Angel 01 - Die Engel
als die meisten seiner Kollegen. Seine Seele brannte vor Sorge. Irgendein schreckliches Wesen entweihte diese heilige Stätte. Es weckte eine Angst in dem Dekan, wie er sie noch nie gekannt hatte. Er presste sich die Knöchel seiner rechten Hand in den Mund und biss darauf, um nicht zu schreien. Durch seinen Geist wirbelten Gebete, Heilige Maria, Mutter Gottes …
Was war das für eine Waffe? Ein Flammenwerfer? Er spähte über den Wald von Steinen hinweg, als der Mann einen zweiten Feuerstoß losließ, der die Kathedrale unheimlich beleuchtete. Jetzt war sein Ziel dort, nur dreißig Meter vor ihm, doch die Kreatur hatte einen riesigen Grabstein aus der Erde gerissen und hielt ihn wie einen Schild vor sich. Das Feuer leckte an dem Stein.
» Er ist außer Reichweite, Danny, spar’s dir!«, schrie der erste Polizist. Seine Stimme klang angespannt, voller Angst. Aber wenn er schon ängstlich klang, dann übertraf ihn der andere Polizist auf jeder Angstskala, die der Dekan je benutzt hatte.
» Ich weiß. Verdammt, ist der schnell. Ich kann ihm einfach nicht folgen, Dave. Er ist wie eine Schlange …«
Jetzt, wo er sie gesehen hatte, wusste der Dekan, was für eine Kreatur das war. Er spürte es tief in seiner Seele. Sie jagten da draußen einen Dämon: ein Wesen aus der Hölle. Ein widerwärtiges Monster, das irgendwie aus seiner eigentlichen Heimat geflohen und auf die Erde gekommen war, um seine Kathedrale zu zerstören. Kein Wunder, dass sie Feuer einsetzten. Kein Wunder, dass sie Angst hatten.
Der Dekan wäre an seiner eigenen Angst fast erstickt. Er biss sich noch fester auf die Knöchel und wimmerte leise. Am liebsten wäre er mit der Ziegelmauer verschmolzen. Er wünschte, die Marmorblöcke würden aus der Erde springen und eine Barriere zwischen ihm und diesem bösartigen Wesen bilden, das die Heiligkeit seines Heims beschmutzte.
Da registrierte er eine leichte Bewegung neben sich, und als er hochschaute, sah er die glühenden Augen der Kreatur, die ihn anstarrten. Der Dekan stieß einen leisen Schrei aus, doch das schlanke Wesen packte ihn sofort mit seinen unglaublich starken Händen und hielt ihn hoch, um ihn als Schild zu benutzen. Der spirituelle Gestank, der vom Körper des Dämons ausging, erinnerte an Verwesungsgeruch und sorgte dafür, dass der Dekan sich erbrach. Die Kreatur interessierte sich kein bisschen für ihn: Der Dekan war ein Werkzeug, mehr nicht.
» Lasst die Flammenmaschine fallen«, knurrte der Dämon, » oder ich zerbreche sein Genick wie einen Zweig.«
Der Polizist mit dem Flammenwerfer trat hinter einem Grabstein hervor. Er stand knapp zwanzig Meter vom Dekan und seinem Angreifer entfernt. Der Flammenwerfer war einsatzbereit und zeigte direkt auf den Dekan. Jederzeit konnte aus seiner hässlichen schwarzen Schnauze der Tod aufflammen und ihn in Kohle verwandeln. Der Dekan bereitete sich darauf vor zu sterben, murmelte seine Gebete und hoffte, danach noch lange genug zu leben, um vom Bischof die letzte Ölung empfangen zu können.
Er versuchte, sich die Schmerzen vorzustellen, wenn man bei lebendigem Leib verbrannte wie einer dieser protestierenden Buddhistenmönche, die er in den Nachrichten gesehen hatte, und die Vorstellung war grauenvoll, schlimmer, als er es ertragen konnte. Wenn die Haut am Körper versengt wurde, bereitete das dem Opfer unerträgliche, unfassbare Schmerzen. Der Dekan konnte sich noch gut daran erinnern, wie er sich einmal in der Kathedrale an einer Votivkerze den Finger verbrannt hatte, und dieser Schmerz war schon unglaublich schlimm gewesen. Nur eine kleine Stelle am Zeigefinger! Wie würde er sich fühlen, wenn sein ganzer Körper brannte und zischte wie das Kerzenwachs unter dem Gitter? Der Schmerz würde so intensiv sein, dass er es hören könnte, wie das Geräusch von Zikaden. Nur das nicht. Alles, nur das nicht.
Er wand sich in den Armen des Dämons, in der Hoffnung, dass er ihm das Genick brechen und er nach nur kurzem Schmerz sterben würde.
» Was soll ich tun, Dave? Ich kann ihn nicht verbrennen, er hat den Priester.«
Der Dekan war überrascht, als er plötzlich seine eigene Stimme hörte, die dem Polizisten befahl, das Gegenteil dessen zu tun, was er eigentlich wollte.
» Verbrennen Sie ihn, nehmen Sie keine Rücksicht auf mich. Verbrennen Sie das Böse …«
Eine Hand schloss sich über seinem Mund und drückte ihm die Lippen gegen die Zähne, bis er spürte, wie ihm Blut aufs Kinn tropfte.
» Ruhe, oder ich breche dir das Genick, ich
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