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Angel 01 - Die Engel

Angel 01 - Die Engel

Titel: Angel 01 - Die Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Kilworth
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den Katakomben unter London stattfand. Der Priester war sehr gespannt, was dieses Treffen anging, und wie die meisten Kleriker erwartete er aufgeregt die Ergebnisse. Er hatte all die Gewalt satt, die im Namen Gottes verübt wurde, in seinem und vielen anderen Ländern. Sie diente doch nur einem Zweck: die Korrupten mit menschlichem Blut zu füttern. Es gab keine Entschuldigung für solche Massaker, und er hoffte, dass die Verurteilung durch die vereinten Weltreligionen ausreichen würde, um die Fanatiker und Extremisten endgültig aufzuhalten.
    Ungefähr um zehn Uhr hörte er einen entsetzen Schrei aus dem Zimmer der Jungs. Als er hastig aus dem Arbeitszimmer lief, entdeckte er, dass seine Tochter aufgewacht war und durch den Flur wanderte.
    » Was war das?«, fragte sie.
    » Geh wieder ins Bett, Schatz«, erwiderte der Priester. » Ich glaube, Noel hat einen Alptraum.«
    Samantha gehorchte und der Priester stieg die Treppe hinauf und ging zum Zimmer der Jungen. Als er den Raum betrat, fand er Noel aufrecht im Bett sitzend vor. Er war nassgeschwitzt und weinte. Sein Bruder im Bett daneben schlief tief und fest.
    » Was ist denn los, Sohnemann?«, fragte der Priester sanft. » Schlecht geträumt?«
    Zuerst antwortete Noel nicht, sondern schluchzte nur, während er sich in den Arm seines Vaters kuschelte.
    Schließlich starrte der kleine Junge mit Tränen in den Augen zum Fenster und sagte: » Daddy, da hat jemand versucht, reinzukommen.«
    Der Priester schaute kurz zum Fenster und sagte dann: » Das war bestimmt nur ein Traum, Noel. Nur ein dummer Traum.«
    Der Priester holte ein Handtuch und rubbelte seinen Sohn ab, dann streichelte er ihm noch eine Weile die Stirn, und so lag der Junge bald wieder auf seinem Kissen und schlief ein. Der Priester blieb noch einen Moment sitzen und musterte ihn. Dann musterte er die Dachluke. Er stand auf, zog den Vorhang zur Seite und starrte in die Dunkelheit hinaus. Sehen konnte er nichts, aber er spürte etwas.
    Das beunruhigte ihn: Innerlich standen ihm die Haare zu Berge. Er war sehr sensibel für verstörende Schwingungen. Er sagte sich, dass es natürlich sehr viel Böses in der Welt gab und es deswegen nicht verwunderlich war, wenn man manchmal das Gefühl hatte, der Geist werde gestört. Ein Mann wie er, der es jeden Tag mit dem Metaphysischen zu tun hatte und sensibel auf Stimmungen reagierte, musste hin und wieder ein Zwicken spüren, ganz besonders in der Nähe der Innenstadt mit ihren Nachtwesen.
    Doch noch während er dort saß und sich einredete, dass im Haus alles in Ordnung war, verstärkte sich seine Beunruhigung. Er hatte das eindeutige Gefühl, dass über ihm etwas war, etwas in dem Spalt zwischen den beiden Dächern lag und wartete. Und was auch immer dieses etwas war, es war kein Mensch.
    Der Priester hatte nie zu den Klerikern gehört, die daran glaubten, dass der Teufel ein stoffliches Wesen ist, ein Wesen aus Fleisch und Blut, das unter uns wandelt und böse Taten vollbringt. Er hielt das Böse für einen festen Bestandteil der menschlichen Natur und war der Meinung, dass der Teufel in der Menschheit stecke und dass Männer und Frauen sich selbst im Blick haben sollten, statt irgendein übernatürliches Wesen, das irgendwo herumspukte und schändliche Taten beging.
    Doch als er dort am Bett seines jüngsten Sohnes saß, spürte er, dass etwas Schreckliches in seiner Nähe war, etwas Beängstigendes, direkt über ihm. Dem Priester schossen Bilder durch den Kopf, Illustrationen, die er in alten, heiligen Büchern gesehen hatte, die in der Bibliothek des College verwahrt wurden, an dem er seinen Abschluss in Theologie gemacht hatte. Er wurde den Gedanken nicht los, dass zwischen seinen beiden Söhnen und einer bösartigen Entität nur ein paar Dachziegel und Holzpfeiler lagen.
    Er hatte das Gefühl, dass nur eine einzige Macht dafür sorgte, dass dieses Ding nicht ins Haus kam, und diese Macht war seine eigene Anwesenheit. Er war ein Priester, ein Mann Gottes, und deshalb wirkte er abstoßend auf diabolische Wesen mit mörderischen Absichten.
    Das Gefühl war so stark, dass er auf der Stelle in seinem eigenen Haus einen Exorzismus durchgeführt hätte, wenn er gewusst hätte, was man dafür brauchte. Bisher war er nur ein ziemlich durchschnittlicher Geistlicher gewesen, der drei Kirchen im Bezirk betreute und dessen mystische Seite nie weiter strapaziert worden war als für gewöhnliche Gebete und das Erteilen der Sakramente.
    Er überlegte kurz, ob er unten in

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