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Angel 01 - Die Engel

Angel 01 - Die Engel

Titel: Angel 01 - Die Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Kilworth
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nur ein Meteor«, schnaubte der Erzdiakon abfällig.
    Das Feuer tobte jetzt, und das Geräusch, mit dem die Luft in das entstehende Vakuum gesaugt wurde, war beängstigend.
    Oh Gott, dachte er plötzlich, das Treffen!
    Hinter Lloyd drangen der Lärm von Explosionen, das Krachen und Rumpeln von einstürzenden Gebäuden aus dem Herz der Flammen. Hunde, Katzen, Mäuse und Ratten liefen an den Menschen vorbei, auf der Flucht vor dem Feuer. Sie ignorierten sowohl die Menschen als auch einander und waren gespenstisch still, völlig darauf fixiert, sich in Sicherheit zu bringen. Es war eine wilde, surrealistische Szene, wie aus einer gruseligen Gutenachtgeschichte. Lloyd lief weiter, zusammen mit vielen anderen, duckte sich immer wieder instinktiv, wenn eine neue Explosion den jungen Morgen erschütterte. Die älteren Kinder, fit und durch das Ereignis aufgedreht, liefen vorne weg. Am langsamsten waren Eltern, die ihre Kleinkinder trugen, oder Menschen, die ihren kranken Nachbarn halfen. Im Mittelfeld befanden sich Leute wie Lloyd, deren Alter und bequemer Lebensstil sie bei der Flucht behinderten.
    Jetzt hörte er auch die Sirenen der Feuerwehrwagen, die langsam das Randgebiet der Feuersäule erreichten. Sie fegten wie Streitwagen zwischen den Flüchtlingen hindurch, auf dem Weg, den mächtigen Feind zu bezwingen. Einige Kinder jubelten. Lloyd wusste, dass dies kein normales Feuer war, das von den Kräften der hervorragenden Londoner Feuerwehr, die auf terroristische Anschläge mit Brandbomben spezialisiert war, leicht unter Kontrolle gebracht werden könnte.
    Sein Gehirn spulte immer wieder die Fakten zum großen Feuer von 1666 ab, wie ein eingängiges Lied, das einfach nicht verschwinden wollte. In der Schule hatte er die Zahlen und Ereignisse einmal für einen Geschichtstest auswendig lernen müssen, und jetzt kamen sie alle wieder zum Vorschein.
    Das Feuer von 1666 war in einer Bäckerei in der Pudding Lane ausgebrochen und laut der Legende am Pie Corner gestoppt worden. Vier Fünftel der Innenstadt waren zerstört worden: Dreizehntausend Gebäude, darunter auch die alte St.-Paul’s-Kathedrale und siebenundachtzig Gemeindekirchen.
    Lloyd erkannte, dass Pudding Lane wie durch einen erstaunlichen Zufall nur ein paar Hundert Meter von der Absturzstelle des Meteors entfernt und jetzt von den Flammen eingeschlossen war. Er fragte sich, ob es tatsächlich Feuerpunkte gab, so ähnlich wie Kraftlinien, die schwächer und anfälliger für Feuer waren als andere Regionen der Erde. Er war kein Fan von abergläubischen Theorien, aber es kam ihm doch seltsam vor, dass in dieser Gegend gleich zwei große Feuer ausgebrochen waren – vielleicht sogar mehr, doch um das zu überprüfen, bräuchte man die vollständigen historischen Aufzeichnungen über diese Gegend.
    Die junge Frau, die neben ihm herlief, unterbrach mit einer Frage seine Überlegungen: » Wenn es nur ein Meteor war, warum laufen Sie dann in Unterwäsche hier rum? Warum haben Sie überhaupt Ihre Wohnung verlassen? Warum sind diese ganzen Leute hier aus ihren Häusern gekommen? Glauben Sie wirklich, ein Meteor würde eine Warnung vorausschicken, dass er gleich aufschlägt?«
    » Nein, natürlich nicht«, erwiderte er unbehaglich. Er war sich seines schwabbeligen Körpers nur zu bewusst und hätte in diesem Moment nur zu gerne eine Hose und ein Hemd angehabt. » Aber vielleicht hat er in seiner Umgebung irgendeine Art von Strahlung erzeugt, Vibrationen oder so etwas …« Noch während er es aussprach, wusste er, wie dämlich das klang.
    Es war immer noch schwierig, das Feuer direkt anzusehen. Jetzt trafen auch Polizei und Rettungswagen ein. An die nicht ausreichend bekleideten Alten und Kinder wurden Decken verteilt. Lloyd entschied, dass er für ein oder zwei Stunden durchaus einer von den Alten sein konnte, zumindest bis er irgendwo anständige Kleidung auftrieb, auch wenn er sich normalerweise gegen eine solche Bezeichnung sträubte.
    Als er sich umdrehte, um sich weiter mit der schönen Frau zu unterhalten, war sie gegangen. Da er neugierig geworden war, folgte er ihr.
    In seiner Decke kam er sich vor wie ein Indianer, als er die Frau endlich einholte. » Wo gehen Sie hin?«, fragte er sie.
    » In ein Hotel. Wohin denn sonst? Ich habe keine Verwandten hier in der Gegend.«
    » Haben Sie denn Geld dabei?«
    » Ja. Möchten Sie etwas davon haben?«
    Haben, nicht leihen. Sie war wirklich eine sonderbare Frau.
    » Vielen Dank. Ich würde auch lieber in ein Hotel gehen,

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