eine Zeit lang blieb sie dort stehen, und dann verließ sie zögernd den Pfad und watete durch das hohe Gras bis zur hinteren Ecke.
    Der Stein war schief und verschwand beinahe unter dem wuchernden Pflanzengewirr, aber als sie die üppigen Wedel der wilden Bougainvilleen beiseite gezogen hatte, konnte sie die rätselhafte Grabinschrift lesen. Claire kniete in der dumpfen Hitze dieses winzigen Outback-Friedhofs und spürte den Geist, der immer noch hier weilte, und sie erkannte die Rastlosigkeit, die sie seit Jahren begleitete. Es war Zeit, nach Hause zu gehen. Zeit, sich Antworten zu holen.
    Der Wagen ächzte und stöhnte, und die Kühlwassertemperatur stieg immer höher, als Claire die zweihundert Meilen zwischen den beiden Farmen hinter sich brachte. Die Sonne stand hoch am Himmel, als sie die letzte Anhöhe erklommen hatte und auf Warratah hinunterschauen konnte. Sie zog die Handbremse und stellte den Motor ab. Sie stieg aus, beschirmte ihre Augen vor dem grellen Sonnenlicht und betrachtete das einzige Zuhause, das sie je gehabt hatte.
    Das alte Farmhaus war von Jarrahblüten überwuchert und erschien beinahe winzig neben den Wassertürmen, die von Kletterrosen und purpurnen Bougainvilleen bedeckt waren. Die ursprünglichen Nebengebäude standen baufällig im Schatten der Eukalyptusbäume, aber sie erfüllten noch immer ihren Zweck,und Pferche und Koppeln waren sauber eingefriedet. Pferde weideten im grünen Gras unten am Wasserloch, und der Bach, der aus dem Billabong entsprang, glänzte wie Zinn, während er sich über das Anwesen schlängelte und zwischen den fernen Hügeln verschwand. Sie sah die Dächer und Schornsteine der neueren Farmgebäude am Horizont und die Serie der Tore, durch die sie fahren musste, um dorthin zu gelangen. Das Gefühl, hierher zu gehören, durchdrang sie. Hier war ihr Zuhause, und sie war zu lange fort gewesen.
    Sie setzte die Fahrt fort, und als sie das letzte Tor vor ihrem Elternhaus erreicht hatte, fuhr sie sich mit der Zunge über die ausgetrockneten Lippen. Mit feuchten Händen umklammerte sie das Steuer. Ihr Puls raste. Es gab kein Zurück.
    Ellie stand auf der Veranda, als sie die Staubwolke in der Ferne entdeckte. Sie trank ihren Gin Tonic aus und stellte das Glas auf den Tisch, bevor sie sich mit gefühllosen Fingern durchs Haar fuhr. Ich werde einen Weg finden, diese Sache zu überstehen, nahm sie sich vor.
    Der Bus kam in einer roten Staubwolke knirschend zum Stehen, die Tür schwang auf – und da war sie. Ellie vergaß die Jahre des Schweigens zwischen ihnen, die Kränkung darüber, dass sie nicht zur Examensfeier eingeladen worden war, den Streit, den sie gehabt hatten, bevor ihre Tochter nach Sydney gegangen war. Dies war ihre geliebte Tochter, und sie war endlich nach Hause gekommen. Ellie sprang die Stufen hinunter, um Claire zu umarmen. Sie drückte sie fest an sich, atmete ihren Duft ein und genoss das Gefühl, sie wieder in den Armen zu halten. »Ich könnte schwören, dass du gewachsen bist«, sagte sie mit zittrigem Lächeln und schaute Claire ins Gesicht.
    »Langsam, Mum«, sagte Claire scherzhaft. »Ich war mit dem Wachsen fertig, als ich dreizehn war.«
    Ellie blickte strahlend zu ihr auf und betrachtete die schönenAugen, den sinnlichen Mund und die schlanke Gestalt. Ihr kleines Mädchen war zur Frau geworden in den fünf Jahren seit der Trennung. Eine Frau mit einem eigenen Leben und einer strahlenden Zukunft – wenn sie nur die nächsten paar Tage unbeschadet überstehen würden. »Gut, dass du wieder zu Hause bist«, flüsterte sie. »Du hast mir gefehlt. Du hast uns allen gefehlt.«
    »Lass den Hund das Kaninchen anschauen«, sagte Tante Aurelia herrisch. Sie kam die Stufen herunter und stieß Ellie regelrecht beiseite. »Wie geht’s meinem Mädchen?«, dröhnte sie, schlang einen Arm um Claires schlanke Taille und drückte einen schnurrbärtigen Kuss auf die ihr dargebotene Wange.
    »Gut«, sagte Claire und umarmte ihre Tante zärtlich.
    Trotz der fröhlichen Fassade bemerkte Ellie die Anspannung in Claires Schultern, und der

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