Angel 01 - Die Engel
dauern wird.«
» Und woher kommt das Blut in Wahrheit?«, wollte Dave wissen.
Der Erzdiakon zuckte zusammen. » Bei Oxford ist der ganze Fluss mit Leichen verstopft – mit menschlichen Überresten, das Blut ist also Menschenblut. In den Wasserreservoiren schwimmen ebenfalls Leichen. Das Blut scheint also echt zu sein, allerdings …«
» Allerdings was?«, fragte Danny, dem schlecht wurde, als ihm wieder einfiel, dass er in der Nacht ein Glas Wasser getrunken hatte, ohne dabei das Licht anzumachen.
» Allerdings scheint es keine Vermissten zu geben. Es hätte schon ein Massaker für so viele Tote gebraucht, ein schreckliches Gemetzel, ein Blutbad. Aber die Polizei sagt, es habe in der vergangenen Nacht nur die üblichen zwei, drei Morde gegeben, und diese Leichen sind registriert worden.«
Petra erklärte: » Totenbeschwörung. Irgendwie hat Manovitch es geschafft, genug Kraft zu sammeln, um diese Leichen aus dem Nichts zu erschaffen. Satan hat ihn mit seinem Blut ausgestattet.«
» Dann sind sie also nicht echt«, meinte Danny erleichtert.
» Natürlich sind sie echt«, fauchte Petra. » Sie sind doch da, oder nicht? Und das ist immer noch Blut in deinem Glas.«
Lloyd murmelte: » Es wird sowieso einige Tote geben – durch Seuchen …«
Lloyd war am Telefon von Leuten angebrüllt worden – sehr wichtigen Leuten –, die von ihm verlangten, schnellstens Ergebnisse vorzulegen, sonst … Er war sich nicht ganz sicher, was dieses » sonst« bedeuten sollte, aber es gefiel ihm nicht.
» Wie es scheint, kommen wir nicht weiter«, sagte er genervt. » Wir müssen die Dinge ein wenig beschleunigen. Hat irgendjemand eine Idee? Petra, warum schluckt Manovitch den Köder nicht? Hat er vielleicht Angst vor uns?«
Petra schüttelte den Kopf. » Er hat keine Angst vor uns, er hat Angst vor dem Erzengel. Er wird im Verborgenen bleiben und auf eine Gelegenheit hoffen, um sich Dave und Danny zu schnappen. Seine Rache ist für ihn zweitrangig. Wir können nur hoffen, dass er bald eine Chance sieht und anfängt Risiken einzugehen.«
» Aber«, wandte der frustrierte Lloyd ein, » wir haben doch überall verbreitet, dass sie hier sind, sogar im Fernsehen.«
» Vielleicht lebt er in irgendeinem Loch, irgendwo in der Kanalisation, wo er keinen Zugang zu elektronischen Geräten hat. Er ist eine tote Seele und damit an die unerträglichen Bedingungen in der Hölle gewöhnt, an Dreck und Elend, wie wir es uns gar nicht vorstellen können. Wie auch immer seine Lebensbedingungen hier sind, im Vergleich dazu ist es das reinste Paradies. Er versteckt sich bestimmt nicht in einem Luxushotel, wo es in jedem Zimmer einen Fernseher gibt.«
» Was ist mit den Zeitungen? Man findet in fast jedem Mülleimer eine.«
» Haben Sie schon mal daran gedacht, dass er vielleicht nicht lesen kann? Nicht nur die Seele entwickelt sich in der Hölle rückläufig, sondern auch die intellektuellen Fähigkeiten. Sein Verstand hat sich in ein wildes, verzerrtes Ding verwandelt, in das Bewusstsein eines Tieres in der Dunkelheit, und seine ehemalige Bildung wird verloren sein. Seine Verschlagenheit wird sich um das Zehnfache verstärkt haben; er ist jetzt ein Krieger und ein Jäger, aber akademisch gesehen ist er jetzt wahrscheinlich eine taube Nuss.«
» Als Analphabet ist er aber kein ernstzunehmender Gegner«, meinte Lloyd abfällig, der ein bisschen versnobt war, wenn es um Bildung ging. Er selbst war in Harrow gewesen.
» Erklären Sie das mal Attila dem Hunnenkönig«, knurrte Dave.
Lloyd verstand, was er sagen wollte.
Danny stellte fest: » Solange er sich in dunklen Ecken herumdrückt, können wir ihm nur durch Zufall begegnen. Es wäre schön, wenn er einfach ungeduldig würde und dahin zurückgeht, wo er hergekommen ist.«
Petra wirkte schockiert. » Das wäre eine Katastrophe«, meinte sie. » Auch wenn er hier unten ziemlich ungeschickt ist, auf dem spirituellen Schlachtfeld ist Manovitch eine schreckliche Macht. Wenn die Engel auf den Schlachtfeldern von Armageddon überwältigt werden, ist das Gute verloren und das Böse wird die Erde regieren.«
» Ich dachte, das könnte gar nicht geschehen«, wandte Danny ein. » Zumindest nicht langfristig gesehen. Ich dachte immer, dass das Böse letztendlich verlieren muss.«
» Ja, letztendlich wird Gott triumphieren, aber willst du die nächsten zehn Millionen Jahre unter der Herrschaft von Satan und seinen Leuten leben? Man muss dabei an unzählige Generationen von Menschen denken, nicht
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