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Angel 01 - Die Engel

Angel 01 - Die Engel

Titel: Angel 01 - Die Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Kilworth
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ablenken und setzte seinen Weg fort, bis er die gegenüberliegende Wand erreichte. Er tastete sich daran entlang, immer ganz behutsam, falls seine Hand zufällig auf dem Lichtschalter landen sollte, und endlich fand er voller Erleichterung die Tür.
    Wie er schon befürchtet hatte, klemmte sie.
    Erst versuchte er es mit dem Knauf, doch nichts passierte. Er drehte ihn einmal ganz rum, was jedoch nicht den geringsten Effekt zeigte. Als Nächstes trat er gegen die Tür und begann nach fünf Minuten frustriert zu weinen, als sich die Tür nur einen halben Zentimeter weit bewegt hatte, so dass auf ihrer linken Seite ein schmaler Lichtstreifen erschien. Er wollte dieses Licht erreichen, dann könnte er endlich diesem heftigen Schwindelgefühl nachgeben und sich der Bewusstlosigkeit überlassen, in die sein Geist abdriften wollte.
    Immer wieder trat er zu und warf sich mit der Schulter gegen die Tür, wobei er mit jeder Sekunde ängstlicher und nervöser wurde. In seinem Kopf hörte er das Brüllen des brennenden Benzins, und es wurde mit jedem Moment lauter. Manny wollte nicht sterben, nicht so, nicht wie ein Stück Fleisch, das man auf dem Grill vergessen hatte. In seiner Vorstellung konnte er das brennende Fleisch riechen, hörte, wie es zischte.
    Dann endlich, als er wie wild gegen den Fuß der Tür trat, gab sie nach. Entgegen seiner Erwartung fiel sie nach innen und begrub seinen Kopf und seine Schultern unter sich, so dass er sich darunter hervorwinden musste.
    Er spürte, wie der Triumph in seiner Brust aufflammte, da er wusste, dass er in ein paar Minuten draußen im Hausflur sein und sich langsam aus der Gefahrenzone bringen würde.
    Genau in diesem Moment, als er sich entspannte und sich schon in Sicherheit glaubte, ertönte ein Klicken. Es war kein besonders lautes Geräusch, aber für Manny war es, als sei eine Atombombe explodiert. In den Sekundenbruchteilen, als er zwischen Leben und Tod schwebte, erkannte Manovitch, dass die Heizung der Wohnung mit einem Timer versehen war.
    Ein kleiner Funke genügte.
    Eine Sekunde später, und Manny wäre im Hausflur gewesen, um die Ecke, in Sicherheit.
    Aber er hatte keine Sekunde mehr, nicht einmal den Bruchteil einer Sekunde.
    Manny hatte nicht einmal mehr genug Zeit oder Atem, um sich selbst als Arschloch zu beschimpfen.
    Das Feuer raste durch die Wohnung, drang in jede Ritze, jede Ecke, bis es auch den kleinsten Hohlraum ausfüllte, sogar Mannys Lunge. Es breitete sich T-förmig auf beiden Seiten im Hausflur aus, löste die Farbe von den Türen, weichte das Linoleum auf und ließ Glühbirnen platzen. Dann zog es sich wieder in die Wohnung zurück als läge dort ein Drache, der seinen Feueratem in seine Brust zurücksog. Der halbleere Kanister explodierte und bespritzte die Überreste des Mobiliars, dann fraßen sich hartnäckigere Flammen fest und begannen, nach und nach den Inhalt des Wohnzimmers zu verschlingen.
    Mit als Erstes fraß sich das Feuer in die Überreste des Wesens, das sich neben der Tür wie eine Eidechse auf dem Boden wand.

29
    Der Dekan litt unter unheilbarer Schlaflosigkeit.
    Momentan lag diese Schlaflosigkeit in seinem Job begründet, der hauptsächlich darin bestand, sich um die finanzielle Situation der Kathedrale zu kümmern, doch es hatte schon immer irgendeinen Grund dafür gegeben. Als er noch ein Junge gewesen war, so um die fünfzehn, und von den Mysterien und Ehren des Priestertums nur träumen konnte, hatte ihn nachts die Angst wach gehalten, er könnte sich irgendeine schreckliche Geschlechtskrankheit einfangen. Die anderen Jungen im Internat hatten ihm erzählt, dass er sich eine solche Krankheit auf öffentlichen Toiletten holen könnte, und so verbrachte er manchmal einen ganzen Schultag, ohne zu urinieren, was zu starken Schmerzen führte, als würde ihm jemand eine heiße Nadel in den Schritt rammen. So lernte er, Schmerzen zu hassen.
    Damals hatte er Angst vor der Schande gehabt, denn er war überzeugt, niemand würde ihm glauben, dass er nicht bei einer Prostituierten gewesen war. Das hatte ihn wach gehalten, und er hatte schwitzend im Dunkeln gelegen, Stunde um Stunde. Einmal hatte er sich in einen solchen Angstzustand hineinfantasiert, dass seine Oberschenkelmuskeln verkrampften und die Blutzufuhr zu seinen Beinen unterbrochen wurde. Als er versuchte, aus dem Bett zu steigen und sich hinzustellen, trugen seine Beine ihn nicht mehr, und er schrie nach der Hausmutter, da er davon überzeugt war, sich im Schwimmbad irgendein Virus

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