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Angel 01 - Die Engel

Angel 01 - Die Engel

Titel: Angel 01 - Die Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Kilworth
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Als das Geräusch immer lauter wurde, dachte er, dies müsse nun endlich das Ende der Welt sein, der Tag der Erlösung.
    Aber es wehte kein Wind, es gab kein Erdbeben, weder Feuer noch Flut, nur dieses schreckliche Geräusch.
    Er sprang die Stufen hinauf, da er sehen wollte, wie der Herr die Erde durch seine Engel zerstörte, wie es der Heilige Johannes vorausgesagt hatte. War dieses Geräusch der Trompetenstoß der sieben Engel? Würde jetzt ein Drittel der Erde zerstört, ein Drittel des Wassers durch Wermut vergiftet, ein Drittel der Erdbevölkerung ausgelöscht werden?
    Er wollte sie sehen, Gog und Magog, zweihunderttausend Reiter mit Rüstungen aus Feuer, Topas und Schwefel, mit Löwenköpfen und Feueratem. Er wollte einen der Racheengel sehen, in Wolken gekleidet, das Gesicht sonnengleich. Bestimmt waren die sieben Siegel gebrochen worden.
    Wo waren der Brunnen des Abgrunds, die Heuschrecken mit den Skorpionstacheln und den Gesichtern von Männern und Frauen mit Löwenzähnen? Wo waren die Stimmen der Erde, die Donner und Blitze? Wo waren das große Tier mit den sieben Häuptern und den zehn Hörnern, das gläserne Meer, die Ströme aus Blut, der Reiter auf dem weißen Pferd? Er wollte es sehen. Er wollte Zeugnis ablegen.
    Er sah nichts von alldem. Lloyd sah einen Stern, der auf die Erde stürzte, einen großen, himmlischen Stern, der im strahlenden Sonnenlicht brannte wie eine Lampe, aber sein Name war nicht Wermut – sein Name war Jumbo.
    Lloyd konnte sich gerade noch hinter die Betonmauer ducken, bevor das riesige Flugzeug auf der Erde aufschlug, sich durch den St. James Park grub und sich mit einem dröhnenden, monströsen Getöse in das riesige Whitehall Gebäude bohrte. Die Explosion war so laut, dass Lloyd glaubte, sein Kopf würde zerreißen. Eine große Feuersäule stieg in den Himmel auf, größer als das höchste Gebäude der Stadt, und der Boden zitterte, als gäbe es tatsächlich ein Erdbeben. Eine große Welle und ein heißer Wind fegten den Fluss hinunter, und die Boote schlugen gegen die Anlegestelle. Glänzendes Metall wurde über Lloyds Kopf durch die Luft geschleudert und landete zischend in der Themse. Um ihn herum regnete es Trümmer, von denen einige platschend im Wasser landeten, darunter Körperteile der Flugzeuginsassen und derer, die sich in dem Gebäude aufgehalten hatten, aber auch Ziegelsteine und Mörtel, Parkbänke, Abfalleimer und ungefähr zweihunderttausend andere brennende Objekte.
    Über ihren Köpfen schlugen Flammen über das Flussufer hinaus und verschmorten Lloyds Haare. Petra, die weiter unten stand, presste sich gegen eine Bank und versuchte, dem Schrott auszuweichen, der pfeifend und dröhnend durch die Luft flog. Einige Autos waren über das Ufer hinausgeschleudert worden und versanken jetzt im Fluss. Lloyd konnte hinter den Scheiben die entsetzten Gesichter der Insassen sehen, die verzweifelt versuchten, aus dem Wagen zu kommen.
    Eines der riesigen Triebwerke flog über den Fluss auf die andere Seite und zerstörte wie eine hüpfende Bombe eine ganze Häuserzeile. Es fegte sie weg wie Kegel und rollte dann weiter zu einer Tankstelle, die in einer weiteren Explosion zerstört wurde.
    Das Südufer entging der Katastrophe nicht.
    Ein Teil des Flugzeugrumpfs rutschte wie ein durchgedrehter, rasiermesserscharfer Schlitten die Straße entlang Richtung Temple. Es zerfetzte Menschen, Laternen und Telefonmasten und ließ zuckende Überreste von Menschen und Tieren auf dem Pflaster zurück. Es schnitt sich durch Autos, als wären sie reife Früchte, bei einem Doppeldeckerbus trennte es die gesamte obere Hälfte ab, so dass die untere Hälfte mit den enthaupteten Fahrgästen zurückblieb, aus deren Halswunden das Blut spritzte. Schließlich bohrte es sich in eine Bronzestatue, die sich in der Mitte umbog, als wolle sie sich vor dem Schöpfer dieses Massakers verneigen.
    Sirenen heulten, Hupen schrillten und allgemeiner Lärm brach los. Menschen schrien, einige vor Schmerzen, andere einfach vor Schreck. Die Toten blieben still.
    Lloyd spähte vorsichtig über die Mauerkante.
    Er fand keine Worte, um das Grauen vor seinen Augen zu beschreiben. Es war die absolute Zerstörung. Petra stellte sich neben ihn. In diesem Moment hörte man zwei weitere Explosionen, dicht nacheinander. Noch mehr Flugzeuge waren abgestürzt, nachdem sie den Luftraum über der Stadt erreicht hatten, wo alle Maschinen den Geist aufgaben. Über der Tower Bridge trudelte ein Helikopter, der außer Kontrolle

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