Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Angeklagt - Dr. Bruckner

Titel: Angeklagt - Dr. Bruckner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
Vom Netzwerk:
bleibt im Unbewußten etwas hängen, und das zeigt sich in Worten und Blicken allzu deutlich.«
    »Sie sind sehr empfindlich geworden«, hatte Dr. Heidmann versucht, ihm über sein seelisches Tief hinwegzuhelfen. »Sie hören ja schon die Flöhe husten. Wollen wir nicht irgendwo nett essen gehen? Schon, damit Sie auf andere Gedanken kommt?«
    »Ich habe zwar keinen Hunger, mir ist der ganze Appetit vergangen; aber Sie werden Hunger haben, Sie Armer. Gehen wir also zu Luise – essen dort unseren Schweinebraten und trinken unseren Hecklinger. Das wird uns guttun. Sie haben recht. Wenn ich hier durch die Einsamkeit marschiere, bei diesem trüben Frühlingswetter, das eher einem verregneten Herbsttag gleicht, dann wird einem noch mulmiger zumute.«
    Sie verließen die Rheinuferstraße und gingen am Dom vorbei, dessen Turmspitzen im Nebel verschwanden.
    »Da vorn ist es ja schon.« Die Ärzte überquerten die Straße, bogen in eine kleine Seitenstraße ein, betraten das Lokal und gingen in den Keller hinunter.
    Das Lokal war noch leer. Die Wirtin empfing sie. »Es ist heute nichts los. Dieses gräßliche Wetter hält alle Gäste ab. Wie gut, daß wenigstens Sie kommen!«
    Die beiden setzten sich an ihren gewohnten Platz. Die Wirtin hob die geschlossene Karte in die Höhe. »Wie ich Sie kenne, brauchen Sie keine Speisekarte. Wie immer?«
    »Wie immer!«
    Die Wirtin wollte gehen, als sie stutzte, zurückkam und Dr. Bruckner fragend anschaute. »Ist Ihnen eine Laus über die Leber gelaufen? Haben Sie Ärger gehabt?«
    Dr. Heidmann deutete auf die Zeitungen, die auf der Theke lagen. »Ich nehme an, Sie haben es schon gelesen …«
    »Ach das!« Die Wirtin machte eine abwehrende Handbewegung. »Wir kennen doch unseren Dr. Bruckner so gut, daß wir uns über so etwas nicht aufregen.«
    »Aber die anderen tun es, die mich nicht so gut kennen.« Bruckner griff in die Tasche und holte seine Pfeife heraus. »Ist es gestattet?«
    »Selbstverständlich! Ich glaube, Sie können es heute mehr denn je gebrauchen. Zwei Hecklinger und zwei Schweinebraten?«
    »Bitte sehr!«
    Die Wirtin verschwand in der Küche. Dr. Heidmann nahm eine Schachtel mit Streichhölzern heraus, zündete ein Hölzchen an und gab Dr. Bruckner Feuer.
    Als dieser die Flamme auslöschen wollte, griff Heidmann nach dem brennenden Hölzchen. »Wir müssen die Kerze noch anzünden.«
    »Ach ja.« Thomas Bruckner schaute zu, wie Dr. Heidmann das brennende Hölzchen an den Kerzendocht hielt. Er paffte eine Rauchwolke vor sich hin und schaute in die Flamme.
    »Wir müssen eine Strategie aufstellen.« Heidmann hob das Glas, das die Wirtin auf den Tisch gestellt hatte, und schaute über den oberen Rand Dr. Bruckner an, der ebenfalls gedankenverloren an seinem Glas nippte.
    »Eine Strategie?« wiederholte Bruckner. »Die habe ich bereits aufgestellt.«
    »Das haben Sie schon getan?« Erstaunt setzte Heidmann sein Glas ab. »Und wie werden Sie vorgehen?«
    »Zunächst werde ich Herrn Schnell bitten, uns die Genehmigung zur Sektion zu geben. Wir müssen seine Mutter exhumieren, um die Todesursache festzustellen.«
    »Sie glauben an einen unnatürlichen Tod?«
    »Ich glaube nicht daran – ich will es nicht hoffen. Aber der Verdacht muß von mir genommen werden, sonst ist mein Ruf als Arzt dahin. Wenn der Gerichtsmediziner einwandfrei eine natürliche Todesursache feststellt, bin ich rehabilitiert.«
    Johann Heidmann griff nach seinem Glas, trank ein paar Schlucke, stellte es dann wieder auf den Tisch zurück und lehnte sich nach vorn. »Ich vermute, damit werden Sie bei Herrn Schnell keinen Erfolg haben. Ich mache Ihnen einen anderen Vorschlag.« Er neigte sich ein wenig zur Seite, als die Wirtin kam und die Teller mit dem Schweinebraten hinstellte. »Vielen Dank, Frau Luise!«
    »Ich wünsche Ihnen einen guten Appetit.« Die Wirtin stand noch einen Augenblick prüfend da, kehrte dann zur Theke zurück und stellte eine Pfeffermühle auf den Tisch. »Die hätte ich fast vergessen. Übrigens war neulich Ihre reizende Kollegin hier – Sie hatten sie doch einmal mitgebracht!«
    »Fräulein Pellenz?«
    »So hieß sie wohl. Allerdings –«, über das Gesicht der Wirtin lief ein Lächeln, »mit einem anderen Herrn.«
    Thomas Bruckner mußte lachen. »Sah er wenigstens gut aus?«
    Die Wirtin verdrehte die Augen. »Es war ein Typ, in den ich mich sofort verliebt hätte. Er sah sehr gut aus!«
    »Ich habe gar nicht gewußt, daß unsere kleine Barbara abends mit Männern

Weitere Kostenlose Bücher