Anemonen im Wind - Roman
real.
Ellies Geburtstag war vorüber, und Weihnachten stand bevor. Jack Withers kam mit dem Flugzeug von Darwin herunter, wo er die Flut junger Freiwilliger ausbildete, die dort aus allen Ecken Australiens zusammenströmten. Mickey Maughan, seit Alicias Ankunft ein regelmäßiger Besucher, erschien beladen mit Blumen, Wein und einem Lamm zum Braten.
Aber trotz der Geselligkeit und des unerwarteten Luxuslebens spürte Ellie, dass Aurelia nicht so überschwänglich war wie sonst. Ellie hegte den Verdacht, dass dies etwas mit der aufgestauten Erregung zu tun hatte, die Jack nicht ganz verbergen konnte.
Sie hatten die Kriegsnachrichten gehört, die vor der Rede des Königs gesendet worden waren. Jetzt war das Radio abgeschaltet, und jeder hing eigenen Gedanken nach. Zigaretten- und Pfeifenrauch kräuselte sich unter dem Wellblechdach, während sie den letzten Rest Brandy tranken.
»Ich verlasse Darwin«, verkündete Jack in die Stille hinein. »Hab ein Angebot bekommen, das ich nicht ablehnen konnte.«
Aurelia schaute ihn an, und ihr durchdringender Blick zeigte, wie besorgt sie war. »Ich habe das Gefühl, es handelt sich dabei nicht um ein hübsches, sicheres Büro in Alice.«
Er schüttelte den Kopf, und die Silberfäden in seinem Haar schimmerten im Licht der Petroleumlampen. »Ich soll in Broome ein Flugboot übernehmen«, erklärte er, und der Glanz der Erregung in seinen Augen strafte seinen ruhigen Tonfall Lügen. »Auf Java sind Zivilisten, die verzweifelt versuchen, von dort wegzukommen – und ich habe die Chance, ihnen zu helfen.«
»Du hast eine vorzügliche Aufgabe mit der Ausbildung junger Piloten«, hielt sie ihm entgegen. »Zeig ihnen, wie man mit Flugbooten umgeht.«
Er schüttelte den Kopf und drückte seine Zigarette aus. »Die werden anderswo gebraucht. Außerdem habe ich Erfahrung mit Flugbooten und brauche keine Ausbildung dafür. Das spart Zeit.«
Ellie schaute ihn an, als Aurelia schwieg. Sie wusste nicht, wie sie ohne ihn durch den Krieg kommen sollten. Er war immer für sie da gewesen – entweder am Funkgerät oder persönlich, bei seinen kurzen Besuchen. Er hatte ihnen mit dem Vieh geholfen. Hatte ihnen geholfen, das Futter zu den Tieren hinauszukarren und die Zäune zu flicken. Geholfen, den alten Geländewagen zu reparieren und den Traktor in Gang zu halten. Aber sie wusste, dass ihr nicht nur die großzügig zur Verfügung gestellte Zeit und seine mechanischen Kenntnisse fehlen würden, sondern auch der Mann selbst. Denn Jack war ein vertrauter Freund geworden.
Sie sah, wie Aurelia seine Hand berührte, und in diesem Augenblick wurde ihr klar, wie sehr ihre Tante ihn liebte.
»Gib nur Acht auf dich, du dummer alter Narr.« Aurelia bemühte sich erfolglos, ihre Bewegung zu verbergen. »Ich werde dich brauchen, wenn das alles hier vorüber ist.«
»Ist das ein Versprechen?« Er schaute ihr ins Gesicht, und die unausgesprochene Bedeutung seiner Frage war in seinem Gesicht zu lesen.
»Ja«, flüsterte sie.
Ellie klatschte in die Hände. »Wenn es das bedeutet, was ich glaube, dann haben wir jetzt etwas zu feiern. Trinken wir darauf!«
Mickey warf Alicia einen hoffnungsvollen Blick zu, während er den Wein einschenkte. »Du und ich, wir könnten wohl nicht auch …?«, begann er.
Sie schüttelte den Kopf. »Man sagt, wer zum zweiten Mal heiratet, stellt die Hoffnung über die Erfahrung«, antwortete sie leichthin. »Aber dreimal, das wäre denn doch ein bisschen zu viel des Guten.« Sie lächelte zuckersüß, um dieser Zurückweisung den Stachel zu nehmen, und wandte sich ab.
Ellie sah, wie niedergeschlagen Mickey dreinblickte, und sie seufzte. Allzu sehr hatte Mum sich eben doch nicht geändert. Der arme Mickey! Seine Gesellschaft war Alicia angenehm gewesen, er war großzügig mit seiner Zeit und seinen Geschenken – eine heitere Unterbrechung zwischen langen Phasen der Mühsal. Alicia nutzte ihn schamlos zu ihrer Unterhaltung aus. Die Ehe mit einem Mann wie Mickey Maughan war das Letzte, was sie in Betracht gezogen hätte.
Nach dem Mittagessen hatten Aurelia und Claire beschlossen, einen Rundgang durch den Garten zu machen, den Ellie angelegt hatte, als sie damals auf die Farm gekommen war. Bunte Blumen waren so gepflanzt, dass es aussah, als wären sie schonimmer da gewesen und als hätten sie nach eigener Lust und Laune gedeihen dürfen. Cremeweiße Rosen wetteiferten mit scharlachrotem Klatschmohn und violettfarbenen Banksien, und hohe, schlanke Sukkulenten wiegten
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