Angel 01 - Die Engel
machst?«
Petra lachte. » So schlimm ist es vermutlich noch nicht. Der Mörtel und die Ziegel bröckeln etwas, aber ich glaube nicht, dass schon alles in sich zusammenfallen wird.«
» Tja, pass besser auf.«
» Nein, Lieutenant Peters«, erwiderte sie ernst, » du solltest besser aufpassen. Manovitch ist immer noch da draußen. Wahrscheinlich wartet er nur darauf, dass du Dannys Fährte aufnimmst, damit er euch dann beide zusammen schnappen kann.«
Lloyd Smith trat zu ihnen an den Tisch und ließ sich in einen Sessel sinken. Seine schlanken Hände zitterten.
» Was ist passiert?«, fragte Petra alarmiert.
» Manovitch hat Constable Patels Freundin getötet«, erklärte er leise. » Der arme Junge ist völlig fertig.«
» Oh mein Gott«, rief Petra.
» Er ist gerade bei ihrer Familie. Sie versuchen, einander zu trösten, aber als ich ging, weinten sie alle.« Lloyd stiegen ebenfalls Tränen in die Augen, doch er wischte sie schnell mit einem Taschentuch ab.
» Wie ist es passiert?«, fragte Dave. » Sind Sie sicher, dass es Manovitch war?«
» Natürlich nicht hundertprozentig, aber es gab kein ersichtliches Motiv – kein Raub, nichts dergleichen. Es ist auch noch eine zweite Frau gestorben. Sie wurden beide in einer Gasse zwischen zwei Hochhäusern gefunden. Anscheinend wurden sie von einem Parkhausdeck geworfen. Bei Daphne hat man Anzeichen eines Kampfes entdeckt, und das andere Opfer wurde vorher erwürgt. Sie war wahrscheinlich schon tot, als sie runtergeworfen wurde. Es handelt sich um eine sehr füllige Dame, es hätte also einen außergewöhnlich starken Mann gebraucht, um ein totes Gewicht von gut fünfundachtzig Kilo über eine gut einen Meter hohe Brüstung zu heben.«
» Sonst noch etwas?«, fragte Dave. » Irgendwelche anderen Hinweise?«
» Das zweite Opfer, eine gewisse Lydia Storkey, hatte einen Mini. An dem Auto waren Spuren, die darauf hindeuten, dass es einmal aufs Dach und dann wieder zurückgerollt wurde.«
» Sie meinen, jemand ist gefahren, kam ins Rutschen, und das Ding hat sich überschlagen?«
» Ich weiß es nicht«, meinte Lloyd hilflos. » Ich gebe nur die Fakten weiter.«
Dave starrte wieder aus dem Fenster. An diesem Morgen war nicht viel Verkehr. Inzwischen wurden die Plagen sehr ernst genommen, und die siebte stand unmittelbar bevor. Das Wichtigste auf Daves Agenda war allerdings, Danny zu finden. Sobald das erledigt war, konnten sie Manovitch gemeinsam zur Strecke bringen. Die tote Seele kam immer näher, so viel war sicher. Daphne hatte am Rand ihrer Gruppe gestanden, eine unschuldige Verbindung, doch wenn Manovitch diese Verbindung kannte, war er kurz davor, Bruder Tuck und Mutter Teresa zu erwischen. Dave machte sich außerdem Sorgen um Petra.
» Hältst du es wirklich für eine gute Idee, heute zum Tower zu gehen?«
» Warum, nur weil es langsam gefährlich wird? Du machst wohl Witze, Dave Peters. Wann wirst du damit aufhören, Frauen immer nur beschützen zu wollen, und anfangen, sie mitspielen zu lassen?«, fragte Petra.
» Mein Job ist es, die Bevölkerung zu beschützen. Du bist keine Polizistin.«
» Ich kann allein auf mich aufpassen, vielen Dank.«
Seufzend akzeptierte er, dass er auf verlorenem Posten stand. Stattdessen wandte er sich an Lloyd: » Wie geht es jetzt weiter?«
» Stan Gates ist ab jetzt Ihr Fahrer.«
» Den will ich nicht«, wehrte Dave ab. » Ich traue ihm nicht.«
» Sie könnten selbst fahren, aber Sie brauchen jemanden als Verstärkung, Lieutenant. Sie sollten nicht allein in London unterwegs sein, besonders jetzt nicht, wo Manovitch anscheinend näher kommt.«
Petra nickte. » Lloyd hat Recht. Du brauchst Gates.«
» Okay«, knurrte Dave. » Wo ist er?«
» Wartet draußen im Wagen auf Sie.«
» Dann mache ich mich mal auf den Weg.«
Dave überließ es Petra, sich um Lloyd zu kümmern, dem der Tod von Patels Freundin wirklich nahezugehen schien. Dave vermutete, dass Lloyd noch immer unter Nachwirkungen seiner eigenen Begegnung mit Manovitch litt. Eine so furchtbare Erfahrung wie eine Vergewaltigung steckte man nicht einfach so weg, ohne psychische Blessuren davonzutragen. Jedes Mal, wenn Manovitchs Name fiel, begann Lloyd zu zittern.
Dave machte dem alten Mann deswegen keinen Vorwurf. Wenn er daran dachte, was Lloyd durchgemacht hatte, wand sich Dave innerlich. Es musste die reinste Hölle gewesen sein. Dave bewunderte Lloyd zutiefst, der aus einem härteren Holz geschnitzt zu sein schien, als man auf den ersten Blick
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